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Erneuerbare Energien

Der Bundestag hat das Marktanreizprogramm, mit dem die Erzeugung von Wärme durch erneuerbare Energien gefördert werden soll, gekappt. Warum Solarkollektoren und Wärmepumpen nicht mehr gefördert werden, erklärt Martin Pehnt, Projektleiter Energie- und Verkehrssysteme beim Heidelberger IFEU-Institut.

Von Jule Reimer |
    Der Bundestag hat das Marktanreizprogramm, mit dem die Erzeugung von Wärme durch erneuerbare Energien gefördert werden soll, gekappt. Warum Solarkollektoren und Wärmepumpen nicht mehr gefördert werden, erklärt Martin Pehnt, Projektleiter Energie- und Verkehrssysteme beim Heidelberger IFEU-Institut.

    Pehnt: Na ja, zunächst mal ist das ein anderes Programm. Bei dem Erneuerbare-Energien-Gesetz geht es um eine Umlage auf den Strompreis und das Marktanreizprogramm ist ein Förderprogramm, das heißt, es gibt einen Investitionszuschuss. Und diese Haushaltsmittel, die hingen an den Emissionshandelerlösen. Und ironischerweise ist nun gerade die Wirtschaftskrise und damit auch der Einbruch der CO2-Zertifikate, der dazu geführt hat, dass jetzt nicht genug Geld für dieses Programm zur Verfügung steht und es deswegen zunächst einmal gestoppt werden muss.

    Reimer: Das heißt, es ist eine Haushaltssperre, die sich nicht inhaltlich an den Programmen orientiert, sondern die einfach mit der Rasenmähermethode durchgeführt wird?

    Pehnt: Ja, es ist letztendlich eine Hilferuf, das ist richtig, denn in der Sache sind sich alle einig. Der erneuerbare Wärmemarkt ist ein sehr, sehr wichtiger Markt, auch ein Markt, der nicht so wie im Strombereich mit der gleichen Schnelligkeit angewachsen ist. Und deswegen sind sich alle einig, wir brauchen eine Förderung, wir brauchen ein Marktanreizprogramm. Man kann an der ein oder anderen Schraube noch drehen, aber im Großen und Ganzen ist es ein sehr wichtiges Programm, denn wir haben im Wärmebereich viele, viele Hemmnisse, die wir im Strombereich nicht haben, die wir überwinden müssen. Und dazu ist so ein Förderprogramm …

    Reimer: Zum Beispiel?

    Pehnt: … ein wichtiger Punkt. – Ja, das fängt an bei der Trägheit der Deutschen, ihre Heizungskessel auszutauschen. Wir haben einen sehr, sehr trägen Heizungsmarkt in Deutschland. Da wird befürchtet, dass der Staub das Haus verdreckt, wenn eine Heizung ausgetauscht wird, da gibt es auch viele, die in älteren Gebäuden wohnen und sich fragen, ob sich das überhaupt noch lohnt. Da geht es natürlich auch um Informationsdefizite und so weiter und so weiter. Und wir haben eben nicht eine Anlage wie im Strombereich, die man an Netz anschließen kann, sondern viele, viele kleine Kessel.

    Reimer: Aber es gibt ja auch die Frage, ob nicht andere Dinge wie Wärmedämmung im Bereich Wände, Dach zum Beispiel sinnvoller sein könnten, als die Heizung direkt auszutauschen, und Wärmepumpen, die auch gefördert worden sind im Rahmen dieses Programms, funktionieren im einen Bereich mal gut, mal funktionieren sie nicht gut. Aber wenn wir jetzt sagen, wir müssen sparen, gibt es in dem Wärmebereich Elemente, wo es sinnvoller sein kann zu kürzen, und Bereiche, wo Sie sagen würden, nein, da sollte man auf gar keinen Fall kürzen?

    Pehnt: Zunächst mal sehe ich auch kein Entweder-oder zwischen Wärmedämmung und erneuerbaren Energien, ganz im Gegenteil. Ich glaube, wir müssen das eine machen, nämlich unsere Gebäude dämmen, auch wenn wir neu bauen, sehr, sehr effizient bauen, und wir müssen dann den Restwärmebedarf mit erneuerbaren Energien decken. Also es ist gar kein Widerspruch. Gleichwohl gibt es natürlich Ideen, wenn wir das Marktanreizprogramm anschauen, wie man es verschlanken, vor allen Dingen auch etwas vereinfachen könnte. Das ist ein sehr kompliziertes Programm geworden. Ich denke da vor allen Dingen an die Förderung des Neubaus. Da haben wir seit letztem Jahr ein neues Gesetz, das sogenannte Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz, das Bauherren verpflichtet, erneuerbaren Energien einzusetzen. Es gibt zwar noch ein paar Ersatzmaßnahmen, aber im Wesentlichen muss jeder Bauherr, jede Bauherrin eines Neubaus erneuerbaren Energien einsetzen. Und deswegen kann man an der Stelle in der Tat die Frage stellen: Sollte man solche Wärmeanlagen auch noch weiterhin fördern?

    Reimer: In Neubauten?

    Pehnt: In Neubauten, ganz genau. Es gibt noch die ein oder andere Technologie, die sich an der Schwelle zur Wirtschaftlichkeit bewegt. Ich denke da zum Beispiel an sehr kleine Sonnenkollektoren, die jetzt nicht die Heizung unterstützen, sondern die nur warmes Wasser bereitstellen. Ich sehe ein solches Förderprogramm auch immer so, dass es Impulse setzen soll, möglichst ambitioniert zu sein. Und deswegen könnte ich mir hier zum Beispiel vorstellen, dass man solche kleinen Trinkwassersolaranlagen in Zukunft nicht mehr fördert, sondern nur noch größere heizungsunterstützende Solaranlagen. Im Großen und Ganzen ist das Marktanreizprogramm und auch die anderen Förderprogramme, die jetzt da gerade zur Disposition stehen, sind sehr, sehr wichtig.