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Medienbericht
Ermittler verfolgen bei Nord-Stream-Untersuchung Spur nach Polen

Bei den Untersuchungen zu den Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee gehen deutsche Ermittler einem Medienbericht zufolge inzwischen auch Spuren nach Polen nach. Es gebe Hinweise, wonach ein mutmaßliches Sabotageteam das Land als Einsatzbasis genutzt haben könnte, berichtet das "Wall Street Journal".

    Gas sprudelt an die Meeresoberfläche.
    Die Lecks in den Ostseepipelines Nordstream 1 und 2 sorgten für das Ausströmen des Erdgases. (picture alliance / TT NYHETSBYR?N / Forsvaret Danmark)
    Die US-Zeitung beruft sich auf die Auswertung von Daten der Segeljacht "Andromeda". Das Schiff soll bei der Sabotage der Pipelines genutzt worden sein. Es gilt bisher als konkreteste Spur.
    Wie es heißt, haben deutsche Ermittler eine zweiwöchige Fahrt des Schiffs zum Zeitpunkt des Anschlags mit Hilfe von Daten aus der Funk- und Navigationsausrüstung, von Satelliten- und Mobiltelefonen sowie E-Mail-Konten rekonstruiert. Sie hätten dabei herausgefunden, dass die Jacht von ihrem Kurs abgewichen sei, um in polnische Gewässer zu fahren. Das Bundeskriminalamt (BKA) und das Büro von Polens Ministerpräsident Morawiecki reagierten zunächst nicht auf Medienanfragen.

    Weitere Hinweise in Richtung Ukraine geprüft

    Laut dem "Wall Street Journal" haben die Ermittler zudem versucht, an Bord gefundene DNA-Proben einem verdächtigen ukrainischen Soldaten zuzuordnen. Kürzlich hatten auch WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf den Generalbundesanwalt berichtet, das BKA habe eine Frau als Zeugin identifiziert. Deren Wohnung wurde demnach Ende Mai durchsucht und ihr Handy beschlagnahmt. Zudem nahmen sie DNA-Spuren ihres Kindes, um sie mit den Spuren von der "Andromeda" abzugleichen.
    Dem Bericht zufolge soll die Frau die ehemalige Lebensgefährtin des Ukrainers sein, dem eine Beteiligung an dem Anschlag vorgeworfen wird. Bei dem Kind handelt es sich womöglich um ihr gemeinsames. Die Ermittler betonten den Berichten zufolge, sie könnten nicht ausschließen, dass die Spur im Zuge einer "False Flag"-Operation von anderen absichtlich gelegt worden sei, um die Verdächtigungen in Richtung Ukraine zu leiten.

    Selenskyj bestreitet Beteiligung seines Landes

    Die "Washington Post" hatte kürzlich berichtet, dass die USA drei Monate vor dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines von angeblich ukrainischen Plänen für einen Angriff auf die Erdgasleitungen erfahren hätten. Der ukrainische Präsident Selenskyj bestritt daraufhin eine Beteiligung seines Landes an dem Anschlag.
    Durch Nord Stream 1 strömte bis zum Lieferstopp Erdgas aus Russland nach Deutschland und in weitere europäische Länder. Nord Stream 2 wurde wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht in Betrieb genommen. Im September führten Unbekannte schwere Explosionen an den beiden Doppelröhren herbei.
    Diese Nachricht wurde am 10.06.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.