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Ernegieverschwendung bei der Wohnungsheizung

Die Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft fordert zwar mit Vehemenz ein solches solares Wärmegesetz, will dem Gesetzgeber aber noch die freie Wahl lassen, wie die Nutzung regenerativer Energien im Wärmebereich zu fördern ist. Im Strombereich gibt es ja bereits das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das die Stromerzeugung aus Sonne, Wind, Wasserkraft, Biomasse und so weiter fördert. Auf diese Weise könne auch im Wärmebereich einiges getan werden, sagt Hans-Joachim Ziesing, ein Wirtschaftswissenschaftler des renommierten Berliner Instituts für Wirtschaftsforschung DIW.

Von Andreas Baum |
    Im Stromsektor haben wir schon sehr viel getan, für die Förderung erneuerbarer Energien, der Wärmesektor wird noch sehr stiefmütterlich behandelt, und wenn man bedenkt, dass der Wärmemarkt mehr als ein Drittel des Gesamtenergieverbrauchs umfasst, und auch ähnlich hoch die Anteile bei den Emissionen sind, wird deutlich, dass auf diesem Feld was getan werden muss, und da spielen die erneuerbaren Energiequellen heute noch eine sehr geringe Rolle, und dieses muss entscheidend gesteigert werden. Welche Maßnahme da die beste ist, darüber wird noch zu diskutieren sein.

    Ein Beispiel, und das ist ein Vorschlag der Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft, denn die Wissenschaftler halten sich bei der Frage, wie der Gesetzgeber die Probleme lösen sollen, vornehm zurück, - ein mögliche Lösung also wäre hier eine Baupflicht, vergleichbar mit bestehenden Vorschriften zur Wärmeisolierung von Neubauten. Man könnte also Bauherren dazu verpflichten, vereinfacht gesagt, Solarzellen aufs Dach zu stellen, um damit die Heizung zu betreiben oder warmes Wasser zu erzeugen. Instrumente jedenfalls, das sagt auch der Wirtschaftswissenschaftler Hans-Joachim Ziesing, gibt es zur Genüge.

    Entweder man macht es durch preisliche Anreize, sei es einerseits, indem man die Energiepreise verteuert, oder indem man direkte Zuschüsse gibt, das wird teilweise heute schon gemacht, allerdings in sehr knappem Umfang, oder man kommt dann wirklich zu gesetzlichen Regelungen, dass man für den Gebäudeneubau auch gesetzlich vorschreibt, dass gewisse Anteile mit erneuerbaren Energiequellen, mit Solarwärme gedeckt werden müssen, darüber wird aber dann wirklich zu diskutieren sein, um wirklich das effizienteste Instrument zu finden.

    Die Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft hat sich für ihr Anliegen das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung mit ins Boot geholt, um auch fachlich begründen zu können, warum ökologische Energieerzeugung nicht nur dem Klima nutzt, sondern auch volkswirtschaftlichen Schaden abwenden kann. Das DIW hat Schätzungen darüber angestellt, was eine verfehlte Klimapolitik kosten könnte.

    Die Schätzungen laufen darauf hinaus, dass in Deutschland etwa im Jahr 2050, wenn wir nicht gegen den Klimawandel tun, auch weltweit natürlich nichts tun, wir durchaus jährliche Schäden haben könnten von knapp 140 Milliarden Euro. Das sind ja keine Peanuts.

    Und für dieses Geld kann man vorab eine Menge Solarzellen auf deutsche Dächer stellen. Also: Auch die Ökonomen sind heute für die Belange des Klimaschutzes zu haben, weil hier offenbar die Einsicht gesiegt hat, dass mit drohenden Naturkatastrophen auch die Unternehmensgewinne schmäler werden. Die Klimaziele, die man sich international vorgenommen hat, sind eindeutig auch im Interesse der Wirtschaft.

    Wir müssen die Treibhausgasemissionen drastisch reduzieren, wir haben ja jetzt ein Ziel bis 2008, 2012 sie um 21 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, das langfristige Ziel dürfte eher darauf hinauslaufen, dass wir bis Mitte des Jahrhunderts die Emissionen um 50 bis 60 Prozent reduzieren müssten, wenn nicht gar um 80 Prozent.

    Übrigens ist das mittlerweile auch die Ansicht der Deutschen Bank. Deren Chefvolkswirt Norbert Walter, in diesen Minuten spricht er noch, betont ebenfalls, dass sich Fossile Energien überholt haben, weil sie auf Dauer keine Versorgungssicherheit bieten. Und, noch ein Argument, das vor allem in diesem Jahr und im letzten traurigerweise an Gültigkeit gewonnen hat: Die Risiken durch Instabilität in den Hauptlieferländern, wie es heißt, kommen hinzu. Und das heißt wohl, dass politische Krisen und Kriege in den erdöl-erzeugenden Ländern, wie im Irak beispielsweise, aber auch die zentralasiatischen Region, sich langfristig negativ auf den Ölpreis auswirken. Was es dann als Folge wieder lukrativ erscheinen lässt, auf regenerative Energien zu setzen. Jetzt sieht es so aus, dass die weltpolitische Lage auch dazu führt, dass die klassische Konkurrenz zwischen Ökologie und Ökonomie aufgelöst wird und auch konservative Wirtschaftsvertreter für erneuerbare Energien werben.