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Ermutigung zur Wahl

Honecker: Wahlen sind langweilig, Verallgemeinerungen sind oft gefährlich, aber die Motivation an die Urne zu gehen, ist bei den Jüngeren nicht sehr hoch. Warum soll es in Thüringen anders sein als in den übrigen Bundesländern? Am dreizehnten Juni können die Thüringer nicht nur an der Europa- sondern auch an der Landtagswahl teilnehmen und erstmals in der Geschichte des Landes gibt es eine so genannte Erstwählerkampagne. Den Auftrag hat die studentische Agentur, "Die Goldenen Zwanziger" bekommen und Christian Fuchs von den Goldenen Zwanzigern habe ich jetzt am Telefon. Guten Tag, Herr Fuchs.

    Fuchs: Ich grüße Sie, Herr Honecker.

    Honecker: Herr Fuchs, warum soll ich denn wählen gehen?

    Fuchs: Ja, Sie sind ja nicht unsere Zielgruppe. Unsere Zielgruppe sind 18- bis 23-jährige Jung- und Erstwähler in Thüringen und denen wollten wir sagen, geht zur Wahl, es ist wichtig, ihr habt eine Chance. Es ist kein blödes Muss sondern es ist eine Möglichkeit sich zu engagieren in der Gesellschaft.

    Honecker: Sie sagen, ich habe eine Chance, aber das überzeugt mich noch nicht so furchtbar. Warum soll ich denn diese Chance wahrnehmen, was bringt mir das?

    Fuchs: Wir zeigen einfach, dass Wählengehen im Alltag auch wichtig ist, dass man mit seinem Kreuz, was man alle vier Jahre abgibt, auch Entscheidungen für sich selbst, für seine Zukunft setzen kann. Und so zeigen wir zum Beispiel auf Motiven, die wir gestaltet haben für unsere Kampagne, dass man zum Beispiel bei der Musterung keine Wahl hat, aber bei der Politik hat man eine Wahl, weil da kann man sagen, nein, ich möchte lieber die Partei, weil die mehr meine Interessen vertritt und besser für meine Zukunft ist als eine andere.

    Honecker: Das haben Sie jetzt schon so ein bisschen eingegrenzt, also Sie haben so bestimmte Motive, die Sie auf Plakaten wahrscheinlich oder in bestimmten Spots zeigen. Was sind denn sonst noch so für Aktionen geplant?

    Fuchs: Also, zudem gibt es außerdem noch eine Wahlhotline, wo man sich informieren kann als Jungwähler, was gibt es für Parteien, was wähle ich überhaupt, was hat das für Auswirkungen. Es gibt Postkarten, Citycards, es ist ein Team von der europäischen Jugendbildungs- und -begegnungsstätte Thüringen in Schulen unterwegs, in 40 Thüringer Schulen, die machen Workshops mit den Jung- und Erstwählern, ja, solche Sachen.

    Honecker: Welche Medien nutzen Sie denn, wenn Sie an die Erstwähler ran wollen? Das sind ja zum Beispiel nicht die potentiellen Deutschlandfunkhörer, sage ich einmal ganz ungeschützt. Wie kommen Sie an die ran, über welche Radiokanäle, über welche Fernsehstationen? Sie haben gesagt, Sie gehen in Schulen hinein, was gibt es da noch für Möglichkeiten?

    Fuchs: Hauptsächlich Schulen, wir denken, dass man Erstwähler direkt ansprechen muss, über Medien ist es zu unpersönlich und wenn man gerade schon eine negative Einstellung zu Wahlen und zu Politik hat, dann muss man mit ihnen direkt reden und die Zielgruppe, die wir erreichen wollten, das sind 150.000 Jugendliche, die sind ganz schwer über die klassischen Wege zu erreichen. Also reden wir mit denen konkret und direkt.

    Honecker: Ihre Agentur ist im vergangenen Jahr gegründet worden und zwar von Studierenden der Universität Jena. Wie haben Sie sich denn da zusammengefunden?

    Fuchs: Wir hatten ein Einführungsprojekt hier, ein studentisches, wir haben einen Kongress veranstaltet und danach auch noch ein Buch zum Thema politische Kommunikation herausgegeben und das war eigentlich sehr einmalig, diese Sache. Da hatten sich Studenten überlegt, wir müssen doch so etwas mal regelmäßig machen als dass junge Leute, die Theorie an der Universität lernen, das auch gleich praktisch anwenden können und so wurde die Agentur 2003 gegründet und das sind BWL-Studenten gewesen, Psychologiestudenten, aber halt hauptsächlich Medien- und Kommunikationswissenschaftler.

    Honecker: Und sind Sie erfolgreich?

    Fuchs: Wir haben schon mehrere Aufträge erfolgreich abgeschlossen, von den Kunden hören wir nur Gutes, wir haben Imagefilme gedreht, wir haben klassische Kampagnen gemacht, zum Beispiel eine 300 Euro Kampagne für die Stadt Jena, das bedeutet, wir wollten neuen Jenensern aufzeigen, was sie davon haben, wenn sie ihren Erstwohnsitz an die Saale verlegen und da haben wir innerhalb von drei Wochen 3000 Leute überreden können, ihren Erstwohnsitz hier in Jena anzumelden.

    Honecker: Christian Fuchs von der studentischen Kommunikationsagentur die Goldenen Zwanziger, die Agentur organisiert die Erstwählerkampagne für Thüringen.