Donnerstag, 25. April 2024

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Erstbesteigung im Winter
Nepalesische Sherpas auf dem Gipfel des K2

Zehn nepalesische Sherpas haben als erste den K2 während eines Winters bestiegen. Alle früheren Versuche, von Bergsteigern aus aller Welt, waren gescheitert.

Von Bernd Musch-Borowska | 26.01.2021
Karokoram mountains with K2 aerial view from an airplane, North Pakistan PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: TimxGraham 1161-7952 Mountains With K2 Aerial View from to Airplane North Pakistan PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright TimxGraham 1161
Blick über den Himalaya und den K2. (imago images / robertharding)
Die letzten Meter kosten die meiste Kraft – das gilt auch für den Gipfel des zweithöchsten Berges der Welt. Nach tagelangem Aufstieg, durch Schnee und Eis, gelang in diesem Jahr zehn nepalesischen Sherpas als erste die Besteigung des K2 im Winter. Alle früheren Versuche, von Bergsteigern aus aller Welt, waren gescheitert. Das Filmmaterial ihrer Handy-Videos wurde von der Nachrichtenagentur Reuters verbreitet.

"Jeder von uns hat eine wichtige Rolle gespielt"

Vor ihrer Abreise aus Pakistan wurden die Sherpas im Presseclub von Islamabad gefeiert. Die Erstbesteigung des K2 im Winter sei ein gemeinsamer Erfolg gewesen, sagte Teamchef Nirmal Purja Sherpa. Das sei ihre Botschaft an die Welt, gemeinsam könne man alles schaffen.
"An einem hohen Berg wie dem K2, denken viele Bergsteiger nur an sich. Jeder will der Erste sein, seinen Namen auf einer Liste von Rekordhaltern sehen. Aber wir haben gemeinsam beschlossen, dass wir es anders machen", sagte Nirmal. "Denn jeder von uns hat eine wichtige Rolle bei unserem Aufstieg gespielt, jeder hat einen Teil der Ausrüstung getragen. Also haben wir kurz vor dem Gipfel Halt gemacht und sind die letzten Meter zusammen zum Gipfel aufgestiegen, Arm in Arm."

K2 gilt als schwieriger als der Mount Everest

Das Handyvideo von dem Moment, in dem alle 10 Sherpas gemeinsam, Arm in Arm, den steilen schneebedeckten letzten Abschnitt, hinaufsteigen und dabei die nepalesische Nationalhymne singen, wurde in den sozialen Netzwerken tausendfach geklickt.
Der K2 gilt als noch schwieriger als der Mount Everest. Mehr als 86 Bergsteiger sind den Angaben zufolge dort schon ums Leben gekommen, die meisten beim besonders gefährlichen Abstieg.
In diesem Jahr sind, trotz Corona, Bergsteigerinnen und Bergsteiger aus Polen, Ungarn, Spanien, den USA und anderen Ländern nach Pakistan gereist, um als erste im Winter auf dem Gipfel zu stehen, in 8611 Metern Höhe über dem Meeresspiegel. Denn der zweithöchste Berg der Welt, im Grenzgebiet zwischen Pakistan und der von China kontrollierten Autonomen Region Tibet, war bis jetzt noch nie im Winter bezwungen worden.
Doch es gehe um viel mehr als um den K2, so Nirmal Purja Sherpa: "Jeder Mensch hat in seinem Leben einen eigenen Berg zu bewältigen. Und wenn man an sich glaubt, in seinem tiefsten Herzen und mit seinem ganzen Geist, dann ist alles zu schaffen."

Weitere Seilschaften sind noch unterwegs

Die zehn Sherpas gehörten ursprünglich zu drei verschiedenen Seilschaften. Trotz schlechten Wetters am K2 setzten sie ihren Aufstieg fort, als andere Bergsteiger umkehrten, um zum Basislager zurückzukehren. Dabei war ein spanischer Bergsteiger, Serge Mingote, vor knapp 2 Wochen in eine Gletscherspalte gestürzt und ums Leben gekommen.
Wie der Alpine Club of Pakistan mitteilte, sind zurzeit noch mehrere Seilschaften auf dem Weg zum Gipfel.