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Erster Deutscher Wasserstoff-Energie-Tag

Angesichts drohender Klima-Katastrophen und schon deutlich spürbarer Klima-Veränderungen ist es höchste Zeit, über die Energie-Versorgung der Zukunft nachzudenken. Wasserstoff als Energieträger ist heute eine reale Zukunfts-Vision: einfach herzustellen, leicht zu transportieren, gut zu speichern und - emissionsfrei. In Essen geht heute [Do., 14.11.] der erste Deutsche Wasserstoff-Energie-Tag zu Ende. Drei Tage lang haben sich 220 Fachleute in 60 Veranstaltungen über den Stand der Technik informiert und ausgetauscht.

von Joachim Hecker |
    Tragbare Computer, Videokameras und Mobiltelefone, die nicht nur drei Stunden am Stück laufen, sondern einhundert. Der Strom kommt dabei nicht aus Batterie oder Akku, sondern wird direkt erzeugt: in kleinen Kraftwerken im Gerät, bestehend aus einer Brennstoff-Zelle und einer kleinen Gas-Kartusche. Darin befindet sich das leichteste Element: Wasserstoff. Autos können damit betrieben, Wohnungen mit Strom und Wärme versorgt werden. Wasserstoff, ein Energieträger so vielseitig wie Strom, jedoch mit einem entscheidenden Vorteil: er lässt sich gut speichern. Der ehemalige Hamburger Umwelt-Senator Fritz Vahrenholt vom Forum für Zukunfts-Energien:

    Und dann kommt es noch drauf an, wo kommt der Wasserstoff her. Der kann umweltfreundlich sogar aus Kohle gemacht werden, der kann aus erneuerbaren Energien gemacht werden, von Offshore-Windparks, er kann ja theoretisch sogar aus Kernenergie gemacht werden, also das ist der universelle Anspruch von Wasserstoff, den wir allerdings in Deutschland einlösen müssen.

    Wasserstoff ist aber nur dann ökologisch, wenn er umweltfreundlich erzeugt wird. Mit Hilfe erneuerbarer Energien oder auf völlig neue Arten. So könnte eine neue Technologie für einen beinahe vergessenen Rohstoff eine Renaissance bedeuten. Kohle zu Wasserstoff – und das ohne CO2-Emissionen in die Atmosphäre. Ein Verfahren, das derzeit mit internationaler Unterstützung in den USA entwickelt wird. Carl-Jochen Winter von der Internationalen Vereinigung für Wasserstoff-Energie sieht hier große Chancen:

    Die Kohlewirtschaft wird CO2-frei. Heute emittiert das Kohlekraftwerk schon weniger und weniger CO2 in dem Maße, in dem die elektrischen Wirkungsgrade der Kohlekraftwerke steigen, auf jetzt bald 50 Prozent und darüber, aber wenn mit dem Kyoto-Prozess wirklich Ernst gemacht werden soll, müssen sie auf 60 bis 80 Prozent - und zwar nicht nur in der Kohlewirtschaft. Und dazu werden sie befähigt durch das CO2-freie, wasserstoffgestützte Kohlekraftwerk.

    Kohle als Lieferant von Wasserstoff, der dann beliebig genutzt werden kann. Auch die politische Dimension nimmt Winter ernst. Abhängigkeiten von OPEC-Staaten gehörten dann der Vergangenheit an. Denn im Gegensatz zu Erdöl, das nur in wenigen Regionen der Welt vorhanden ist,...

    ...ist etwa Kohle auf allen Kontinenten vertreten. Eine Kohle-OPEC scheint mir höchst unwahrscheinlich. Es kommt eines hinzu, das der Kohle-Markt exzellent funktioniert. Jene Schwankungen und großen Ausschläge nach oben und nach unten, wie wir sie vom Öl gewohnt sind, sind bei Kohle nahezu inexistent.

    Doch er räumt auch ein, dass die Erzeugung von Wasserstoff aus Kohle eine sehr weit reichende Zukunfts-Vision ist:

    Das Projekt steht weitgehend am Anfang und - machen wir uns nichts vor - es liegt mir fern, von einer Illusion zu sprechen, dass das morgen vorhanden wäre. Solche Entwicklungen brauchen Jahrzehnte, wir brauchen zwei, drei, vier Jahrzehnte, bevor das erste schöne große sinnvolle Demonstrations-Kraftwerk dasteht. Dann allerdings ist es den Schweiß der Edlen wert gewesen, denn es ist CO2-frei.

    Insgesamt ist die erste Euphorie bei der Wasserstoff-Technologie jedoch verflogen. Das ist beim ersten Deutschen Wasserstoff-Energie-Tag zu spüren. Die Automobil-Industrie hatte bereits für 2005 Serien-Modelle angekündigt. Damit wird es nichts vor 2010. Die Regelung der Brennstoffzelle im Auto oder die Speicherung großer Mengen als Treibstoff sind problematisch. Doch was langfristig kommen soll, muss frühzeitig angegangen werden. Eine Brücke zum Wasserstoff-Zeitalter könnte dabei die Erdgas-Technologie bilden. Brennstoffzellen und Autos lassen sich auch damit betreiben. Erdgas-Leitungen liegen überall, die ersten tausend Erdgas-Tankstellen wird es demnächst geben. Und die mit Erdgas gewonnenen Erfahrungen lassen sich gut auf Wasserstoff übertragen.

    Links:

    www.dh2e.de www.hydrogen.org/indexd.html www.iahe.org www.energieland.nrw.de

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