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Erregerrekonstruktion im Genlabor
Der Schwarze Tod und die Weiße Pest

Eine schlimme Seuche wütete zu Zeiten des römischen Kaisers Justinian. Immer wieder flackerte die Pest auf, ehe sie im Mittelalter erneut zuschlug, mächtiger und unerbittlicher als je zuvor. Lange waren Mediziner und Historiker auf die Schilderungen von Chronisten angewiesen, um bei historischen Epidemien auf einen Erreger zu schließen. Doch seit einigen Jahren erfahren sie Hilfe von bislang stummen Zeitzeugen: Skeletten.

Von Joachim Budde | 09.06.2014
Skelett aus dem 14. Jahrhundert, das im August 2008 bei Ausgrabungen um die ehemalige Petrikirche in Berlin freigelegt wurde.
Bei Ausgrabungen in Ellwangen - hier die Magdalenenkapelle aus dem 12. Jahrhundert, wurden Skelette geborgen, die Material für die Rekonstruktion einer damaligen Epidemie lieferten. (Regierungspräsidium Stuttgart)
Wenn Archäologen bei ihren Grabungen auf Massengräber aus dem Mittelalter stoßen oder sterbliche Überreste mit Anzeichen für Krankheiten finden, stellen Mikrobiologen daraus Extrakte her, in denen sie nach alter DNA von Krankheitserregern fischen. Das Genom von Pest-Erregern ist bereits rekonstruiert, das der Lepra-Bakterien auch. Jetzt sollen die Ursprünge der Tuberkulose erkundet werden, des Weißen Todes.
Lediglich am HI-Virus sterben jedes Jahr mehr Menschen als an Mycobacterium tuberculosis. Die Mikrobiologen interessiert, ob und wie sich die Krankheitserreger seit den großen Epidemien verändert haben. Ihre Neugier ist dabei nicht nur historischer Natur. Vor allem wollen sie klären, was die alten Stämme für den Menschen so gefährlich machte - und ob ihre Nachkommen dieses tödliche Potenzial erneut erlangen könnten.

Manuskript zur Sendung:

Schwarzer Tod und Weiße Pest