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Erst entdeckt, dann verspottet

Heute vor 290 Jahren wähnte sich Johann Georg Liebknecht als großer Entdecker: Zwischen den Sternen Alcor und Mizar im Großen Wagen hatte er einen schwachen Lichtpunkt beobachtet, der sich seiner Meinung nach ganz langsam bewegte.

Von Dirk Lorenzen | 02.12.2012
    Er war überzeugt, einen bis dahin unbekannten Planeten aufgespürt zu haben und nannte ihn Sidus Ludoviciana, Ludwigsstern. Damit wollte er Landgraf Ludwig den Fünften ehren, den Gründer der Landesuniversität in Gießen, an der Liebknecht wirkte.

    Zwar galt Johann Georg Liebknecht als geübter Beobachter. Doch beim Sidus Ludoviciana war er etwas übereifrig ans Werk gegangen.

    Zum einen hatte mehr als hundert Jahre zuvor bereits ein Schüler Galileo Galileis das Gestirn beobachtet. Zum anderen bewegte es sich nicht – es ist also ein Stern.

    Der vermeintliche Planetenentdecker war schnell ätzendem Spott ausgesetzt. Im Jahr 1722 wäre so eine Entdeckung eine unglaubliche Sensation gewesen.

    Denn damals waren nur die klassischen, mit bloßem Auge sichtbaren Planeten bis zum Saturn bekannt. Mit dem Sidus Ludoviciana hätte es die erste Erweiterung des Sonnensystems über das antike Weltgebäude hinaus gegeben.

    Doch der Gelehrte in Gießen lag falsch. So kam der charmante Ort in Hessen nicht auf die astronomische Weltkarte – stattdessen entdeckte sechs Jahrzehnte später Wilhelm Herschel vom englischen Bath aus den Uranus.

    Nach dieser Enttäuschung entschlossen sich die Nachfahren von Johann Georg Liebknechts, auf eine astronomische Karriere zu verzichten. Wilhelm, Karl und Theodor machten lieber Politik.

    [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Georg_Liebknecht
    title="Wikipedia Johann Georg Liebknecht" target="_self"]Leben und Werk von Johann Georg Liebknecht[/url]

    Astronomische Daten zu Sidus Ludoviciana