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Ertragschancen der Riester-Rente

Anfangs waren sie schlicht ein Ladenhüter und haben lange gebraucht, bis sie sich zum Zugpferd der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge entwickelt haben: Die Riester-Rentenversicherungen. Doch wie hoch die zusätzliche Rente später einmal sein wird, das hängt natürlich stark von der Qualität des Angebotes ab. Was auf dem Markt ist und wie gut gewirtschaftet wird, das hat die Stiftung Warentest untersucht.

Von Dieter Nürnberger |
    Es gibt durchaus große Unterschiede bei den Anbietern von Riesterprodukten. Obwohl die Stiftung Warentest zuallererst – zum wiederholten Male übrigens – generell diese Art der Altersvorsorge lobt. Sie lohne sich mehr als jede andere Altersvorsorge zur Schließung der Rentenlücke der Versicherten. Und doch gäbe es eben Anbieter, die cleverer mit dem Geld der Versicherten wirtschafteten, so dass sie letztendlich ihren Kunden mehr bieten könnten als andere. Die Stiftung Warentest hat für die Untersuchung einen Modellkunden vorausgesetzt – 39 Jahre alt und er verdiente im Vorjahr 30.000 Euro brutto. Hermann-Josef Tenhagen, der Chefredakteur der Zeitschrift "finanztest":

    "Unser Musterkunde bekommt schon bei der garantierten Mindestrente bei einem guten Anbieter rund zwanzig Prozent mehr als bei einem schlechten. Das sind beispielsweise bei der "CosmosDirect" 5.000 Euro mehr als etwa die "Victoria" zahlen würde – über eine Laufzeit von 25 Jahren gerechnet. Rechnet man die prognostizierten Überschüsse mit ein, so ergibt sich schnell eine Differenz von 10.000 Euro. Unserem Sparer werden von der "CosmosDirect" 216 Euro pro Monat prognostiziert, von der "Victoria" 183 Euro."

    Also immerhin eine beachtliche Differenz von rund 20 Prozent zwischen sehr guten und schlechteren Anbietern auf dem Markt der klassischen Riester-Rentenprodukte. Wobei es auf dem Markt in den vergangenen Jahren recht viel Bewegung gab. So ist die früher getroffene Unterscheidung der Anbieter zwischen Mann und Frau nicht mehr notwendig – die Branche bietet nun fast ausnahmslos nur noch so genannte Uni-Sex-Tarife an – für beide Geschlechter gleiche Tarifbedingungen also. Die Testsieger unter den untersuchten 35 Angeboten:

    "Zwei Angebote nennen wir "sehr gut": Es sind die Riester-Rente "R1-A von CosmosDirect" und "Riester-Care AR7 von HanseMerkur". Beide garantieren eine hohe Rente für den Eigenbetrag des Sparers und waren auch als Anleger für ihre Kunden erfolgreich. Die in den vergangenen Jahren am Anlagemarkt sehr gute "Debeka" schlitterte mit ihrer Förderrente "F1 01/07" nur knapp am Gesamturteil "sehr gut" vorbei."
    Inzwischen haben in Deutschland mehr als 5,5 Millionen Kunden eine klassische Riester-Rentenversicherung abgeschlossen. Bei einem guten Angebot und durchgängiger Einzahlung seien die Ertragschancen mittelmäßig bis gut, so die Verbraucherinstitution. Durch eine Mindestverzinsung von 2,25 Prozent steht für die Rente auf jeden Fall immer mehr als das eingezahlte Geld bereit – so die Warentester. Hinzukomme, dass Riester-Rentenversicherungen mit Zulagen und Steuervorteilen gefördert würden. Stefan Kühnlenz hat die Untersuchung geleitet:

    "Der Vorteil aller Riester-Produkte ist die attraktive staatliche Förderung. Im Jahr 2007 sind das immerhin bis zu 114 Euro und im nächsten Jahr sogar 154 Euro pro Person. Für jedes Kind gibt es noch einmal eine Extrazulage. Um die Zulagen zu bekommen, muss der Anleger im laufenden Jahr mindestens 3 Prozent und ab 2008 sogar mindestens 4 Prozent von seinem Bruttojahrgehalt selber aufbringen. Die Zulagen werden hierbei allerdings schon eingerechnet. Zahlt der Verbraucher mehr ein, hat er zusätzliche Steuervorteile."

    Allerdings macht die Stiftung Warentest darauf aufmerksam, dass sich die Versicherten zumindest am Anfang um die Zulagen und Steuervorteile selbst kümmern müssen. Hierbei geht es um den Antrag bei der Zentralen Zulagenstelle. Hier sei es noch immer so, dass viele Riester-Sparer dies schlicht vergessen würden, sagt "finanztest"-Chefredakteur Hermann-Josef-Tenhagen:

    "Es gibt nach Auskunft der Behörden doch hunderttausende von Kunden, die ihre 400 oder auch 500 Euro schlicht verschenken. Sie hätten Anspruch auf diese Förderung, füllen aber den Antrag nicht aus. Wahrscheinlich ist dies einfach Vergesslichkeit. Man kann derzeit noch die Förderung für das Jahr 2005 beantragen. Da muss aber jetzt etwas unternommen werden – und wenn der Antrag nicht mehr auffindbar ist, sollte man einfach den Versicherer anrufen. Der schickt dann einen neuen Antrag."