Donnerstag, 18. April 2024

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Ernteausfälle absehbar

Wir gucken jeden Tag und jeden Abend von morgens bis abends gen Himmel und denken, das braut sich ja wieder was zusammen, und irgendwie kommt es nicht zustande. Das weicht von den Wetterregeln, die man als Bauer kennt, die die Urgroßgeneration zusammengetragen hat, schon ab.

Von Von Bis auf Thüringen sind in allen fünf östlichen Bundesländern wegen der anhaltenden Trockenheit erhebliche Ernteausfälle zu erwarten. Da nutzen auch die leichten Regenfälle der letzten beiden T | 19.06.2003
    Manfred Knaut ist Landwirt in der Ostprignitz; auf den 1.900 Hektar Land, die er bewirtschaftet, wächst hauptsächlich Roggen. Seit Wochen blickt er wie fast alle Landwirte in Brandenburg verzweifelt gen Himmel. Auch wenn seit zwei Tagen ein paar Regentropfen fallen, - die Böden sind staubtrocken. Udo Folgart, Präsident des Bauernverbandes in Brandenburg, klagt:

    Überhaupt keine gute Situation, weil das auch noch dahingehend kulminiert, dass wir zwei extreme Jahre auch hinter uns haben, wir hatten 2001 ein gutes Getreidejahr, aber mit BSE einen erheblichen Verlust für die Rinderzüchter dieses Landes zu verzeichnen, im letzten Jahr zuviel Wasser und in diesem Jahr eindeutig zu wenig Wasser und wir schätzen gegenwärtig ein, dass es regional sehr unterschiedlich ist in Brandenburg, aber es gibt Regionen in Brandenburg, wo wir mit 25 Prozent Ausfall rechnen, und es geht bis 50 Prozent, teilweise sogar 100 Prozent, wo die Kultur nicht mehr abzuernten sein wird.

    Auch Bauer Knaut rechnet mit erheblichen Ernteverlusten. Der Winter war ungewöhnlich lang, kalt und überdies haben zwei wüstenähnliche Sandstürme seine Roggenfelder in Mitleidenschaft gezogen. Wenn er aus dem Fenster seine Hofes sieht....

    Dann sehe ich Kulturen, die gestresst sind von der langen Trockenheit, ich komme nun ja aus einer Region, Ostprignitz-Ruppin, unsere Flächen grenzen an Mecklenburg, also aus dem Nordosten, und wir haben vorrangig grundwasserferne Sandböden. Bei diesen geringen Niederschlagsmengen ist der Roggen die Hauptgetreideart und sehr gestresst. Wir rechnen damit, dass über 50 Prozent Totalausfall bei den Flächen.

    Brandenburg macht die anhaltende Dürre besonders zu schaffen, weshalb Hans-Rüdiger Schubert, Leiter der Abteilung Landwirtschaft im Brandenburgischen Umweltministerium Verständnis hat für die Sorgen der Bauern:

    Selbstverständlich haben sie Grund zu klagen, weil diese Frage der Niederschläge zu betrachten ist mit dem berühmten Begriff der Streusandbüchse, man sagt ja Brandenburg ist die Streusandbüchse, und jeder fragt sich, was ist das, und das ist eigentlich relativ einfach, über 75 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche liegt in dem so genannten benachteiligten Gebiet, und das ist dadurch gekennzeichnet, dass es sich um sehr leichten Boden, sprich um sehr sandige Böden handelt. Dieser leichte Boden ist ja nicht in der Lage, das Wasser so zu speichern, sondern wir haben hier noch das Problem, dass wir grundwasserferne Sandstandorte haben, das wirkt wie ein Sieb, der Boden kann das Wasser nicht lange genug speichern, und das geht sofort ab ins Grundwasser.

    Mittlerweile belaufen sich die Ernteausfälle auf geschätzte 50 Millionen Euro. Im Umweltministerium überlegt man derweil, die von Brüssel über Potsdam ausgereichten Prämien früher an die Bauern auszuzahlen; der Bauernverband mahnt erste Zahlungen schon für Juli an, sonst würden rund ein Drittel der Betriebe in ihrer Existenz gefährdet. Überdies soll der Bund zusammen mit dem Land zu je 50 Prozent ein Erste-Hilfe-Programm für bedrohte Höfe finanzieren. Udo Folgart, Präsident des Landesbauernverbandes hofft auf schnelle - und vor allem unbürokratische - Hilfe.

    Also auf Brandenburger Ebene wird das schon verstanden, wir müssen nur den Druck aufrecht erhalten, dass nicht Ausflüchte bei den Ministerien gefunden werden, die sich dann in technischen Problemen zeigen, also im letzten Jahr war ja die späte Auszahlung der Tierprämien ein Computerproblem und so ein Computerproblem lassen wir in diesem Jahr nicht gelten, es geht einfach darum, ein Zahlung, die dem Landwirt zusteht, vorzuziehen, um die Liquidität zu sichern.

    Während ganz Brandenburg den vorgezogenen Sommer genießt, wünschen sich die Bauern nichts sehnlicher als tagelangen Dauerregen.

    Und wenn ich dann so durchs Land fahre, und einen Radiosender anhabe, wo dann immer berichtet wird, dass Sie sich auf den morgigen Tag freuen können, weil die Sonne scheint und wir 30 Grad haben, dann wir uns schon schlecht als Landwirte, das muss man schon so sagen.