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Ernährungssicherung am Kriegsgebiet

Dank seiner vielen Rohstoffe könnte der Kongo ein reiches Land sein, doch seit Jahren wird er von Kriegen und Konflikten zerrissen. Im Welthungerindex ist der Kongo Schlusslicht. Die deutsche Welthungerhilfe versucht, mit Projekten zur Ernährungssicherung gegenzusteuern und gleichzeitig zur Versöhnung der verfeindeten Volksgruppen beizutragen.

Von Jantje Hannover |
    Monatelang hatte sich Jeerep Ogandeloi mit seiner Frau im Busch vor den bewaffneten Milizen versteckt. Jetzt lebt er wieder in seinem alten Dorf und beackert sein kleines Stück Land. Außerdem hilft er regelmäßig auf dem so genannten Gemeinschaftsfeld der Welthungerhilfe. Hier treffen sich Rückkehrer wie Jeerep Ogandeloi um Saatgut zu züchten.

    "Wir haben eine Agrargruppe im Dorf gegründet und wollen hier lernen, wie man Saatgut vermehrt. Unser Dorf war total zerstört. Der Krieg hat meine Eltern umgebracht und ich habe auch mein Kind verloren. Jetzt sind alle aus dem Busch zurückgekehrt und wir schlagen uns durch. Das Feld der Welthungerhilfe hilft uns, dass wir genug zu essen haben. Wir sind sehr dankbar. Wir haben uns entschieden, uns zusammenzutun und unseren Beitrag für einen Neuanfang zu leisten."

    Dafür brauchen die Menschen vor allem neues Saatgut, das sie auf der Flucht verloren oder aufgegessen haben. Etwa 100 Menschen engagieren sich auf diesem Feld bei Pimbo, darunter viele Hema und Lendu. Beide Volksgruppen hatten sich bis vor ein paar Jahren erbittert bekämpft. Zankapfel war der knapper werdende Boden. Mit Unterstützung der Welthungerhilfe versuchen sie jetzt einige der vielen brachliegenden Flächen der Region, zum Beispiel in Flußniederungen, für den Ackerbau nutzbar zu machen.

    Jereep Ongandeloi deutet stolz auf die wogende Grünfläche, die fast bis an den Horizont reicht. Kräftige Maniokpflanzen recken ihre weit ausladenden Blätter gen Himmel, dazwischen ranken Bohnen, gleich vorne steht Kartoffelkraut. Männer mit T-Shirts und Frauen in abgetragenen bunten Kleidern bearbeiten die schwere braune Erde mit Hacken. Miché Liabe ist hier der Verantwortliche:

    "Wir bestellen diese Felder mit einem verbesserten Samen für Maniok und mit einer speziellen Sorte Mais und Bohnen. Das neue Saatgut ist widerstandsfähiger und liefert höhere Ernteerträge. In dieser Region gab es ein großes Problem mit dem Mosaikvirus, die meisten Maniok-Pflanzen waren davon befallen. Das neue Saatgut ist resistent gegen diesen Virus."

    Es handelt sich um neue Züchtungen, die Welthungerhilfe arbeitet grundsätzlich nicht mit gentechnisch verändertem Saatgut. Mit seinen stärkehaltigen Knollen spielt Maniok eine wichtige Rolle auf dem afrikanischen Speiseplan. Der Boden ist hier so fruchtbar, dass er nicht gedüngt werden muss. Das Gemeinschaftsfeld bei Pimbo soll nicht nur die Ernährung sichern, sondern die verfeindeten Volksgruppen miteinander aussöhnen, erklärt Miché Liabe:

    "Unser Konzept ist es, die Ethnien zu vermischen. Zum Beispiel beim Sport,. Wir spielen Fußball mit ethnisch gemischten Mannschaften. So können die Gruppen sich näher kommen und Aggressionen abbauen."

    Obwohl im Ost-Kongo wieder gekämpft wird, laufen die Aufbau-Projekte der Welthungerhilfe mit unverminderter Kraft weiter. Bis jetzt liegen sie außerhalb der Kampfzonen.