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"Es gibt so viel zu entdecken"

Raus aus dem gewohnten Umfeld, ab ins Ausland, für einige Monate, ein halbes oder ein ganzes Jahr an eine fremde Schule gehen, sich zurechtfinden, Bekanntschaften schließen und etwas erwachsener zurückkehren. Das sind einige der Gründe, warum sich jährlich mehr als 10.000 Jugendliche für eine Auslandszeit entscheiden. Zwei von ihnen erzählen von ihren Erfahrungen.

Von Stephan Beuting |
    "Ich bin Clarissa Borries, 16 Jahre alt, ich war auf La Reunion und bin auf dem Friedrich-Ebert-Gymnasium."

    "Jan Willem Kothe, ich bin 17 Jahre alt, ich war ein halbes Jahr in Kanada, in Nova Scotia. Ich bin auf dem Friedrich-Ebert-Gymnasium, gehe gerade in die elfte Klasse, ich war im ersten Halbjahr der zehnten Klasse in Kanada."

    "Und, wie war's?"

    "Es war halt eine tolle Erfahrung, es war interessant, es war halt was komplett Neues, was Eigenständiges."

    "Spannend, anstrengend, neu und interessant."

    "Erwartung und Realität"

    "Ich habe mir gedacht, es gibt so viel zu entdecken und am meisten in Amerika und da möchte ich jetzt hin mir das mal angucken für ein halbes Jahr, wenn ich die Chance dazu habe. Wo ich enttäuscht war, als ich dann nicht in die USA gekommen bin."

    "Es war halt so, dass meine Familie, die waren halt die kreolischen Familien, also da gibt es ja diesen Dialekt, Kreolisch, und die waren immer was strenger als die aus Frankreich, das hat man einfach gemerkt, meine Familie hat sich halt immer sehr viele Sorgen gemacht, ich hätte gerne die Hauptstadt gesehen oder andere Strände, also eigentlich hätte ich gedacht, dass ich noch mehr sehe."

    "Eine neue Schule auf Zeit"

    "Normal ist es ja so bei dem französischen Schulsystem, dass die bis halb sechs Uhr abends Schule haben. Von halb acht glaub ich bis halb sechs Uhr abends plus Samstagsschule."

    "Ich habe mich sehr viel im Unterricht beteiligt, man will ja am Anfang nicht der Streber sein, aber trotzdem glaube ich, werden die anderen auf einen aufmerksam, also hatte ich das Gefühl. Die erste Woche in der Schule ist hart, nicht der erste Tag, da freut man sich, dann am dritten vierten Tag kennt man keinen, das ist so der schlimmste Moment gewesen."

    "Bei mir war's halt so, dass ich viele Fächer nicht hatte, dadurch hatte ich halt viel weniger Stunden als die anderen, also halt viele Freistunden und dann sind wir halt immer um elf Uhr an den Strand gefahren - das war echt ganz schön."

    "Organisation und Kosten"

    "Ich habe mich für die USA beworben, erstmal auf das parlamentarische Partnerschaftsprogramm, das war so ein Stipendium, da hätte ich gratis ein Jahr in die USA gekonnt, das habe ich leider nicht bekommen und habe mich dann bei Stepin - bei Experiment war es schon ausgebucht - und bei Stepin haben die gesagt, okay, machen wir, du bist drin und das sollte ungefähr 6- bis 7000 Euro kosten."

    "Ja, also, man geht ins Internet, man sucht sich selber seine Austauschschüler, man bezahlt halt nicht an die Organisation, sondern eben nur für den Flug und bekommt halt am Ende 300 Euro wieder und muss halt dafür einen Bericht schreiben. Ja, ich glaube 700 Euro oder so."

    "Erstaunt hat mich ..."
    "Wenn man was gegessen hatte, dann musste man erst immer im Waschbecken alles abwaschen, bis es ganz sauber war, und dann konnte man es erst in die Spülmaschine stellen."

    "Auf La Reunion ist es so, die sind alle sehr offen. Wenn man unterwegs ist und man sieht jemanden in der Gruppe, sagt man direkt allen Hallo, wenn man dann die Person irgendwann wiedersieht, dann kann man direkt hingehen und sagen: 'Hallo, wir kennen uns doch.' Das ist in Deutschland nicht so."

    "Zurück in Deutschland"

    "Klar, ich habe jetzt besser Französisch gelernt, also das ist schon gut für mich aber man muss halt dazu sagen, ich habe dafür auch schon hart gearbeitet in den Ferien, also da muss man, man muss schon echt nachholen, wenn man es nicht macht, dann kann das schon Nachteile bringen."

    "Also, ich habe nix nachgeholt im Prinzip und ich bin damit wunderbar durchgekommen."

    "Dadurch lernt man schon deutsche Sachen auch zu schätzen, so wie das Schulsystem, sein Zimmer."