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Ernte: Menge gut, Qualität schlecht

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat eine erste Bilanz der Ernte 2005 vorgelegt. Sie liegt rund zehn Prozent niedriger als 2004. Laut Agrarministerin Renate Künast liegen Mengen und Preise auf einem durchschnittlichen Niveau. Die Qualität sei allerdings sehr heterogen.

Von Dieter Nürnberger |
    Die Erntebilanz aus dem Agrarministerium deckt sich im Wesentlichen mit den Zahlen, die der Deutsche Bauernverband vor eine Woche vorgelegt hat. Das heißt, auch die Bundesregierung geht von einer deutlich geringeren Ernte für das Jahr 2005 aus. Konkret: rund 10 Prozent weniger als 2004, allerdings war das Vorjahr bekanntermaßen auch ein sehr gutes Jahr gewesen, damals gab es mit 51 Millionen Tonnen Getreide eine Rekordernte. Die Einschätzung von Renate Künast.

    "Nach dem verregneten Sommer, der nun deutlich besser geworden ist, ist es doch noch zu guten Getreide- und Rapsernten gekommen. Und bei wohl auch stabilen Erzeugerpreisen. Die Landwirte hätten aber gern in diesem Jahr den Regenhahn mal abgedreht, um endlich das Korn unter Dach und Fach zu bringen. Die Ernte hat sich wegen des Regens lange hingezogen. Auf 15 Prozent der Flächen wurde die Ernte auch noch nicht eingebracht. Für die Landwirte sicher keine angenehme Situation. Trotzdem: Mengen und Preise liegen auf einem durchschnittlichen Niveau. Die Qualität ist aber sehr heterogen."

    Vom Wetter her sieht es ja derzeit deutlich besser aus, so dass die Ernte wohl in den kommenden Tagen abgeschlossen werden kann. Das sei eine "Wende zum Besseren", so Agrarministerin Renate Künast. Allerdings kann auch die Sonne nicht mehr viel an der Qualität der Ernte ändern. Das sei sehr heterogen, sagte ja eben die Ministerin - ein Großteil beispielsweise beim Weizen oder auch beim Roggen wird in diesem Jahr nicht die Qualität haben, um als backfähige Ware gehandelt und vermarktet zu werden.

    Und wie es heißt, ist es teilweise sogar so schlecht, dass die Verwertung als Futtermittel fragwürdig erscheint. Das sind natürlich schlechte Nachrichten für die deutschen Landwirte, denn der Markt für Lebensmittel, besonders bei Brot, zeigt in den letzten Jahren auch, dass für die Kunden wirklich eine gute Qualität bei der Kaufentscheidung eine immer größere Rolle spielt, somit heißt dies wohl Einkommenseinbußen.

    Im Schnitt also bei den Getreidesorten von der Quantität her durchschnittliche Ernteerträge, bei der Qualität sieht es deutlich schlechter aus. Die grüne Ministerin hat auch schon Vergleichsdaten aus anderen europäischen Ländern dabei. Und wir alle haben ja die Bilder von Waldbränden im Süden Europas gesehen, kein Regen weit und breit - auch diese andere Seite bei den Extremwettersituationen hat natürlich Auswirkungen bei der Ernte.
    "Schätzungen liegen auch da so, dass im Verhältnis zur Ernte 2004 ein Minus von etwa zehn Prozent vorliegt. Es aber auch so, dass wir hier noch eine durchschnittliche Ernte erwarten, in Spanien und Portugal ist dies aber aufgrund der extremen Trockenheit weit schlimmer. Dort wurde ungefähr nur die Hälfte geerntet. Bei der Preisbildung, eine vorläufige Prognose nur, gehen wir davon aus, dass für gute Qualitäten auch höhere Preise erzielt werden können."

    Bauernverbandspräsident Gerd Sonnleitner sagte ja bereits zu Erntebeginn, dass die Einkäufer aus den betroffenen südlichen Ländern Europas bereits auf Tour seien. Und somit könnte dies dazu führen, dass die deutschen Bauern zumindest ein wenig von der sehr schlechten Erntebilanz im Süden profitieren könnten.