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''Es ist noch viel zu früh für ein Urteil...''

Eine Studie der Berliner Jungen Akademie hat in den vergangene Tagen für einiges Medienecho gesorgt: Jungwissenschaftler haben kein gutes Haar an der Juniorprofessur gelassen und belegen das unter anderem mit einer wissenschaftlichen Untersuchung, die die Ausschreibungsmodalitäten kritisiert.

10.07.2003
    Honecker: Damit ist eines der Vorzeigeprojekte des Bundesministeriums für Bildung und Forschung stark attackiert worden, dessen Staatssekretär Wolf-Michael Catenhusen jetzt am Telefon ist. Guten Tag.

    Catenhusen: Guten Tag.

    Honecker: Die Autoren der jungen Akademie sagen, das Interesse an der Juniorprofessur sei stark zurückgegangen und belegen das mit der Zahl der bundesweiten Ausschreibungen. Warum gibt es so wenige Interessenten?

    Catenhusen: Wir reden über Momentaufnahmen und ich denke, dass man zunächst feststellen muss, die Rahmenbedingungen der Juniorprofessur sind ja noch nicht vollständig realisiert, bisher haben erst fünf Länder die neue Personalstruktur in ihr Landeshochschulrecht umgesetzt, nicht jede Universität hat sich heute darauf eingestellt, so früh wie möglich diese neue Profilierungschance für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zu realisieren.

    Honecker: Man hat sich ein hohes Ziel gesetzt, in fünf Jahren sollen 6000 Stellen eingerichtet sein, dazu, so rechnet die junge Akademie hoch, müssten Sie pro Monat vier mal so viele Bewerber melden. Kann das denn noch funktionieren?

    Catenhusen: Die Länder haben bis 2005 Zeit, diese neue Personalstruktur umsetzen, bis 2009 soll die Juniorprofessur Regelerfordernis werden. Es kann durchaus sein, dass die Bilanz in einem Semester schon wieder anders aussieht. Wir haben noch ein anderes Problem, es gibt naturwissenschaftliche Bereiche, in denen heute hochqualifizierter wissenschaftlicher Nachwuchs weltweit gesucht wird, wo es einen harten Konkurrenzkampf um qualifizierte Wissenschaftler weltweit gibt. Ich denke, das muss man auch bei dieser Frage berücksichtigen. Wir können nach unserer Wahrnehmung nicht davon reden, dass generelle das Interesse erlahmt sei. Es stellt sich allerdings heraus, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt es reformfreudige Universitäten gibt, die entschlossen sind, die Juniorprofessur zum strukturprägenden Element ihrer Universität zu machen und es gibt abwartende. Wir müssen mit Hilfe der Länder diesen Atavismus überwinden.

    Honecker: Sie haben selber gesagt, Herr Catenhusen, erst fünf Länder haben die Juniorprofessur verbindlich im Landesrecht umgesetzt. Warum erst so wenig Länder?

    Catenhusen: Sie haben bis 2005 Zeit und die Tatsache, dass zur Novellierung dieses Hochschulrahmengesetzes eine Klage in Karlsruhe anhängig sein wird, hat diesen Prozess natürlich nicht beschleunigt. Aber es gibt Gott sei Dank Hochschulen von Bayreuth bis Bochum, die diese Chance nutzen und es wäre sicherlich zur Gesamtbilanz auch einmal wichtig zu hören, wie es eigentlich in den reformorientierten Unis aussieht. Dort, so unsere Erfahrung, läuft es sehr gut, die Juniorprofessoren werden von den Fachbereichen angenommen und gefördert, manche der beschriebenen Probleme kommen eher dort zustande, wo manche Hochschulen noch dazu neigen, eher im Juniorprofessor und seiner Ausstattung eher einen gewissen Mitnahmeeffekt zu sehen und zu nutzen.

    Honecker: Wenn Sie das ansprechen, das war ja einer der wichtigen Punkte. Es muss ja doch erschreckend für Ihr Haus sein, wenn man feststellt, dass die Fördergelder nicht ausschließlich dem Juniorprofessor zugute kommen. Anscheinend ist es so, dass manche Unis das Geld nicht unbedingt dem Professor geben, sondern manchmal eher zur Sanierung des maroden Haushaltes nutzen.

    Catenhusen: Der Bund hat bestimmte Auflagen an die Verwendung der Mittel geboten und natürlich haben sie das Recht und die Freiheit, für eine sachgerechte Verwendung der Mittel zu sorgen. Allerdings ist hier kein Korsett vorgeschrieben, in welcher Weise das Geld den Juniorprofessoren zukommt, ist offengelassen, aber die Zweckbindung ist eindeutig. Ich sage noch mal, hier sind Fragen gestellt, denen der Bund nachgehen wird.

    Honecker: Wolf-Michael Catenhusen, Staatsekretär im BMBF zur Kritik der Berliner Jungen Akademie an der Juniorprofessur.

    Links zum Thema:

    Bundesministerium für Bildung und Forschung

    Die AG Wissenschaftspolitik der Berliner "Junge Akademie" hat die Einführung der Juniorprofessur bilanziert.