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Ernte auf Hochtouren

Sie ist rund, nierenförmig, länglich oder herzförmig – je nach Sorte. Die Rede ist von der Kirsche, die in unseren Gefilden von Juni bis August zu haben ist. Das größte Anbaugebiet für Süßkirschen in Europa liegt in der Fränkischen Schweiz. Nicht weniger als 94 Prozent der Süßkirschen Bayerns stammen aus dem Raum Forchheim. Zurzeit läuft die Ernte dort auf Hochtouren, rund 3000 Obstbauern sind im Einsatz. Ein Knochenjob, denn fast alles ist in Handarbeit zu erledigen.

Von Heiner Gremer | 18.07.2005
    Die Fränkische Schweiz - gelegen im Städtedreieck Bayreuth, Bamberg, Forchheim - ist bekannt durch ihre wild-romantische Landschaft mit zerklüfteten Felsen und engen Wiesentälern. Weniger bekannt ist allerdings, dass die Fränkische” auch ein riesiges Kirschanbaugebiet ist, was obendrein durch die Kirschblüte auch noch den Tourismus fördert. Franz Xaver Bauer von der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz:

    "Die Fränkische Schweiz ist europaweit das größte Süßkirschenanbaugebiet, und wir können auf eine Fläche von etwa 4.000 Hektar zurückgreifen. Auf dieser riesigen Fläche verteilen sich etwa 200.000 Kirschbäume, man kann sich vorstellen, was das für eine Pracht ist und wie viele Bäume das sind. Sehr viele davon sind auch noch Streuobstwiesen, allerdings im zunehmenden Maße werden Plantagen angelegt, weil es einfach zum Bearbeiten rationeller ist. Und etwa 3.000 Menschen helfen mit, um die reifen Früchte dann im Frühsommer in die Körbe zu bekommen."

    Die Ernte ist nun weitgehend eingefahren, allerdings war das Wetter heuer für die Kirschbauern alles andere als ideal:

    "Es muss jeder hinlangen, man darf die Zeit nicht versäumen, denn wenn man gerade hinausschaut, in den letzten Tagen war ja das Wetter nicht unbedingt förderlich für eine gute Ernte, nachdem sowieso in diesem Jahr die Ernte etwas zurückhaltender sein wird, durch verschiedene Frosteinflüsse oder das Ungeziefer hat mitgewirkt, und da muss man jede Minute und jeden Tag nutzen, um doch die restlichen Früchte nach Hause zu bekommen, damit einigermaßen ein guter Ertrag noch zu erreichen ist."

    Statt wie gewohnt 1.200 Tonnen, rechnet man heuer nur mit 600 bis 700 Tonnen Ertrag. Doch wie gesagt, heuer ist ein negatives Ausnahmejahr, denn normalerweise ist gerade hier das Klima für den Kirschanbau ideal. Schnapsbrenner Johannes Haas:

    "Wir haben hier keine sehr starken Nachtfröste mehr zur Blühzeit, dann ist das Regenverhältnis optimal für die Kirsche, es muss kalkhaltiger Boden sein, das liebt natürlich die Kirsche und deshalb, weil diese Bedingungen alle zusammentreffen, sind wir ganz eindeutig das größte zusammenhängende Kirschanbaugebiet, hier um Pretzfeld herum, von ganz Europa."

    Doch es ist nicht nur das gute Klima, was schon vor Jahrhunderten den Kirschanbau gerade in dieser Region förderte. Kirschbauer Gottfried Zeißler:

    "Eigentlich ist es einmal der leichte Boden, der Sandboden und dann ist es der kalkhaltige Boden bei unserem Jura. Und eigentlich ist der Kirschenanbau durch die Mönche in Weisenohe da oben in das fränkische Land gekommen. Wir sind ja eigentlich lauter kleinstrukturierte Bauern, und das ist ein kleines Nebeneinkommen. Wir gehen tagsüber auf die Arbeit, und im Urlaub machen wir jetzt unsere Ernte."

    Ein Urlaub, der es in sich hat. Und wenn die Ernte dann eingefahren ist, geht es ans Vermarkten. Erhard Müller, Bürgermeister in Pretzfeld:

    "Es kommt natürlich auf die Ware drauf an, die besten Klassen, also die mit Eins bewertet werden, die werden direkt zum Markt gebracht, also zu den Verbrauchern in den Obstgroßmärkten. Die anderen, die schlechter bewertet werden, zum Beispiel Industrieware, die werden dann zu Konserven verarbeitet oder halt zu Marmelade, Gelee oder, ganz einfach auch noch, man kann es auch haltbar machen, indem man es erst einmal dörrt, trocknet oder destilliert oder eben auch Wein daraus macht. Bei uns ist es so, dass man in unserer Gemeinde, wir haben mehrere Destillierer, die also das ganze Obst bei uns im Trubachtal dann haltbar machen, indem dass sie es verbrennen, also ganz einfach Brände daraus machen oder Liköre."

    Einer dieser Edelbrenner ist Johannes Haas:

    "Ja, alles was mit der Kirsche zusammenhängend ist, ist für uns ein Hauptprodukt. Wir machen da einmal einen Kirschlikör daraus, und dann haben wir noch sechs unterschiedliche Kirschbrände, die wir aus regionalen Früchten hier produzieren."

    Die ebenso wie die Kirschen selbst europaweit ihre Abnehmer finden. Allerdings ist heuer natürlich die Nachfrage weit größer als das Angebot und das heißt für uns Verbraucher höhere Preise für die guten fränkischen Süßkirschen.