Bettina Klein: Bei der Lufthansa hat also heute der womöglich größte Streik in der Geschichte des Konzerns begonnen. Die Piloten sind wie angekündigt um Mitternacht in den Ausstand getreten. Damit gilt ein Sonderflugplan. Letzte Einigungsbemühungen gestern hatten keine Annäherung erbracht. – Am Telefon begrüße ich den Unternehmenssprecher der Deutschen Lufthansa, Klaus Walther. Guten Morgen!
Klaus Walther: Guten Morgen, Frau Klein.
Klein: Herr Walther, geben Sie uns zunächst einen Eindruck, wie umfangreich sind die Auswirkungen des Streiks heute Morgen?
Walther: Es ist das Dramatischste im deutschen Luftverkehr, was wir je erlebt haben. Wir hoffen, dass wir dadurch, dass die Lufthansa-Regionalflüge noch verkehren, also nicht von dem Streik betroffen sind, etwa die Hälfte des gesamten Programms eines normalen Flugtages darstellen können. Das heißt aber im Umkehrschluss auch, zwei Drittel der Lufthansa-Klassikflüge werden nicht stattfinden. Wir werden statt der üblichen 1800 maximal 1000 Flüge darstellen können. Es ist sehr dramatisch und es sind bedauerlich die Auswirkungen für die Kunden, für das Unternehmen und natürlich auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Klein: Nach welchen Kriterien haben Sie Notfallpläne erstellt? Welche Flüge fallen aus und für welche konnten Sie Ersatz schaffen?
Walther: Wir konnten natürlich priorisieren. Einmal haben wir gesagt, bestimmte Interkontinentalmärkte, wo wir stark mit Allianzpartnern vertreten sind, dort konnten wir Flüge reduzieren. Auf der anderen Seite gibt es Strecken, wo wir noch nicht mit Partner-Airlines so stark vernetzt sind, dort müssen wir dann eben schauen, dass die doch durchgeführt werden können. Genauso ist es innerdeutsch. Dort, wo die Bahn sehr stark vertreten ist, übernimmt die Bahn viele Kunden. Auch die Bahn hat zusätzliche Züge eingesetzt, trotz aller Schwierigkeiten, die dort momentan auch bestehen. Es ist relativ unkompliziert mit der Umbuchung beziehungsweise mit dem Umsteigen auf die Bahn. Die Tickets werden relativ unbürokratisch dann hinterher erstattet. Genauso haben wir auch unsere Allianzpartner gebeten, teilweise mit größerem Fluggerät zu fliegen. Das ist eine Syssifos-Arbeit hinter den Kulissen und man weiß auch nicht, ob wirklich dann alle Flüge so tatsächlich durchgeführt werden können. Da bitten wir einfach um Verständnis, dass es eben nicht zur gewohnten Service-Qualität der Lufthansa kommen kann.
Klein: Herr Walther, der Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat sich am Wochenende persönlich noch einmal eingeschaltet und hat versucht, diesen Streik mit vielen wirtschaftlichen Folgen abzuwenden. Weshalb hatte eigentlich auch er keinen Erfolg, obwohl auch Sie als Lufthansa-Vertreter vor den Folgen eines Streiks gewarnt haben?
Walther: Wir haben immer wieder unsere Dialogbereitschaft unterstrichen und auch jetzt sind wir dialogbereit, verhandlungsbereit. Worum geht es – und das haben wir auch immer wieder gesagt -, dass es für uns überhaupt kein Problem ist, den Piloten der Deutschen Lufthansa Arbeitsplatzsicherheit tarifvertraglich zuzusichern. Zu solchen Gesprächen sind wir sofort bereit, wenn die Vereinigung Cockpit ihr Gesprächsthema vom Tisch nimmt, und dieses Gesprächsthema der Vereinigung Cockpit lautet, dass man eben künftig tarifvertraglich mitentscheiden möchte, wo die Lufthansa welche Flugzeuge mit Lufthansa-Klassikpiloten einsetzt und wo das durch Partner-Airlines geschehen darf. Man versucht dort praktisch, das Tarifvertragsrecht ins Ausland auszuweiten, und das ist nicht verhandelbar mit uns. Das ist juristisch fragwürdig und es ist unerfüllbar.
Klein: Aber Cockpit hat doch gestern angekündigt, genau diesen Punkt zunächst auszuklammern und das juristisch prüfen zu lassen, ob man da auf der richtigen Linie ist?
Walther: Bedauerlicherweise haben wir von der Vereinigung Cockpit keinerlei Signal in dieser Richtung bekommen. Es hat wohl eine Presseankündigung gegeben, aber nach wie vor ist dieses Papier auf dem Tisch, es wird nicht zurückgezogen, und solange dieses Papier Verhandlungsgegenstand sein soll, können wir nicht an den Verhandlungstisch kommen.
Klein: Die Befürchtung der Gewerkschaft lautet ja unter anderem, die Lufthansa könnte Strecken an Tochterunternehmen zu billigeren Tarifen weiterverlagern. Können Sie das denn für die Zukunft ausschließen?
Walther: Das ist eine infame Unterstellung wider besseres Wissen. Lufthansa hat in den letzten Jahren durch die erfolgreiche Allianzstrategie und durch die Strategie der Integration ausländischer Fluggesellschaften die Arbeitsplätze im Lufthansa-Cockpit um 20 Prozent gesteigert. 20 Prozent neue Arbeitsplätze durch die erfolgreiche Strategie! Es ist kein einziger Arbeitsplatz verlagert worden in eine Auslandsgesellschaft, oder zu einer billigeren Tochter.
Das Zweite ist: Es ist auch nicht geplant eine solche Auslagerung. Deswegen verstehen wir nicht, warum die Vereinigung Cockpit jetzt nicht endlich an den Verhandlungstisch zurückkehrt.
Klein: Die Zahl, die Cockpit nennt, lautet ja, die Maschinen sind um 550 gestiegen, aber nur 2 davon im Bereich des Geltungsbereiches vom Konzerntarifvertrag. Das sind nicht viele?
Walther: Wir haben Investitionen von 7 Milliarden Euro in den letzten Jahren getätigt und diese Investitionen bezogen sich auf die Auswechselung älterer Flugzeuge bei der Lufthansa-Klassik, also in dem Tarifvertragsbereich, um den es gerade geht. Ebenso haben wir neue Flugzeuge für den Regionalbereich beschafft und ebenso haben die ausländischen Fluggesellschaften, beispielsweise die Swiss, jetzt auch neue Flugzeuge beschafft. Aber Fakt ist, dass 20 Prozent mehr Arbeitsplätze unter dem Strich im Lufthansa-Klassikbereich im Cockpit entstanden sind, in dem Bereich, um den es jetzt geht, weil die ausländischen neuen Töchter und auch die Allianzpartner immer neue Märkte erschlossen haben und die Kunden in das Lufthansa-System praktisch hereingebracht haben und an Bord von Langstreckenmaschinen etc. wurden dann die Kunden weitertransportiert. Diese Zähllogik der Vereinigung Cockpit erschließt sich mir nicht.
Klein: Operiert Cockpit mit falschen Zahlen, oder was haben wir missverstanden?
Walther: Wir halten es einmal für eine fragwürdige Unterstellung, infame Unterstellung, wider besseres Wissen zu behaupten, dass Lufthansa Arbeitsplätze im Cockpit ins Ausland verlagert habe, und B sind die Zahlen, die die Vereinigung Cockpit hat, in der Vergleichsordnung oder in dem Vergleich, wie es die Vereinigung Cockpit nennt, nicht tragfähig. Ich kann doch nicht beanspruchen, wenn Wachstum stattfindet, dass das nur bei einer Berufsgruppe stattfinden darf und dass die anderen Berufsgruppen, beispielsweise die Regionaltöchter wie Eurowings oder Cityline, ausgehungert werden.
Klein: Herr Walther, wir stehen möglicherweise, wenn sich nichts mehr bewegt, vor einem viertägigen Streik, Sie haben es angedeutet, auch mit wirtschaftlichen Folgen, mit internationalen Folgen für den Luftverkehr. Sehen Sie für Ihr Unternehmen keinerlei Möglichkeit, auf die Gewerkschaft zuzugehen?
Walther: Wir sind auf die Gewerkschaft zugegangen. Wir haben den Funktionären von der Vereinigung Cockpit einen Tarifvertrag über Arbeitsplatzsicherheit angeboten. Wenn die Funktionäre der Vereinigung Cockpit das nicht als genügend erachten, dann ist es das Problem der Vereinigung Cockpit.
Klein: Das heißt, wenn es sozusagen zu gravierenden weiteren Folgen kommt, eben auch für die Kunden, auch für die Wirtschaft, dann sehen Sie sich als Lufthansa dort nicht in der Verantwortung?
Walther: Die Verantwortung für sämtliche Auswirkungen, einmal für die Auswirkungen auf die Kunden, zum weiteren für die Auswirkungen auf die Zukunft des Unternehmens und zum dritten die Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland, die Verantwortung dafür trägt einzig und allein die Vereinigung Cockpit.
Klein: Klaus Walther, der Unternehmenssprecher der Deutschen Lufthansa, zum heute beginnenden Streik der Piloten bei der Deutschen Lufthansa. Ich bedanke mich für das Gespräch, Herr Walther.
Walther: Bitte schön, Frau Klein.
Klaus Walther: Guten Morgen, Frau Klein.
Klein: Herr Walther, geben Sie uns zunächst einen Eindruck, wie umfangreich sind die Auswirkungen des Streiks heute Morgen?
Walther: Es ist das Dramatischste im deutschen Luftverkehr, was wir je erlebt haben. Wir hoffen, dass wir dadurch, dass die Lufthansa-Regionalflüge noch verkehren, also nicht von dem Streik betroffen sind, etwa die Hälfte des gesamten Programms eines normalen Flugtages darstellen können. Das heißt aber im Umkehrschluss auch, zwei Drittel der Lufthansa-Klassikflüge werden nicht stattfinden. Wir werden statt der üblichen 1800 maximal 1000 Flüge darstellen können. Es ist sehr dramatisch und es sind bedauerlich die Auswirkungen für die Kunden, für das Unternehmen und natürlich auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Klein: Nach welchen Kriterien haben Sie Notfallpläne erstellt? Welche Flüge fallen aus und für welche konnten Sie Ersatz schaffen?
Walther: Wir konnten natürlich priorisieren. Einmal haben wir gesagt, bestimmte Interkontinentalmärkte, wo wir stark mit Allianzpartnern vertreten sind, dort konnten wir Flüge reduzieren. Auf der anderen Seite gibt es Strecken, wo wir noch nicht mit Partner-Airlines so stark vernetzt sind, dort müssen wir dann eben schauen, dass die doch durchgeführt werden können. Genauso ist es innerdeutsch. Dort, wo die Bahn sehr stark vertreten ist, übernimmt die Bahn viele Kunden. Auch die Bahn hat zusätzliche Züge eingesetzt, trotz aller Schwierigkeiten, die dort momentan auch bestehen. Es ist relativ unkompliziert mit der Umbuchung beziehungsweise mit dem Umsteigen auf die Bahn. Die Tickets werden relativ unbürokratisch dann hinterher erstattet. Genauso haben wir auch unsere Allianzpartner gebeten, teilweise mit größerem Fluggerät zu fliegen. Das ist eine Syssifos-Arbeit hinter den Kulissen und man weiß auch nicht, ob wirklich dann alle Flüge so tatsächlich durchgeführt werden können. Da bitten wir einfach um Verständnis, dass es eben nicht zur gewohnten Service-Qualität der Lufthansa kommen kann.
Klein: Herr Walther, der Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat sich am Wochenende persönlich noch einmal eingeschaltet und hat versucht, diesen Streik mit vielen wirtschaftlichen Folgen abzuwenden. Weshalb hatte eigentlich auch er keinen Erfolg, obwohl auch Sie als Lufthansa-Vertreter vor den Folgen eines Streiks gewarnt haben?
Walther: Wir haben immer wieder unsere Dialogbereitschaft unterstrichen und auch jetzt sind wir dialogbereit, verhandlungsbereit. Worum geht es – und das haben wir auch immer wieder gesagt -, dass es für uns überhaupt kein Problem ist, den Piloten der Deutschen Lufthansa Arbeitsplatzsicherheit tarifvertraglich zuzusichern. Zu solchen Gesprächen sind wir sofort bereit, wenn die Vereinigung Cockpit ihr Gesprächsthema vom Tisch nimmt, und dieses Gesprächsthema der Vereinigung Cockpit lautet, dass man eben künftig tarifvertraglich mitentscheiden möchte, wo die Lufthansa welche Flugzeuge mit Lufthansa-Klassikpiloten einsetzt und wo das durch Partner-Airlines geschehen darf. Man versucht dort praktisch, das Tarifvertragsrecht ins Ausland auszuweiten, und das ist nicht verhandelbar mit uns. Das ist juristisch fragwürdig und es ist unerfüllbar.
Klein: Aber Cockpit hat doch gestern angekündigt, genau diesen Punkt zunächst auszuklammern und das juristisch prüfen zu lassen, ob man da auf der richtigen Linie ist?
Walther: Bedauerlicherweise haben wir von der Vereinigung Cockpit keinerlei Signal in dieser Richtung bekommen. Es hat wohl eine Presseankündigung gegeben, aber nach wie vor ist dieses Papier auf dem Tisch, es wird nicht zurückgezogen, und solange dieses Papier Verhandlungsgegenstand sein soll, können wir nicht an den Verhandlungstisch kommen.
Klein: Die Befürchtung der Gewerkschaft lautet ja unter anderem, die Lufthansa könnte Strecken an Tochterunternehmen zu billigeren Tarifen weiterverlagern. Können Sie das denn für die Zukunft ausschließen?
Walther: Das ist eine infame Unterstellung wider besseres Wissen. Lufthansa hat in den letzten Jahren durch die erfolgreiche Allianzstrategie und durch die Strategie der Integration ausländischer Fluggesellschaften die Arbeitsplätze im Lufthansa-Cockpit um 20 Prozent gesteigert. 20 Prozent neue Arbeitsplätze durch die erfolgreiche Strategie! Es ist kein einziger Arbeitsplatz verlagert worden in eine Auslandsgesellschaft, oder zu einer billigeren Tochter.
Das Zweite ist: Es ist auch nicht geplant eine solche Auslagerung. Deswegen verstehen wir nicht, warum die Vereinigung Cockpit jetzt nicht endlich an den Verhandlungstisch zurückkehrt.
Klein: Die Zahl, die Cockpit nennt, lautet ja, die Maschinen sind um 550 gestiegen, aber nur 2 davon im Bereich des Geltungsbereiches vom Konzerntarifvertrag. Das sind nicht viele?
Walther: Wir haben Investitionen von 7 Milliarden Euro in den letzten Jahren getätigt und diese Investitionen bezogen sich auf die Auswechselung älterer Flugzeuge bei der Lufthansa-Klassik, also in dem Tarifvertragsbereich, um den es gerade geht. Ebenso haben wir neue Flugzeuge für den Regionalbereich beschafft und ebenso haben die ausländischen Fluggesellschaften, beispielsweise die Swiss, jetzt auch neue Flugzeuge beschafft. Aber Fakt ist, dass 20 Prozent mehr Arbeitsplätze unter dem Strich im Lufthansa-Klassikbereich im Cockpit entstanden sind, in dem Bereich, um den es jetzt geht, weil die ausländischen neuen Töchter und auch die Allianzpartner immer neue Märkte erschlossen haben und die Kunden in das Lufthansa-System praktisch hereingebracht haben und an Bord von Langstreckenmaschinen etc. wurden dann die Kunden weitertransportiert. Diese Zähllogik der Vereinigung Cockpit erschließt sich mir nicht.
Klein: Operiert Cockpit mit falschen Zahlen, oder was haben wir missverstanden?
Walther: Wir halten es einmal für eine fragwürdige Unterstellung, infame Unterstellung, wider besseres Wissen zu behaupten, dass Lufthansa Arbeitsplätze im Cockpit ins Ausland verlagert habe, und B sind die Zahlen, die die Vereinigung Cockpit hat, in der Vergleichsordnung oder in dem Vergleich, wie es die Vereinigung Cockpit nennt, nicht tragfähig. Ich kann doch nicht beanspruchen, wenn Wachstum stattfindet, dass das nur bei einer Berufsgruppe stattfinden darf und dass die anderen Berufsgruppen, beispielsweise die Regionaltöchter wie Eurowings oder Cityline, ausgehungert werden.
Klein: Herr Walther, wir stehen möglicherweise, wenn sich nichts mehr bewegt, vor einem viertägigen Streik, Sie haben es angedeutet, auch mit wirtschaftlichen Folgen, mit internationalen Folgen für den Luftverkehr. Sehen Sie für Ihr Unternehmen keinerlei Möglichkeit, auf die Gewerkschaft zuzugehen?
Walther: Wir sind auf die Gewerkschaft zugegangen. Wir haben den Funktionären von der Vereinigung Cockpit einen Tarifvertrag über Arbeitsplatzsicherheit angeboten. Wenn die Funktionäre der Vereinigung Cockpit das nicht als genügend erachten, dann ist es das Problem der Vereinigung Cockpit.
Klein: Das heißt, wenn es sozusagen zu gravierenden weiteren Folgen kommt, eben auch für die Kunden, auch für die Wirtschaft, dann sehen Sie sich als Lufthansa dort nicht in der Verantwortung?
Walther: Die Verantwortung für sämtliche Auswirkungen, einmal für die Auswirkungen auf die Kunden, zum weiteren für die Auswirkungen auf die Zukunft des Unternehmens und zum dritten die Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland, die Verantwortung dafür trägt einzig und allein die Vereinigung Cockpit.
Klein: Klaus Walther, der Unternehmenssprecher der Deutschen Lufthansa, zum heute beginnenden Streik der Piloten bei der Deutschen Lufthansa. Ich bedanke mich für das Gespräch, Herr Walther.
Walther: Bitte schön, Frau Klein.