Ein großes Schnitzel mit ein paar kleinen Kartoffeln und einer Handvoll Erbsen – das ist ein Bild von gestern, findet Antje Gahl, Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Viel Gemüse, Kartoffeln oder Reis und ab und zu ein kleines Stück Fleisch oder Fisch dazu – so sollte der Teller aussehen.
"Die Studienlage ist so eindeutig, dass man sagt, ein höherer Obst- und Gemüseverzehr hat einfach gesundheitliche Vorteile im Hinblick auf die Prävention von Krankheiten, insbesondere die Vorbeugung von Herz-Kreislauferkrankungen, aber auch Schlaganfall oder auch der Bluthochdruck mit einem verringerten Risiko einhergeht, je mehr man Obst und Gemüse isst."
Seit gut zehn Jahren empfiehlt die Organisation ausdrücklich eine vegetarische Dauerkost mit Hülsenfrüchten als Proteinlieferanten und Blattgemüsen und Vollkorngetreide für die Eisenversorgung. Allen, die nicht auf Fleisch verzichten wollen, rät die DGE, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche zu essen, dazu ein oder zwei Fischmahlzeiten.
"Was wir neu in die Regeln aufgenommen haben, ist die differenzierte Auflistung, dass man weniger rotes Fleisch verzehren sollte, weil gerade ein erhöhter Verzehr von rotem Fleisch, sprich also Rind, Schwein und Schaf-Fleisch betrifft das vor allem, dass da bei einer erhöhten Aufnahme auch sich das Risiko für Krebskrankheiten erhöht."
Aber nicht nur das: Der Fleischkonsum jedes Einzelnen spielt ebenfalls eine Schlüsselrolle, wenn es um die Auswirkungen der Lebensmittelproduktion auf Natur und Umwelt geht.
"Wenn er die Umwelt schonen möchte, dann isst er weniger Fleisch. Im Durchschnitt werden bei uns in Deutschland 60 bis 80 Kilogramm pro Person und Jahr gegessen. Die DGE empfiehlt aus gesundheitlichen Gründen nur 20 Kilogramm pro Person und Jahr."
Was die Ernährungsgewohnheiten jedes Einzelnen für das Klima bedeuten, erforscht Erika Claupein vom Institut für Ernährungsverhalten beim Max Rubner Institut in Karlsruhe. Und hier habe sich manches zum Schlechteren verändert – zum Beispiel beim Halten von Rindern. Früher fraßen die Tiere auf der Weide Gras. Heute bekommen sie Futter, das - wie Soja - extra für die Tiermast angebaut, verarbeitet und transportiert wird. Ein enormer Aufwand, den aber die Supermarktpreise nicht widerspiegeln.
"Unsere Preise, so wie wir sie kennen aus dem Supermarkt, die entsprechen nicht den realen Kosten, die mit der Produktion entstanden sind. Da müsste sich auch was ändern. Dann könnte Fleisch nicht mehr so billig angeboten werden. Und dann würden sich viele wieder überlegen: Gerade die billigen Hähnchenteile, die sind zum Teil billiger als Gemüse; das ist eigentlich irreal."
Tomaten und Salat aus dem Treibhaus führen zu höheren Belastungen für die Umwelt als Feldsalat oder Kohlgemüse vom Acker. Das bezieht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung auch in ihre Empfehlungen ein. Neu ist auch der Hinweis, möglichst Lebensmittel zu kaufen, die kaum verarbeitet sind. Erika Claupein:
"Stark verarbeitete Lebensmittel wie Pommes Frites, die aus einem Trockenprodukt gemacht werden, wo die Kartoffeln zuerst entwässert werden, getrocknet, dann geformt und dann tiefgekühlt werden, die verursachen sehr viel CO2-Emissionen, weil das einfach sehr energieaufwändig ist."
Wenig Fleisch essen, stattdessen aber viel Gemüse und Obst und das möglichst nach Saison – wer sich danach richtet, ernährt sich gesund und außerdem umweltbewusst. Ein Dauerbrenner in den Ernährungsempfehlungen der DGE ist der Hinweis, genügend zu trinken. Es sollte allerdings das Richtige sein, meint Antje Gahl, Sprecherin der DGE:
"In Deutschland werden sehr viele zuckergesüßte Getränke verzehrt, und da ist die Studienlage auch recht eindeutig, dass das Risiko für Übergewicht, Adipositas, also starkes Übergewicht sich erhöht, insbesondere dann, wenn Erwachsene einen hohen Konsum dieser zuckergesüßten Getränke haben. Diesen Aspekt haben wir auch noch mit aufgenommen."