Krauter: Frau Röhrlich, wie wahrscheinlich ist es, dass menschliche Aktivität schuld an diesen Beben war?
Röhrlich: Das kommt jetzt ganz darauf an, welcher der Bestimmungen der Herdtiefe man traut. Es ist so, dass es zwei Methoden gibt, und beide sind angewandt worden. Einmal die, wenn man so will, klassische, die aus der Zeit stammt, als noch nicht die Seismometer überall verbreitet waren. Da wird rundgegangen, man befragt jeden, hast Du das Beben gespürt, was ist passiert, ist ein Bild von der Wand gefallen. Dann wird eine Karte gezeichnet, aus der die verschiedenen Intensitäten hervorgehen, und dann berechnet man daraus die Herdtiefe. Und da kam man auf 10 Kilometer. Das bedeutet, man ist sehr tief weit unten, unterhalb der Gasfelder, und das bedeutet, dass es eben tektonische Beben sind, die zum Beispiel durch die Hebung Skandinaviens verursacht sein könnten, oder was auch immer. Dann gibt es die moderne Methode mit den Seismometern, die wir immer wieder im Fernsehen vorgeführt bekommen. Und wenn man dann mathematisch rangeht, an die Daten aus diesen Seismometern, dann erkennt man, dass man so auf fünf, sechs Kilometer Herdtiefe kommt, und da liegt man genau in der Zone, in der auch Gas gefördert wird. Gasförderung kann auf zwei Weisen Erdbeben verursachen, genauso wie Ölförderung. Zum einen, wenn ich in der Lagerstätte etwas rausnehme, rauspumpe, dann verändert sich der Porendruck, damit verändere ich das Spannungsfeld in diesem Körper und das kann natürlich an Schwächezonen irgendeinmal Erdbeben hervorrufen, oder wenn ich etwas injiziere, wie Kohlendioxid oder Wasser, um die Förderung zu beschleunigen, dann kann das auch an Schwächezonen dazu führen, dass sich Beben lösen. Also das könnte passiert sein, wenn diese Herdtiefe stimmt.
Krauter: Woher kommt denn diese Unsicherheit. Sind die Verfahren generell nicht kompatibel?
Röhrlich: Beide Methoden haben Fehler und beide haben ihre Vor- und Nachteile. Dieses Beben hat nun einen besonderen Mechanismus gehabt, sagen die Leute, die mit der modernen Methode arbeiten, und zwar haben sie festgestellt, dass der Bebenherd etwa 4,6 Kilometer lang war, also eine lange Fläche. Und der hat sich von Süden nach Norden gelöst und seine Energie anscheinend sehr stark nach Norden abgestrahlt, so dass die Erdbeben da stärker wahrgenommen worden sind, als beispielsweise nach Süden weg. Und das könnte, sagen sie, diese größere Tiefe, die anscheinend da gewesen sein könnte, hervorgerufen haben. Also sie sagen, das ist ein ganz spezifisches Phänomen dieses besonderen Herdes. Und es sieht nur so aus, als wäre es tiefer. Und sie sagen, wenn man das berücksichtigt, käme man auch auf sechs Kilometer und das ist ja auch etwa die Größe, wo sie auch liegen. Die andere Seite sagt natürlich, unsere Methode ist die richtige, und da hat man einen Wissenschaftlerstreit, der gerade losgeht.
Krauter: Die Front läuft also gerade durch die Gemeinde der Geophysiker?
Röhrlich: Ja. Im Moment ist das ein Streit, inwieweit diese Methode gut einzusetzen ist, und auch um die Fehler der neuen Methode. So einfach, wie sich das im ersten Moment anhört ist es gar nicht.
Krauter: Geophysiker fordern ja schon lange, dass in Abbaugebieten die seismische Situation genauer kontrolliert werden muss. Sehen Sie die Chance, dass diese Debatte jetzt größere Chancen für diese Forderung eröffnet?
Röhrlich: Man weiß seit sehr, sehr langer Zeit, dass Förderung, egal was ich jetzt fördere, immer Erdbeben auslösen kann. Egal, ob ich jetzt Gas fördere, Öl fördere, ob ich Kohlendioxid irgendwann einmal verpresse, um die Umwelt zu schützen, Geothermie betreibe, der normale Bergbau, Talsperren, das alles sollte seismisch überwacht werden, weil ich damit das Spannungsfeld in der Erde verändern kann. Das fordern die Geophysiker schon seit langem. Es wird auch sehr viel überwacht, aber die Gasförderung zum Beispiel nicht. In Holland wird sie überwacht und das Problem ist, wenn ich kein feines Netz habe, sondern wie in Norddeutschland nur ein grobes Netz, dann kann ich diese ganzen kleinen Beben nicht erkennen. Kann also diese ganzen kleinen Beben, die in Holland aufgefangen werden, der Stärke 1 und 2, die mir Hinweise geben könnten, dass vielleicht die Förderung im Moment zu stark läuft oder sich etwas verändert, die sehe ich dann nicht, habe also kein Frühwarnsystem, und man kann nur hoffen, dass dieses Frühwarnsystem auch hier eingeführt wird, genauso wie in Holland. Aber das ist nicht überall auf der Welt gegeben, daher sind wir nicht ganz ungewöhnlich mit diesen schlechten Messbedingungen in dem Bereich.
Röhrlich: Das kommt jetzt ganz darauf an, welcher der Bestimmungen der Herdtiefe man traut. Es ist so, dass es zwei Methoden gibt, und beide sind angewandt worden. Einmal die, wenn man so will, klassische, die aus der Zeit stammt, als noch nicht die Seismometer überall verbreitet waren. Da wird rundgegangen, man befragt jeden, hast Du das Beben gespürt, was ist passiert, ist ein Bild von der Wand gefallen. Dann wird eine Karte gezeichnet, aus der die verschiedenen Intensitäten hervorgehen, und dann berechnet man daraus die Herdtiefe. Und da kam man auf 10 Kilometer. Das bedeutet, man ist sehr tief weit unten, unterhalb der Gasfelder, und das bedeutet, dass es eben tektonische Beben sind, die zum Beispiel durch die Hebung Skandinaviens verursacht sein könnten, oder was auch immer. Dann gibt es die moderne Methode mit den Seismometern, die wir immer wieder im Fernsehen vorgeführt bekommen. Und wenn man dann mathematisch rangeht, an die Daten aus diesen Seismometern, dann erkennt man, dass man so auf fünf, sechs Kilometer Herdtiefe kommt, und da liegt man genau in der Zone, in der auch Gas gefördert wird. Gasförderung kann auf zwei Weisen Erdbeben verursachen, genauso wie Ölförderung. Zum einen, wenn ich in der Lagerstätte etwas rausnehme, rauspumpe, dann verändert sich der Porendruck, damit verändere ich das Spannungsfeld in diesem Körper und das kann natürlich an Schwächezonen irgendeinmal Erdbeben hervorrufen, oder wenn ich etwas injiziere, wie Kohlendioxid oder Wasser, um die Förderung zu beschleunigen, dann kann das auch an Schwächezonen dazu führen, dass sich Beben lösen. Also das könnte passiert sein, wenn diese Herdtiefe stimmt.
Krauter: Woher kommt denn diese Unsicherheit. Sind die Verfahren generell nicht kompatibel?
Röhrlich: Beide Methoden haben Fehler und beide haben ihre Vor- und Nachteile. Dieses Beben hat nun einen besonderen Mechanismus gehabt, sagen die Leute, die mit der modernen Methode arbeiten, und zwar haben sie festgestellt, dass der Bebenherd etwa 4,6 Kilometer lang war, also eine lange Fläche. Und der hat sich von Süden nach Norden gelöst und seine Energie anscheinend sehr stark nach Norden abgestrahlt, so dass die Erdbeben da stärker wahrgenommen worden sind, als beispielsweise nach Süden weg. Und das könnte, sagen sie, diese größere Tiefe, die anscheinend da gewesen sein könnte, hervorgerufen haben. Also sie sagen, das ist ein ganz spezifisches Phänomen dieses besonderen Herdes. Und es sieht nur so aus, als wäre es tiefer. Und sie sagen, wenn man das berücksichtigt, käme man auch auf sechs Kilometer und das ist ja auch etwa die Größe, wo sie auch liegen. Die andere Seite sagt natürlich, unsere Methode ist die richtige, und da hat man einen Wissenschaftlerstreit, der gerade losgeht.
Krauter: Die Front läuft also gerade durch die Gemeinde der Geophysiker?
Röhrlich: Ja. Im Moment ist das ein Streit, inwieweit diese Methode gut einzusetzen ist, und auch um die Fehler der neuen Methode. So einfach, wie sich das im ersten Moment anhört ist es gar nicht.
Krauter: Geophysiker fordern ja schon lange, dass in Abbaugebieten die seismische Situation genauer kontrolliert werden muss. Sehen Sie die Chance, dass diese Debatte jetzt größere Chancen für diese Forderung eröffnet?
Röhrlich: Man weiß seit sehr, sehr langer Zeit, dass Förderung, egal was ich jetzt fördere, immer Erdbeben auslösen kann. Egal, ob ich jetzt Gas fördere, Öl fördere, ob ich Kohlendioxid irgendwann einmal verpresse, um die Umwelt zu schützen, Geothermie betreibe, der normale Bergbau, Talsperren, das alles sollte seismisch überwacht werden, weil ich damit das Spannungsfeld in der Erde verändern kann. Das fordern die Geophysiker schon seit langem. Es wird auch sehr viel überwacht, aber die Gasförderung zum Beispiel nicht. In Holland wird sie überwacht und das Problem ist, wenn ich kein feines Netz habe, sondern wie in Norddeutschland nur ein grobes Netz, dann kann ich diese ganzen kleinen Beben nicht erkennen. Kann also diese ganzen kleinen Beben, die in Holland aufgefangen werden, der Stärke 1 und 2, die mir Hinweise geben könnten, dass vielleicht die Förderung im Moment zu stark läuft oder sich etwas verändert, die sehe ich dann nicht, habe also kein Frühwarnsystem, und man kann nur hoffen, dass dieses Frühwarnsystem auch hier eingeführt wird, genauso wie in Holland. Aber das ist nicht überall auf der Welt gegeben, daher sind wir nicht ganz ungewöhnlich mit diesen schlechten Messbedingungen in dem Bereich.