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"Es geht nur um Erfolge - egal wie sie gemacht werden"

Ende vergangenen Jahres wollte der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) den Vertrag mit Werner Goldmann nicht verlängern. Hintergrund war eine entsprechende Empfehlung der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes. Goldmann klagte vor dem Arbeitsgericht Darmstadt auf Wiedereinstellung. Die Kommission änderte ihre Meinung und jetzt hat der DLV Goldmann wieder eingestellt.

Von Thomas Purschke |
    Am Sonntagnachmittag informierte der Deutsche Leichtathletik-Verband nach seiner Spitzensporttagung in Kienbaum über die Nachrichtenagenturen auch über die amtliche Rückkehr einer höchst umstrittenen Trainer-Persönlichkeit. Der einstige DDR-Doping-Trainer Werner Goldmann und Coach des Diskus-Weltmeisters Robert Harting, ist vom DLV rückwirkend zum 15. Juni 2009 als Bundestrainer für die deutschen Diskus-Werferinnen wieder eingestellt worden.

    Dies sei das Ergebnis eines Vergleiches vor dem Arbeitsgericht, beide Seiten seien damit einverstanden gewesen, sagte der DLV-Präsident Clemens Prokop der Deutschen Presseagentur. Zuvor hatte der DLV Ende 2008 den Arbeitsvertrag nicht verlängert. Goldmann hatte seine DDR-Dopingvergangenheit mehrfach geleugnet. Der neue Bundestrainer-Vertrag von Goldmann, der jetzt im September unterzeichnet wurde, beläuft sich laut DLV auf den Olympiazyklus bis London 2012.

    Der 59-jährige Trainer Goldmann war Ende der neunziger Jahre von zwei seiner früheren DDR-Athletinnen Simone Kischnick und Annette Wolf, die Strafantrag stellten, sowie dem Ex-Kugelstoßer Gerd Jacobs schwer belastet worden. Die Sportlerinnen hatten im Rahmen der Ermittlungen zum Staats-Doping in der DDR ausgesagt, damals von Goldmann als Minderjährige Sexualhormone in Tablettenform erhalten zu haben. Das Strafverfahren gegen Goldmann wurde gegen eine Zahlung von 4000 D-Mark eingestellt.

    Das staatlich anerkannte DDR-Dopingopfer Gerd Jacobs aus Berlin sagte jetzt zur Wiederanstellung von Goldmann beim DLV:

    "Was mich so ein bisschen traurig macht, ist das Verhalten des DLV oder überhaupt des DOSB dazu, wie sie noch vor einem dreiviertel Jahr, also im November noch gesprochen haben, ja wir müssen was tun. Aber jetzt, alles sind sie umgekippt wieder und als ob nie was gewesen ist. Ich würde sagen, es sind fast ähnliche Bedingungen wie sie damals in der DDR waren. Es geht nur um Leistung, nur um Erfolge auf Teufel komm raus, egal wie sie gemacht werden."

    Die Thematik wurde von den deutschen Sportverbänden und der Politik zwanzig Jahre lang immer wieder verschleppt. Auch die eigens vom Deutschen Olympischen Sportbund installierte Doping-Untersuchungskommission unter Vorsitz des einstigen Bundesverfassungsrichters Udo Steiner, die erst gegen Goldmann votierte und nach dessen DDR-Doping-Eingeständnis im April 2009, dessen Weiterbeschäftigung empfahl, stößt auf Kritik. Der Heidelberger Dopingaufklärer Werner Franke erklärte: Goldmann sei trotz seiner einstigen Dopingstraftaten genauso vom deutschen Sport und DLV wieder aufgenommen worden, wie der Dopingtrainer Thomas Springstein in den neunziger Jahren. Dies sei ein Skandal.