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Ernährung im Alter

Für die Gesundheit, Beweglichkeit und Selbständigkeit im Alter und besonders im hohen Alter spielen eine altersgerechte Ernährung und ausreichend körperliche Bewegung eine entscheidende Rolle. Wird sonst beim Thema Ernährung meist über Übergewicht gesprochen, ist bei älteren Menschen auch Mangelernährung ein Thema: sie haben oft keinen Appetit.

Von Renate Rutta |
    Auf dem 45. Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) vergangene Woche in Bonn ging es auch um die Ernährung im Alter.

    "Wir haben in Erhebungen festgestellt, dass gerade bei Pflegebedürftigen es häufig zu Mangelerscheinungen kommt, eine Mangelernährung vorliegt. Da gibt es Erhebungen auch in Deutschland, die werden auch hier vorgestellt, das wurde in verschiedenen Studien gemacht und dann haben wir festgehalten, das müssen wir überall überprüfen. Dazu braucht man ein Screening."
    So Professor Peter Stehle von der Universität Bonn, Tagungsleiter und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Gesunde Menschen über 65 sind in der Regel ausreichend mit Vitaminen und Nährstoffen versorgt. Anders sieht es bei Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen aus und wenn ältere Menschen mit akuten oder chronischen Erkrankungen ins Krankenhaus kommen.

    "Wir halten es für sehr wichtig, dass die Ernährung in diesen Einrichtungen für Ältere auch wirklich als wichtiger Punkt erkannt wird. Dazu ist es notwendig aus unserer Sicht, ein Screeningverfahren einzuführen, das heißt eine Überprüfung, inwieweit der Ernährungszustand dieser Heimbewohner zum Beispiel okay ist. Es kann natürlich nur dann gehen, wenn man eine einfache und schnelle Methode hat, damit es die Pflegekräfte und andere Menschen machen können. Da fragt man zum Beispiel nach, wie ist das Körpergewicht, man kann es natürlich auch messen. Man sollte nachfragen, wie ist der Verlauf des Körpergewichts in der letzten Zeit. Und dann gibt es noch eine visuelle Methode: Man kann einen Teller zeichnen und dann sagen, der ist ganz voll, drittel voll, halb voll und dann kann die Person in der Regel sehr zuverlässig Auskunft geben, wie viel davon gegessen wird."
    Wichtigster Punkt ist also das Körpergewicht. Doch auch die tägliche Trinkmenge sollte überprüft werden, denn ein Flüssigkeitsmangel kann im Alter weitreichende Folgen haben. Wenn es dann Hinweise auf eine Unterversorgung oder eine Mangelernährung gibt, müssen Ärzte und Pflegekräfte nachforschen, warum das so ist.

    "Bei alten und sehr alten Menschen, bei denen häufig auch eine chronische Krankheit vorliegt, eine oder mehrere, da wird häufig eine zu niedrige Energiezufuhr beobachtet, das heißt einfach die Menge an Ernährung ist zu gering und dann kommt es häufig zu Mangel an einzelnen Nährstoffen. Das bekannteste ist sicher Vitamin D. Das hängt damit zusammen, dass der Stoffwechsel sich ein bisschen verändert. Vitamin D können wir ja selber herstellen über Prozesse in der Haut. Ältere sind meist immobil, dann ist auch die Kapazität, das herzustellen niedriger usw., das heißt dort ist es ein Problem. Es gibt also einzelne Nährstoffe wie Vitamin D, Vitamin B 12 und da muss natürlich geprüft werden, ob eine Unterversorgung vorliegt."
    Wenn ältere Menschen unbeabsichtigt abnehmen, sind sie oft auch unterversorgt mit den Vitaminen A und C und mit Folsäure. Das kann an vielen Dingen liegen, die im höheren Alter häufig anzutreffen sind wie: Kauprobleme, Schluckbeschwerden, Mundtrockenheit, verschlechtertes Geschmacksempfinden oder Appetitlosigkeit durch Bewegungsmangel. Viel Obst und Gemüse essen lautet dann die Empfehlung, die für jedes Lebensalter gilt.

    Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht nämlich in einem zu geringen Obst- und Gemüseverzehr einen der wichtigsten Risikofaktoren für vorzeitige Todesfälle. Zur Vorbeugung von Krankheiten wird also empfohlen, täglich 400 Gramm Obst und Gemüse zu essen oder - anders gesagt - 5 Mal am Tag eine Hand voll.