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Erneute Wende im Fall Erfurt

Nach Informationen des Deutschlandfunks ist der von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) beauftragte Gutachter Heiko Striegel in einer der NADA vorliegenden Stellungnahme zu dem Urteil gekommen, dass die UV-Bestrahlung des Blutes schon vor 2011 eine verbotene Methode darstellte.

Von Hajo Seppelt | 22.05.2012
    Demnach sei für die UV-Bestrahlung und die damit verbundene Abnahme und Rückführung von Eigenblut in den Körper im Regelwerk der Welt-Anti-Doping-Agentur die Regel M1 der Dopingverbotsliste anwendbar. Striegel sei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Blutbehandlung schon zwischen 2006 und 2010 als verboten anzusehen war. Am Olympiastützpunkt Erfurt sollen bis zu 30 Sportler mit dieser Methode behandelt worden sein, die meisten davon vor 2011.

    Die Nationale Anti-Doping-Agentur weiß nach DLF-Informationen bereits seit mindestens einer Woche von der Bewertung Striegels. Auf Anfrage wollte die NADA jetzt keine Stellungnahme abgeben und verwies darauf, dass das Gutachten noch nicht in der vertraglich vereinbarten Endfassung vorliege. Mit der Bewertung von Heiko Striegel, der Sportmediziner und Jurist zugleich ist, kommt die NADA nun erneut in argumentative Bedrängnis. Noch Ende April hatten die Bonner Dopingbekämpfer erklärt, dass eine aktuelle Stellungnahme der Welt-Anti-Doping-Agentur für sie richtungsweisend sei, derzufolge die UV-Bestrahlung vor 2011 nicht im Sport verboten gewesen sei.

    Im Februar hatte die NADA noch ihre Auffassung bekanntgegeben, derzufolge die Methode vor 2011 doch verboten gewesen sei. Wie aus dem Umfeld der NADA verlautet, haben die beiden Vorstände Andrea Gotzmann und Lars Mortsiefer im Fall Erfurt kürzlich offenbar den Aufsichtsrat der Agentur um Rat gefragt, wie mit der Causa nun weiter umgegangen werden solle. Wenn die Bewertung des NADA-Gutachters Striegel zum Tragen käme, müssten die bis zu 30 Sportler, die in Erfurt die UV-Bestrahlung erhalten haben sollen, doch noch befürchten, dass Verfahren gegen sie eröffnet werden. Und die NADA wäre nach ihren öffentlichen Erklärungen von Ende April, die in eine ganz andere Richtung wiesen, erneut in Erklärungsnot.