Andy Stats legt in diesem Jahr nach dreizehn Schuljahren sein Abitur am Geschwister Scholl-Gymnasium in Magdeburg ab - und anders als viele seiner Klassenkameraden ist der Neunzehnjährige in der glücklichen Lage, genau zu wissen, was er nach der Schule anfangen will.
Ich möchte Diplomingenieur für Informationstechnologie werden, hab mich beworben und bin auch schon genommen, also blicke ich ganz beruhigt in die Zukunft.
Diese Zukunft begann für die Schüler des Geschwister Scholl-Gymnasiums vor und nach der Wende nach 12 Schuljahren. Im Jahr 1999 jedoch wurde in Sachsen-Anhalt die Anpassung an den Westen beschlossen: Fortan dauerte die Gymnasialzeit nun dreizehn Jahre - zum Verdruss von Schülern wie Andy:
Ich sehe es als unnütz an. Weil jetzt Dinge unterrichtet werden, die man gar nicht braucht. In Physik und Chemie da geht es um tief greifendes, mehr als die Allgemeinbildung. Und ich finde, die fachspezifischen Dinge, die man wirklich braucht, lernt man später im Studium.
Das Lehrerkollegium sieht das ähnlich: Jürgen Gehrike, seit 1991 Geographielehrer am Geschwister Scholl-Gymnasium, betrachtet die damalige Umstellung von 12 auf dreizehn Jahre nicht als Gewinn:
Das bedeutet für den Fachunterricht, dass mehr Inhalte vermittelt werden, aber die Studienvorbereitung kann gar nicht verbessert werden, von daher ist es eben nur eine Fülle an Stoff. Und ich halte es für wenig verträglich, in diesem Alter noch in der Schule unterrichtet zu werden, das ist ein Alter, wo man ins Leben gehen muss.
Kunstlehrer Holger Julius besuchte zu DDR Zeiten selbst diese Schule, damals eine Erweiterte Oberschule - 12 Jahre lang. Er hofft, dass die nun eingeführte Veränderung im Kurswahlsystem der Oberstufe nach Baden-Württembergischen Vorbild die Lernmotivation seiner Schüler stärkt:
Wir haben festgestellt, dass in der elften Klasse die Schüler weitgehend nicht erkennen, dass es ernst zu nehmen ist, dass das bewusste Lernen erst spät anfängt. Und das, was man als Vorteil sehen könnte, dass man viel Zeit hat, nicht immer gegeben war.
Auch seine Kollegin Maria Trosin, Deutsch- und Geschichtslehrerin, ist froh, dass mit der Verkürzung der Gymnasialzeit nun auch die Noten aus der elften Klasse wieder für das Abitur relevant sind:
Das 11. Schuljahr ist natürlich für den Literaturunterricht eine Bereicherung. Aber die Frage stellt sich: Ist es notwendig, muss ich noch mehr lesen? Kann ich in zwölf Jahren nicht die den gleichen Sockel vermitteln und die Schüler bauen darauf auf?! Für uns war das eine Verlängerung. Und dann ist es ein Politikum: mit jeder Landesregierung ändert sich die Schulpolitik und das ist tödlich.
Schulleiter Dittmer Seelig assistiert:
Wir können davon ausgehen, dass sich alle zwei bis vier Jahre grundlegend etwas in der Schule geändert hat. Wir haben uns recht schnell darauf eingestellt, aber wenn wir etwas entwickeln wollen in der Schule, brauchen wir mal ein paar Jahre Ruhe und Beständigkeit.
Auch wenn die Lehrer begrüßen, dass die Stundentafel in ihrem Sinne zurückverwandelt wird und ihre jetzigen Neuntklässler wieder nach zwölf Jahren ihre Abschlusszeugnisse erhalten - ein Teil der Abiturienten von heute plädiert für dreizehn Schuljahre
Ich bevorzuge dreizehn Jahre, weil die Masse an Wissen besser verteilt ist. Man hat dann weniger Stress, obwohl das Abi an sich ja schon stressig ist. Früher hab ich immer gedacht, oh, die Großen sind ja schon so reif, aber das eine Jahr... für uns Mädchen, die Jungs müssen ja noch Zivi machen, also da ist es nicht so schlimm, ich bevorzuge daher die dreizehn Jahre. - Ich weiß nur, dass ich studieren möchte, aber noch nicht, welche Richtung, ich hab auch noch nichts sicher. Und da geben mir die dreizehn Jahre die Möglichkeit mich noch ein bisschen auszuruhen und mich noch nicht zu drängen nach einer Perspektive zu suchen.
Ich möchte Diplomingenieur für Informationstechnologie werden, hab mich beworben und bin auch schon genommen, also blicke ich ganz beruhigt in die Zukunft.
Diese Zukunft begann für die Schüler des Geschwister Scholl-Gymnasiums vor und nach der Wende nach 12 Schuljahren. Im Jahr 1999 jedoch wurde in Sachsen-Anhalt die Anpassung an den Westen beschlossen: Fortan dauerte die Gymnasialzeit nun dreizehn Jahre - zum Verdruss von Schülern wie Andy:
Ich sehe es als unnütz an. Weil jetzt Dinge unterrichtet werden, die man gar nicht braucht. In Physik und Chemie da geht es um tief greifendes, mehr als die Allgemeinbildung. Und ich finde, die fachspezifischen Dinge, die man wirklich braucht, lernt man später im Studium.
Das Lehrerkollegium sieht das ähnlich: Jürgen Gehrike, seit 1991 Geographielehrer am Geschwister Scholl-Gymnasium, betrachtet die damalige Umstellung von 12 auf dreizehn Jahre nicht als Gewinn:
Das bedeutet für den Fachunterricht, dass mehr Inhalte vermittelt werden, aber die Studienvorbereitung kann gar nicht verbessert werden, von daher ist es eben nur eine Fülle an Stoff. Und ich halte es für wenig verträglich, in diesem Alter noch in der Schule unterrichtet zu werden, das ist ein Alter, wo man ins Leben gehen muss.
Kunstlehrer Holger Julius besuchte zu DDR Zeiten selbst diese Schule, damals eine Erweiterte Oberschule - 12 Jahre lang. Er hofft, dass die nun eingeführte Veränderung im Kurswahlsystem der Oberstufe nach Baden-Württembergischen Vorbild die Lernmotivation seiner Schüler stärkt:
Wir haben festgestellt, dass in der elften Klasse die Schüler weitgehend nicht erkennen, dass es ernst zu nehmen ist, dass das bewusste Lernen erst spät anfängt. Und das, was man als Vorteil sehen könnte, dass man viel Zeit hat, nicht immer gegeben war.
Auch seine Kollegin Maria Trosin, Deutsch- und Geschichtslehrerin, ist froh, dass mit der Verkürzung der Gymnasialzeit nun auch die Noten aus der elften Klasse wieder für das Abitur relevant sind:
Das 11. Schuljahr ist natürlich für den Literaturunterricht eine Bereicherung. Aber die Frage stellt sich: Ist es notwendig, muss ich noch mehr lesen? Kann ich in zwölf Jahren nicht die den gleichen Sockel vermitteln und die Schüler bauen darauf auf?! Für uns war das eine Verlängerung. Und dann ist es ein Politikum: mit jeder Landesregierung ändert sich die Schulpolitik und das ist tödlich.
Schulleiter Dittmer Seelig assistiert:
Wir können davon ausgehen, dass sich alle zwei bis vier Jahre grundlegend etwas in der Schule geändert hat. Wir haben uns recht schnell darauf eingestellt, aber wenn wir etwas entwickeln wollen in der Schule, brauchen wir mal ein paar Jahre Ruhe und Beständigkeit.
Auch wenn die Lehrer begrüßen, dass die Stundentafel in ihrem Sinne zurückverwandelt wird und ihre jetzigen Neuntklässler wieder nach zwölf Jahren ihre Abschlusszeugnisse erhalten - ein Teil der Abiturienten von heute plädiert für dreizehn Schuljahre
Ich bevorzuge dreizehn Jahre, weil die Masse an Wissen besser verteilt ist. Man hat dann weniger Stress, obwohl das Abi an sich ja schon stressig ist. Früher hab ich immer gedacht, oh, die Großen sind ja schon so reif, aber das eine Jahr... für uns Mädchen, die Jungs müssen ja noch Zivi machen, also da ist es nicht so schlimm, ich bevorzuge daher die dreizehn Jahre. - Ich weiß nur, dass ich studieren möchte, aber noch nicht, welche Richtung, ich hab auch noch nichts sicher. Und da geben mir die dreizehn Jahre die Möglichkeit mich noch ein bisschen auszuruhen und mich noch nicht zu drängen nach einer Perspektive zu suchen.