Kaum ein Tag ohne neue Meldungen aus Österreich. Der Dopingskandal hält die Fahnder auf Trab; ein Geständnis jagt das nächste, ständig werden neue Namen genannt. Etwa ein Dutzend Verdächtige hat die Polizei schon festgenommen.
Dass einiges im Argen liegt, war lange Zeit bekannt. Allerdings weitgehend ohne Folgen. Einer wie der Ski-Langlauftrainer Walter Mayer, bereits bei den Winterspielen 2002 mit allerhand Gerät für Blutdoping erwischt und vom Weltverband FIS auf Lebenszeit gesperrt, wurde in Österreich gerne wieder eingestellt.
Vier Jahre später der nächste Höhepunkt: Die nächtliche Razzia im Quartier der Langläufer und Biathleten bei den Winterspielen von Turin. Wieder wurden verdächtige Geräte und Substanzen beschlagnahmt. Unvergessen Mayers wilde Flucht, die schließlich in einer Straßensperre endete. Es schien, als würden er und die anderen Beteiligten unbehelligt davonkommen. Und dann plötzlich: die Wende!
Es begann mit dem tränenreichen Geständnis des Radprofis Bernhard Kohl im letzten September. Der Shooting-Star der Tour de France 2008 gab zu, mit dem EPO-Nachfolger CERA nachgeholfen zu haben:
Bernhard Kohl: "Leider Gottes wächst man damit auf. Man fährt von klein auf und irgendwann gelangt man in den Elite-Bereich. Dann ist man mit älteren Fahrern unterwegs und dort lernt man leider Gottes das Doping-Handwerk."
Auch die Triathletin Lisa Hütthaler packte aus. Nach den Geständnissen kamen die österreichischen Behörden in Gang. Mitte März begann die Serie von Durchsuchungen und Festnahmen, die bis heute andauert. Als einer der Drahtzieher des vermeintlichen Dopingnetzes wird Sport-Manager Stefan Matschiner gehandelt. Auch das Wiener Institut "Humanplasma" scheint eine zentrale Rolle gespielt zu haben. Eintausend Blutkonserven wurden dort nach Zeugenaussagen eingelagert. Fünf Mal so viele wie beim spanischen Dopingarzt Fuentes.
Grundlage für die große Aufklärungsaktion ist ein neues Anti-Doping-Gesetz, das seit letztem August in Kraft ist. Ein solches hätte die bayerische Justizministerin Beate Merk auch gerne in Deutschland. Denn hierzulande müssen sich die Fahnder bislang auf einen kleinen Zusatz im Arzneimittelrecht berufen. Nur wer sich mit größeren Mengen verdächtiger Substanzen erwischen lässt, macht sich strafbar. Das möchte Merk ändern. Bereits 2006 hat sie einen entsprechenden Gesetzesvorschlag vorgelegt. Jetzt hofft sie, dass ihr die Ermittlungserfolge im Nachbarland endlich zu breiter Zustimmung verhelfen.
Ihr Entwurf geht allerdings noch über das bestehende Gesetz der Österreicher hinaus. Sie verlangt nämlich, dass auch gedopte Sportler künftig vor ein ordentliches Gericht gestellt werden - "Sportbetrug" soll das Vergehen heißen. Politiker und Funktionäre werfen Merk eine Kriminalisierung der Sportler vor. Die CSU-Politikerin will diesen Einwand nicht gelten lassen:
Beate Merk: "Das ist gar nicht mein Thema, sondern mein Thema ist der faire Sport. Und das ist der Sport, der den Menschen Freude macht, die ihn anschauen, aber auch den Sportlern, die sich wirklich mit hartem Training und Selbstkasteiung teilweise auf ihre Wettkämpfe vorbereiten, um dann da auch Erfolge zu erzielen. Und denen kann ich nicht sagen, dass neben ihnen auch um Gottes Willen eben mal einer ist, der gedopt hat, und der dann nicht wegen Sportbetrugs angezeigt wird."
Die Dopingskandale der Vergangenheit hätten gezeigt, dass die Verbände allein nicht mit der Aufklärung fertig werden, meint Merk.
Auch in Österreich wollen einige inzwischen weitergehen. Der für Sport zuständige Minister Norbert Darabos hat sich ebenfalls dafür ausgesprochen, dopende Athleten strafrechtlich zu verfolgen. Die jüngsten Ermittlungsergebnisse zeigten, dass noch viel mehr dahinter stecke, so Norbert Darabos in der ARD Sportschau:
Nobert Darabos: "Wir wissen, dass die Netzwerke, die in Wien zusammenlaufen offensichtlich gespeist sind auch aus Osteuropa, aus den ehemaligen Ostblockstaaten, baltischen Staaten, Ukraine und so weiter und deswegen verstehe ich auch, dass gewisse Sportler, die sich dieses Mittels Doping bedienen, Angst haben. Es ist die Spitze des Eisberges. Wir haben ein Neuntel - wie das beim Eisberg eben so ist, das über Wasser ist und acht Neuntel, die noch unter Wasser sind und wir werden jetzt auch nicht zurückschrecken."
Welche langfristigen juristischen Konsequenzen die Dopingaffäre im Nachbarland haben wird, darf also mit Spannung weiter verfolgt werden.
Dass einiges im Argen liegt, war lange Zeit bekannt. Allerdings weitgehend ohne Folgen. Einer wie der Ski-Langlauftrainer Walter Mayer, bereits bei den Winterspielen 2002 mit allerhand Gerät für Blutdoping erwischt und vom Weltverband FIS auf Lebenszeit gesperrt, wurde in Österreich gerne wieder eingestellt.
Vier Jahre später der nächste Höhepunkt: Die nächtliche Razzia im Quartier der Langläufer und Biathleten bei den Winterspielen von Turin. Wieder wurden verdächtige Geräte und Substanzen beschlagnahmt. Unvergessen Mayers wilde Flucht, die schließlich in einer Straßensperre endete. Es schien, als würden er und die anderen Beteiligten unbehelligt davonkommen. Und dann plötzlich: die Wende!
Es begann mit dem tränenreichen Geständnis des Radprofis Bernhard Kohl im letzten September. Der Shooting-Star der Tour de France 2008 gab zu, mit dem EPO-Nachfolger CERA nachgeholfen zu haben:
Bernhard Kohl: "Leider Gottes wächst man damit auf. Man fährt von klein auf und irgendwann gelangt man in den Elite-Bereich. Dann ist man mit älteren Fahrern unterwegs und dort lernt man leider Gottes das Doping-Handwerk."
Auch die Triathletin Lisa Hütthaler packte aus. Nach den Geständnissen kamen die österreichischen Behörden in Gang. Mitte März begann die Serie von Durchsuchungen und Festnahmen, die bis heute andauert. Als einer der Drahtzieher des vermeintlichen Dopingnetzes wird Sport-Manager Stefan Matschiner gehandelt. Auch das Wiener Institut "Humanplasma" scheint eine zentrale Rolle gespielt zu haben. Eintausend Blutkonserven wurden dort nach Zeugenaussagen eingelagert. Fünf Mal so viele wie beim spanischen Dopingarzt Fuentes.
Grundlage für die große Aufklärungsaktion ist ein neues Anti-Doping-Gesetz, das seit letztem August in Kraft ist. Ein solches hätte die bayerische Justizministerin Beate Merk auch gerne in Deutschland. Denn hierzulande müssen sich die Fahnder bislang auf einen kleinen Zusatz im Arzneimittelrecht berufen. Nur wer sich mit größeren Mengen verdächtiger Substanzen erwischen lässt, macht sich strafbar. Das möchte Merk ändern. Bereits 2006 hat sie einen entsprechenden Gesetzesvorschlag vorgelegt. Jetzt hofft sie, dass ihr die Ermittlungserfolge im Nachbarland endlich zu breiter Zustimmung verhelfen.
Ihr Entwurf geht allerdings noch über das bestehende Gesetz der Österreicher hinaus. Sie verlangt nämlich, dass auch gedopte Sportler künftig vor ein ordentliches Gericht gestellt werden - "Sportbetrug" soll das Vergehen heißen. Politiker und Funktionäre werfen Merk eine Kriminalisierung der Sportler vor. Die CSU-Politikerin will diesen Einwand nicht gelten lassen:
Beate Merk: "Das ist gar nicht mein Thema, sondern mein Thema ist der faire Sport. Und das ist der Sport, der den Menschen Freude macht, die ihn anschauen, aber auch den Sportlern, die sich wirklich mit hartem Training und Selbstkasteiung teilweise auf ihre Wettkämpfe vorbereiten, um dann da auch Erfolge zu erzielen. Und denen kann ich nicht sagen, dass neben ihnen auch um Gottes Willen eben mal einer ist, der gedopt hat, und der dann nicht wegen Sportbetrugs angezeigt wird."
Die Dopingskandale der Vergangenheit hätten gezeigt, dass die Verbände allein nicht mit der Aufklärung fertig werden, meint Merk.
Auch in Österreich wollen einige inzwischen weitergehen. Der für Sport zuständige Minister Norbert Darabos hat sich ebenfalls dafür ausgesprochen, dopende Athleten strafrechtlich zu verfolgen. Die jüngsten Ermittlungsergebnisse zeigten, dass noch viel mehr dahinter stecke, so Norbert Darabos in der ARD Sportschau:
Nobert Darabos: "Wir wissen, dass die Netzwerke, die in Wien zusammenlaufen offensichtlich gespeist sind auch aus Osteuropa, aus den ehemaligen Ostblockstaaten, baltischen Staaten, Ukraine und so weiter und deswegen verstehe ich auch, dass gewisse Sportler, die sich dieses Mittels Doping bedienen, Angst haben. Es ist die Spitze des Eisberges. Wir haben ein Neuntel - wie das beim Eisberg eben so ist, das über Wasser ist und acht Neuntel, die noch unter Wasser sind und wir werden jetzt auch nicht zurückschrecken."
Welche langfristigen juristischen Konsequenzen die Dopingaffäre im Nachbarland haben wird, darf also mit Spannung weiter verfolgt werden.