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Es droht ein Eklat

Die aufgrund Bestechungsvorwürfen gesperrten Handball-Schiedsrichter Lemme und Ullrich sollen nach Wille des Deutschen Handballbundes wieder auflaufen. Ein Votum, dass konträr zu der Sperre des Weltverbandes und der Meinung der Handball-Bundesliga steht.

Von Erik Eggers | 26.11.2009
    Der Skandal um die beiden Handball-Schiedsrichter Frank Lemme und Bernd Ullrich entwickelt sich zu einer unendlichen Geschichte. Nun hat das Präsidium des Deutschen Handballbundes (DHB) entschieden, das Magdeburger Duo nach Ablauf seiner Sperre am 15. Dezember wieder für Bundesligapartien anzusetzen. Er gehe davon aus, dass Lemme/Ullrich danach wieder Spielaufträge übernehme, erklärte DHB-Präsidiumsmitglied Karl-Friedrich Schwark.

    Aufsehen erregend wäre es. Denn der Fall Lemme/Ullrich zählt zu den spektakulärsten Schiedsrichterskandalen der Handballgeschichte. Im Frühjahr war bekannt geworden, dass im April 2006 nach einem Europapokalfinale auf einem Moskauer Flughafen 50.000 US-Dollar in der Sporttasche Ullrich gefunden worden waren. Ullrich beteuerte seine Unschuld; er wisse nicht, wie das Geld dort hinein geraten sei; sein Partner erinnerte sich an einen Bestechungsversuch vor dem Finale, den er abgelehnt habe.

    Sollten die Schiedsrichter wieder auflaufen, droht ein schwerer Eklat. Zwar ist der DHB zuständig für das Schiedsrichterwesen im deutschen Handball. Doch die führenden Ligaklubs wie der THW Kiel und HSV Hamburg und auch Präsidium und Aufsichtsrat der Liga haben sich, wie der Deutschlandfunk berichtet hatte, einhellig gegen ein Comeback der Schiedsrichter ausgesprochen. Und zwar unabhängig vom offenen Ausgang des Berufungsverfahrens vor der Europäischen Handball-Föderation (EHF), die Lemme/Ullrich für fünf Jahre gesperrt hatte.

    Der Beschluss sei mit Zustimmung der Liga gefasst worden, berichtete hingegen DHB-Vizepräsident Heinz Winden. Dass die Klubs sich zuvor mehrheitlich gegen Lemme/Ullrich ausgesprochen hatten, sei beim DHB kein Thema gewesen. Ein solcher Wunsch sei dem Dachverband nicht mitgeteilt worden, erklärte Winden.

    Es dürfte also bald heftig krachen zwischen Liga und Dachverband.