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Erobert, besetzt, besiedelt

Am frühen Morgen des 5. Juni 1967 griffen israelische Kampfflugzeuge überraschend die Militärflughäfen Ägyptens, Syriens und Jordaniens an. Die Luftwaffen dieser Länder waren in wenigen Stunden nahezu vollkommen zerstört. Israelische Truppen besetzten daraufhin in den folgenden fünf Tagen den Sinai, die Golanhöhen, Ostjerusalem und die Westbank, die Jordanien seinerseits 1948 okkupiert hatte. Dieses Westufer des Jordans sollte laut Teilungsplan der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1947 zum palästinensischen Staat gehören - ein Staat der nie zustande kam und um den bis heute gerungen wird.

Moderation: Karin Beindorff |
    Den meisten Israelis erschien der Sieg im Sechstagekrieg wie ein Wunder, im Ausland rief er Bewunderung für die Stärke des in seiner Geschichte zuvor so furchtbar geschlagenen Volkes hervor. In den damals eroberten Gebieten wohnen heute hinter Stacheldraht bewacht rund zehn Prozent der jüdisch-israelischen Bevölkerung. Diese Siedlungen gelten nach internationalem Recht als illegal und machen eine friedliche Zweistaatenlösung unmöglich. Die Lage der palästinensischen Bevölkerung wurde von Jahr zu Jahr dramatischer: Aufstand und Terror, Flucht und Bruderkämpfe sind die Folgen. Der Hass in Palästina sitzt tief. Können aus Feinden noch Nachbarn werden, gar Freunde? Die "Lange Nacht" diskutiert die Folgen des Sechstagekrieges für die Zukunft von Israelis und Palästinensern.

    Studiogäste

    Sumaya Farhat-Naser (1948 in Bir Zait bei Jerusalem in einer christl. palästinensischen Familie geboren; sie lehrte Botanik und Ökologie an der Bir Zait Universität)
    Sumaya_Farhat-Naser bei WIkipedia

    Sumaya Farhat-Naser
    Verwurzelt im Land der Olivenbäume
    Eine Palästinenserin im Streit für den Frieden. Hrsg. v. Dorothee Wilhelm, Manuela Reimann u. Chudi Bürgi.
    2002 Lenos
    Dieses Buch vermittelt Einblicke in die palästinensische Gesellschaft, ihre politischen und sozialen Strukturen. Es berichtet zudem über palästinensisch-israelische Frauen-Friedensarbeit, dokumentiert Konfliktgespräche und analysiert die gegenseitigen Geschichtsmythen und ihre Wahrnehmung.


    Sumaya Farhat-Naser
    Disteln im Weinberg
    Tagebuch aus Palästina. Hrsg. v. Martin Heule, Regula Renschler u. Chudi Bürgi
    2007 Lenos
    Die Palästinenser leben in einem besetzten Land, ihr Alltag ist von geschriebenen und ungeschriebenen Regeln geprägt, von der Willkür der Besatzungsmacht Israel, von der Schwierigkeit und der Mühsal, in einem von Mauern mehr und mehr begrenzten Gebiet zu überleben. Wie sieht der Alltag der Palästinenserinnen und Palästinenser aus? Sumaya Farhat-Naser lebt mit ihrem Mann Mun r in Birseit, mitten in der kargen Schönheit der palästinensischen Landschaft, seit vielen Jahren setzt sie sich für eine friedliche Lösung im Nahen Osten ein. Sie schildert ihren Alltag in einem Tagebuch, das von Juni 2006 bis März 2007 geschrieben wurde. Wir lernen ihre Familie, ihre Verwandten und deren Schicksale kennen, und wir begleiten die Autorin bei ihrer Friedensarbeit in Schulen und in Frauengruppen, bei den Auseinandersetzungen mit Israelis an den Checkpoints, bei Vorträgen im Ausland, aber auch beim Wiederaufbau ihres Weinbergs, bei Festen mit Angehörigen und Freunden. Ergänzt wird das Tagebuch durch Gespräche, die Regula Renschler und Martin Heule mit Familienangehörigen und Bekannten Sumaya Farhat-Nasers geführt haben.


    Sumaya Farhat-Naser
    Thymian und Steine
    Eine palästinensische Lebensgeschichte.
    Ausgezeichnet mit dem Evangelischen Bücherpreis,
    Mit e. histor. Abriss v. Arnold Hottinger..
    1995 Lenos
    Als Botschafterin der palästinensischen Sache ist sie zu einem Begriff geworden: Sumaya Farhat-Naser. Sie kommentiert am Radio politische Entwicklungen, im Fernsehen und an Veranstaltungen tritt sie als unpolemische Zeugin und engagierte Frauenvertreterin auf.
    In 'Thymian und Steine' erzählt sie ihre Lebensgeschichte, die 1948, im Jahr der israelischen Staatsgründung beginnt. Wie ein Schatten wird die Leidensgeschichte des palästinensischen Volkes ihr Leben begleiten - ein Leben, das in seiner emanzipatorischen Ausrichtung exemplarisch ist für den Weg einer jüngeren palästinensischen Frauengeneration.




    Uri Avnery
    Ein Leben für den Frieden
    Klartexte über Israel und Palästina.
    Vorw. v. Sumaya Farhat-Naser
    2003 Palmyra
    Seit über vierzig Jahren ist Uri Avnery 'die politische und intellektuelle Führungsfigur der israelischen Friedensbewegung' (Frankfurter Rundschau). Unermüdlich engagiert er sich im Rahmen seiner politischen und publizistischen Arbeit für einen Dialog mit den Palästinensern und für eine Zweistaatenlösung als Grundlage einer Befriedung des bereits über einhundert Jahre andauernden israelisch-palästinensischen Konflikts.
    Aus Anlass von Avnerys 80. Geburtstag versammelt dieses Buch seine wichtigsten publizistischen Beiträge und Reden der letzten Jahre. Mit der ihm eigenen scharfsinnigen und visionären Art behandelt Avnery alle relevanten historischen und aktuellen Aspekte des israelisch-palästinensischen Konflikts. Eindringlich plädiert er für eine Aussöhnung zwischen den beiden Konfliktparteien - ein hochinformatives und aufrüttelndes Buch.

    Reiner Bernstein (geb. 1939, Historiker und Politikwissenschaftler; zahlr. Buchveröffentlichungen zum Palästina-Konflikt und zur Geschichte Israels; Repräs. der Genfer Initiative in Deutschland)
    www.reiner-bernstein.de
    www.genfer-initiative.de

    Reiner Bernstein
    Von Gaza nach Genf
    Die Genfer Friedensinitiative von Israelis und Palästinensern.
    Mit e. Vorw. v. Ralf Fücks u. Epilogen v. Yasser Abed Rabbo u. Yossi Beilin.
    In Zus.-Arb. mit d. Heinrich-Böll-Stiftung.
    Schriftenreihe des Deutsch-Israelischen Arbeitskreises für Frieden im Nahen
    2006 Wochenschau-Verlag

    Reiner Bernstein
    Der verborgene Frieden
    Politik und Religion im Nahen Osten. Sifria,
    2000 Jüdische Verlagsanstalt Berlin, JVB


    Der Entwurf eines Abkommens über den endgültigen Status, besser bekannt als die Genfer Initiative ( oder auch Genfer Vereinbarung ), ist ein virtuelles Abkommen zur Lösung des Nahostkonfliktes.

    Genfer Initiative bei Wikipedia und Hagalil


    Daniel Cil Brecher (Historiker und Publizist, Buchveröffentlichung: Fremd in Zion, DVA; geb. 1951 in Tel Aviv, aufgewachsen in Düsseldorf, von 1976 - 1986 in Israel, in dieser Zeit: Militärdienst, Mitarbeit in der Gedenkstätte Yad Vashem und Leiter des Leo Baeck Instituts in Jerusalem, lebt in Amsterdam; Autor des Deutschlandradios für Feature, Literatur-Rezensionen und Hörspiel)



    Daniel C. Brecher
    Fremd in Zion
    Aufzeichnungen eines Unzuverlässigen.
    2005 DVA


    Weitere Buchtipps

    Tom Segev
    1967
    Israels zweite Geburt

    Siedler Verlag 2007
    Tom Segev schildert Ursachen, Verlauf und Auswirkungen des Sechstagekriegs, den Israel im Juni 1967 mit seinen arabischen Nachbarstaaten führte. Spannend und kenntnisreich zeigt er, wie dieser Krieg zu einer folgenschweren weltpolitischen Auseinandersetzung wurde, die Israel tiefgreifend verändert hat.


    Idith Zertal/ Akiva Eldar
    Die Herren des Landes.
    Israel und die Siedlerbewegung seit 1967

    DVA 2007
    Israel hat den Sechstagekrieg am siebten Tag verloren.
    Die Autoren schildern die komplexe Beziehung zwischen dem Staat Israel und den jüdischen Siedlern. Sie eröffnen erstmals einen spannenden Blick ins Innere dieser Bewegung, aber auch in die israelische Gesellschaft selbst und zeigen, wie Regierung und Siedler sich über vierzig Jahre gegenseitig instrumentalisierten. Was mit ein paar Häusern in den Bergen Judäas begann, ist heute ein riesiges Netz von Siedlungen. Diese stellen nicht nur eine ständige Provokation für die palästinensische Bevölkerung dar, sie sind eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden im Nahen Osten.


    Ilan Pappe
    Die ethnische Säuberung Palästinas
    Verlag Zweitausendundeins 2007


    Ilan Pappe
    The Israel/Palestine Question
    Undergraduate. Edited by Ilan Pappé
    2007 Taylor & Francis Routledge
    Drawing on debates from the last two decades, and including a new sections on women's history in the region and new articles on minorities and land ownership, this book presents the most recent developments in the Arab-Israeli conflict and a reassessment of Israel's past.


    Ilan Pappe
    A History of Modern Palestine
    One Land, Two Peoples
    2006 Cambridge University Press
    Ilan Pappe's history of modern Palestine has been updated to include the dramatic events of the 1990s and the early twenty-first century. These years, which began with a sense of optimism, as the Oslo peace accord was being negotiated, culminated in the second intifada and the increase of militancy on both sides. Pappe explains the reasons for the failure of Oslo and the two-state solution, and reflects upon life thereafter as the Palestinians and Israelis battle it out under the shadow of the wall of separation.


    Yehudit Kirstein Keshet
    Checkpoint Watch
    Zeugnisse israelischer Frauen aus dem besetzten Palästina
    Edition Nautilus 2007
    Checkpoint Watch ist eine Organisation israelischer Frauen, die die Vorgänge an den Kontrollposten innerhalb der Palästinensergebiete und nach Israel beobachtet, in kritischen Fällen vermittelt und Rechtsverletzungen publik macht. Checkpoint Watch ist praktizierte Zivilcourage und Anwendung universeller Menschenrechte. Das Buch kombiniert Augenzeugenberichte mit der Analyse einer absurden Bürokratie, die den Palästinensern unter der Militärbesatzung ein menschenwürdiges Leben unmöglich macht. Daraus entsteht ein kritisches Bild der israelischen Gesellschaft.


    Musiktipp
    Gilad Atzmon: israelischer Saxofonist, Jazzmusiker.
    Er hat Israel aus Protest gegen die Politik der isrl. Regierungen verlassen und lebt im Exil (so nennt er das selbst) in London .