Ja, die Frage nach der Politik ist immer ein bisschen unangenehm. Martina Richter, seit 1992 Chefin des ursprünglich nur als Branchentreffen geplanten Kölner Fernsehevents, bei dem neben den "Top Ten", den zehn besten Fernsehfilme aus aller Welt, viele Rahmenveranstaltungen geplant sind, will mehr Publikum. Keine leichte Vorgabe, denn das zeitgenössische Fernsehen ist nicht gerade besonders bekannt dafür, als öffentliches Event Zuschauermassen anzuziehen. Zur feierlichen Eröffnung wurde Ungewöhnliches aufgefahren. Ein ausgesprochen politischer Film mit einem außergewöhnlichen Programmansatz. "10 Days to War" schildert viele kleine Geschichten, die gemeinsam haben, dass sie in den letzten 10 Tagen vor dem Beginn des Irak-Krieges stattfinden. Kenneth Branagh hält eine Rede für die sich auch der brummige Kinogeneral George Patton nicht geschämt haben dürfte. In London herrscht derweil parlamentarischer Stimmenkampf und im Irak werden vor Kriegsbeginn noch schnell die Weichen für die Zukunft gestellt. Ein kleiner CIA-Agent muss die Oppositionskräfte im Geheimen hüten wie einen Sack Flöhe. Und lässt sich von den zukünftigen Herrschern des Iraks die Leviten lesen.
Die fragmentarische Struktur des Films hat einen Grund. Der fiktionale Film war eigentlich eine Produktion der News-Abteilung. 10 Mal vor der täglichen Nachrichtensendung der BBC wurden die 12-minütige Episoden des Programms ausgestrahlt, das mal die Geschichte einer Dissidentin in der Regierung Blair. Dann wieder den Alltag der Waffeninspektoren, schließlich noch den Colonel an der Grenze zum Irak und die Nachkriegsszenarien in Bagdad zum Thema machte. Keiner will diesen Krieg wirklich, aber alles läuft darauf zu. Mittendrin wünscht man sich plötzlich einen ähnlichen Film zur Bankenkrise. Und bedauert bald den kleinen CIA-Agenten, der ehrlich geglaubt hat, er könne als welterfahrener Adjudant des Irakischen Hoffnungsträger Chalabi, Geschichte machen.
Erstmals in einem Zug vorgeführt, überraschte "10 Days to War" selbst die Produzenten Bruce Goodison und David Belton durch die eiserne Konsequenz die der Film aufzeigt. Ausgestrahlt in Häppchen direkt vor der Nachrichtensendung hat die Produktion jedoch schon britische Fernsehgeschichte geschrieben, als innovatives Fernsehspielprogramm, das neue Wege geht. Plötzlich sind die Spielszenen und der Krieg gar nicht mehr so weit voneinander entfernt, auch nicht, wenn die Geschichte einiger Muslime in England erzählt wird, die einen jungen Mann davon überzeugen wollen, doch nicht in Djihad zu ziehen, sondern statt dessen sein wahres Heimatland Großbritannien neu zu entdecken. In diesen Momenten blitzt tatsächlich so etwas auf wie eine neue politische Ordnung. Das wirkt ein wenig klischeehaft bis man den Film "White Girl" von Hattie MacDonald gesehen hat, der von einem eigentlich sehr britischen Mädchen erzählt - eben dem White Girl, das sich aus seiner dysfunktionalen Familie, in die schöne bürgerliche Ordnung der muslimischen Nachbarn flüchtet - Kopftuch nicht ausgeschlossen. Ein beeindruckender Film, schon wieder von der BBC - der sich davor hütet schnell zu urteilen. Auf der Suche nach Geborgenheit stolpert Leah fast wie von selbst in die Religion.
Islam - vor unserer Tür - was ist das. In jedem Fall ein Thema vor dem sich deutsche Medien bislang drücken und lieber in der nächsten Fernsehdiskussion die besten Klischees zusammen packen. Einen weiteren Beitrag dazu bietet die Niederländerin Bregtje van der Haak in ihrem Dokumentarfilm "Satellite Queens", über eine Talkshow mit Heldinnen aus der Mitte der islamischen Gesellschaft, die von Millionen Zuschauern verfolgt wird. Wir schauen viel zu selten über den Gartenzaun. Zusammen mit "White Girl" war das ein kaum zu übersehenden Schwerpunkt in der Top-Ten-Reihe - in der Bestenliste des Weltfernsehens, die die "Cologne Conference" Jahr für Jahr präsentiert. Islam ist ein Thema - es gibt viel zu wenige und kaum kluge Filme und Programme dazu. Martina Richter hat die erwähnten Filme entdeckt und klug ins Zentrum ihres Programms gestellt.
Die fragmentarische Struktur des Films hat einen Grund. Der fiktionale Film war eigentlich eine Produktion der News-Abteilung. 10 Mal vor der täglichen Nachrichtensendung der BBC wurden die 12-minütige Episoden des Programms ausgestrahlt, das mal die Geschichte einer Dissidentin in der Regierung Blair. Dann wieder den Alltag der Waffeninspektoren, schließlich noch den Colonel an der Grenze zum Irak und die Nachkriegsszenarien in Bagdad zum Thema machte. Keiner will diesen Krieg wirklich, aber alles läuft darauf zu. Mittendrin wünscht man sich plötzlich einen ähnlichen Film zur Bankenkrise. Und bedauert bald den kleinen CIA-Agenten, der ehrlich geglaubt hat, er könne als welterfahrener Adjudant des Irakischen Hoffnungsträger Chalabi, Geschichte machen.
Erstmals in einem Zug vorgeführt, überraschte "10 Days to War" selbst die Produzenten Bruce Goodison und David Belton durch die eiserne Konsequenz die der Film aufzeigt. Ausgestrahlt in Häppchen direkt vor der Nachrichtensendung hat die Produktion jedoch schon britische Fernsehgeschichte geschrieben, als innovatives Fernsehspielprogramm, das neue Wege geht. Plötzlich sind die Spielszenen und der Krieg gar nicht mehr so weit voneinander entfernt, auch nicht, wenn die Geschichte einiger Muslime in England erzählt wird, die einen jungen Mann davon überzeugen wollen, doch nicht in Djihad zu ziehen, sondern statt dessen sein wahres Heimatland Großbritannien neu zu entdecken. In diesen Momenten blitzt tatsächlich so etwas auf wie eine neue politische Ordnung. Das wirkt ein wenig klischeehaft bis man den Film "White Girl" von Hattie MacDonald gesehen hat, der von einem eigentlich sehr britischen Mädchen erzählt - eben dem White Girl, das sich aus seiner dysfunktionalen Familie, in die schöne bürgerliche Ordnung der muslimischen Nachbarn flüchtet - Kopftuch nicht ausgeschlossen. Ein beeindruckender Film, schon wieder von der BBC - der sich davor hütet schnell zu urteilen. Auf der Suche nach Geborgenheit stolpert Leah fast wie von selbst in die Religion.
Islam - vor unserer Tür - was ist das. In jedem Fall ein Thema vor dem sich deutsche Medien bislang drücken und lieber in der nächsten Fernsehdiskussion die besten Klischees zusammen packen. Einen weiteren Beitrag dazu bietet die Niederländerin Bregtje van der Haak in ihrem Dokumentarfilm "Satellite Queens", über eine Talkshow mit Heldinnen aus der Mitte der islamischen Gesellschaft, die von Millionen Zuschauern verfolgt wird. Wir schauen viel zu selten über den Gartenzaun. Zusammen mit "White Girl" war das ein kaum zu übersehenden Schwerpunkt in der Top-Ten-Reihe - in der Bestenliste des Weltfernsehens, die die "Cologne Conference" Jahr für Jahr präsentiert. Islam ist ein Thema - es gibt viel zu wenige und kaum kluge Filme und Programme dazu. Martina Richter hat die erwähnten Filme entdeckt und klug ins Zentrum ihres Programms gestellt.