
Diese Kunst war für Ernst Tempel Segen und Fluch zugleich. Geboren 1821 im sächsischen Niedercunnersdorf, erlernte er das Handwerk des Lithografen und ließ sich in Venedig nieder.
Seine äußerst detailgetreu erstellten Lithografien fanden große Anerkennung, vor allem bei Botanikern und anderen Naturwissenschaftlern.
1858 kaufte sich Ernst Tempel ein kleines Linsenfernrohr – und entdeckte damit bald einen Kometen und einen Reflexionsnebel in den Plejaden. Doch weil er ein Amateur war, ignorierten die Profiastronomen einfach seine Entdeckungen.
Viele Jahre lang führte er aus astronomischer Begeisterung und wirtschaftlicher Not heraus ein Doppelleben: Tagsüber Lithograf, nachts Himmelsbeobachter.
Schließlich erhielt Tempel eine Anstellung an der Sternwarte Marseille, wurde aber nur schlecht bezahlt. Trotz der widrigen Umstände war er ungewöhnlich erfolgreich.

Er entdeckte zahlreiche Nebelflecken, fünf Asteroiden und mehr als ein Dutzend Kometen, darunter den Ursprungskometen der Leoniden-Sternschnuppen und Tempel-Eins, den die NASA-Kometensonden Deep Impact und Stardust besucht haben
1889 ist Ernst Tempel im Alter von 67 Jahren in Italien gestorben. Eine wunderbare Hommage ist das von Max Ernst verfasste Buch "Die widerrechtliche Ausübung der Astronomie".