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Erzieherinnen und Erzieher lernen experimentieren

Wer kann die Luft sehen? Warum kann ein Heißluftballon fliegen oder warum geht das schwere Boot nicht unter? In Zukunft sollen sich Kinder im Vorschulalter vermehrt mit solchen Fragen beschäftigen, altersgerecht im Spiel und mit Spaß. Die Friedrich-Fröbel-Schule hat in Berlin deshalb den Kurs "Experimentieren im Kindergarten" als Wahlfach mit in das Ausbildungsprogramm für die Erzieher und Erzieherinnen aufgenommen.

Von Michael Fuhs |
    Paola Eckert-Palvarini ist in die Knirpsenbude nach Berlin-Köpenick gekommen. Eine Stunde wird die Physikerin mit den Kindern experimentieren.

    " Jetzt nehme ich ein Stück Papier und ich drücke es in den Becher rein. Und dann drehe ich den Becher um und tauche den Becher ins Wasser, bis zum Boden. Und dann nehme ich den Becher wieder hoch. Und, wie ist das Papier? "

    Heute hospitieren angehende Erzieherinnen im Rahmen der von Eckert-Palvarini mit gegründeten Initiative "Forschergarten". Unterstützt von einem Medizintechnikunternehmen, einer Bildungseinrichtung für Gen- und Biotechnologie und der staatlichen Friedrich-Fröbel-Schule für Sozialpädagogik, will sie Erzieherinnen, Erzieher und engagierte Eltern in Berlin und Brandenburg fit machen, selber solche Experimente durchzuführen.

    Sieben Jungen und Mädchen haben sich um einen Tisch gruppiert, starren gebannt auf die große Schüssel mit dem Wasser, die in der Mitte steht. Paola Eckert-Palvarini nimmt das Glas mit dem Papier, immer noch mit der Öffnung nach unten, wieder aus der Schüssel heraus und zeigt es herum.

    " Ist es nass oder trocken. - Trocken. - Es ist trocken? Aber ich dachte, ich hätte den Becher ins Wasser rein gemacht. "

    Die fünf Jahre alte Lydia kennt die Antwort. Sie weiß, warum das Papier bei dem Versuch "Taucherglocke" trocken bleibt.

    " Weil da kein Wasser rein gekommen ist, weil da Luft drin war und die Luft das angehalten hat, das Wasser. "

    Vor drei Jahren hat Paola Eckert-Palvarini damit begonnen, in die Kindergärten und mit Fünf- und Sechsjährigen Experimente durchzuführen.

    " Ich möchte die Kinder auf die Naturereignisse aufmerksam machen. Ich möchte, dass sie einfach ein Gefühl für die Naturphänomene entwickeln. Durch meine Experimente machen sie sich auch Gedanken und stellen sich vielleicht auch Fragen. Gerade die Kinder im Vorschulalter sind im richtigen Alter, um diese Sachen zu lernen. Spielerisch, ohne Angst, beim Probieren, beim Spielen, beim Nasswerden. "

    Ziel des Forschergartens und anderer Aus- und Weiterbildungsinitiativen aus Wirtschaft und Wissenschaft, wie zum Beispiel dem "Haus der kleinen Forscher", ist es, dass Erzieherinnen und Erzieher die Begeisterung der Kinder für Technik und Naturwissenschaften wecken. Dadurch - so hoffen die Initiatoren des Forschergartens - sollen sie auch als Erwachsene - offener sein gegenüber Technik und Naturwissenschaften.

    Deshalb lernen von Paola Eckert-Palvarini zur Zeit nicht nur die Kinder, sondern auch Studierende der Friedrich-Fröbel-Schule. Als eine der ersten staatlichen Schulen für Erzieherinnen und Erzieher bietet sie den Profilkurs Experimentieren an. Aller vermuteten Schwellenangst gegenüber Physik und Technik zum Trotz, haben sich 18 Studierende für das Wahlfach entschieden. Das ist immerhin ein Sechstel des ersten Jahrgangs. Christiane Gründer:

    " Für mich ist es wichtig, dass ich dort lerne, wie ich den Kindern die Nathurephänomene erklären kann. Wie ich schnelle Formulierungen finde, um den Kindern das zu erklären, dass sie es wirklich verstehen. "

    Christiane Gründer hat den neuen Profilkurs belegt. Außer dem Unterricht an der Schule wird sie vier mal bei Experimenten im Kindergarten hospitieren.

    " Man kennt diese alltäglichen Phänomene ja. Bloß man weiß nicht, wie man sie erklären soll, und daher finde ich sehr schön, dass wir das machen. "

    Die Kinder sind von der Experimentierstunde begeistert. Lydia erklärt, warum es ihnen Spaß macht.

    "Alles, was ich neu mache, ist für mich immer sehr schön. "