Herman van Rompuy ist ein Mann mit vielen Talenten: er schreibt gern Bücher, gerade ist sein achtes erschienen, er ist ein Familienmensch, dessen Enkel auch mal in der Premierministerresidenz übernachten durften. Der Belgier ist gläubiger Katholik, zugleich kritisiert der Jesuitenzögling aber die fehlende Demokratie in der katholischen Kirche. Besonders gern dichtet Herman van Rompuy, am liebsten im strengen japanischen Versmaß des Haiku.
Nach über 30 Jahre ganz oben in der belgischen Politik ist der Christdemokrat nun seit einem Jahr Präsident des Europäischen Rates, und damit der 27 Europäischen Staats- und Regierungschefs. Der Lissabonner Vertrag beschreibt das neue EU-Amt nur sehr vage und lässt durchaus Ausgestaltungsfreiraum. Doch den wollten die EU-Staats- und Regierungschefs lieber nicht zu grandios ausgefüllt sehen: Sie suchten nach einem Regierungschef, der zwar für mehr Kontinuität und mehr Geschlossenheit in der Politik der 27 Mitgliedsstaaten sorgt und den Europäischen Rat gegenüber Kommission und Parlament stärkt. Zu stark sollte der Ratspräsident aber auch nicht sein, und vor allem keinen Selbstdarstellungsdrang haben – den bringen viele EU-Regierungschefs selber ausreichend mit. Da war der belgische Premierminister van Rompuy der Mann, den sie suchten:
"Meine persönliche Meinung steht total zurück hinter der Meinung des Europäischen Rates als Gremium. Es ist ohne Bedeutung, was ich denke."
Zudem hatte Herman van Rompuy da gerade seine Fähigkeiten zum Ausgleich bewiesen, er hatte in kurzer Zeit eine fast zweijährige Regierungskrise in Belgien beendet. Seine Fähigkeit zu Kompromiss und Vermittlung hat Herman van Rompuy seither oft gebraucht, denn die Europäische Union hat mit der Euro-Krise die wohl schwerste Probe ihres Bestehens durchlebt.
Herman von Rompuy blieb weitgehend im Hintergrund, organisierte und bereitete die Gipfel vor- und geriet als Vorsitzender der sogenannten Task Force in den Fokus der Öffentlichkeit: Dieses Gremium beriet auf besonderen Wunsch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in direkter Konkurrenz zur Europäischen Kommission Konsequenzen aus der Euro-Krise. Vor zehn Tagen beschlossen die Staats-und Regierungschefs van Rompuys Bericht:
"Heute haben wir wichtige Entscheidungen getroffen, um die Eurozone zu stärken. Wir haben uns hinter den Abschlussbericht der Task Force gestellt. Wir haben uns auch geeinigt, wie wir vorgehen, um über einen Krisenmechanismus für die Eurozone zu entscheiden."
Wenn die Regierungschefs in der Europäischen Union heute wieder mehr und sichtbareren Einfluss auf die Politik der EU haben, liegt das auch an der Arbeit von Herman van Rompuy, dessen strukturierter Ansatz das oft sehr bunte Hin und Her wechselnder Präsidentschaften ersetzt. Doch eingebunden wird der Europäische Ratspräsident deshalb noch lange nicht in alle Entscheidungen: Als Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Sarkozy sich in Deauville auf einen vertraglich verankerten Krisenmechanismus einigten und den Verzicht auf automatische Strafen für Defizitsünder, wurde Herman van Rompuy mitten auf dem Finanzministertreffen ebenso überrascht wie alle anderen. Typisch van Rompuy, dass er dies nicht öffentlich kommentiert hat. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass er es vergessen oder vergeben wird: in Belgien nennt man Herman van Rompuy seit jeher "die Sphinx" – weil er so undurchschaubar ist und weil er sich an alles erinnert.
Nach über 30 Jahre ganz oben in der belgischen Politik ist der Christdemokrat nun seit einem Jahr Präsident des Europäischen Rates, und damit der 27 Europäischen Staats- und Regierungschefs. Der Lissabonner Vertrag beschreibt das neue EU-Amt nur sehr vage und lässt durchaus Ausgestaltungsfreiraum. Doch den wollten die EU-Staats- und Regierungschefs lieber nicht zu grandios ausgefüllt sehen: Sie suchten nach einem Regierungschef, der zwar für mehr Kontinuität und mehr Geschlossenheit in der Politik der 27 Mitgliedsstaaten sorgt und den Europäischen Rat gegenüber Kommission und Parlament stärkt. Zu stark sollte der Ratspräsident aber auch nicht sein, und vor allem keinen Selbstdarstellungsdrang haben – den bringen viele EU-Regierungschefs selber ausreichend mit. Da war der belgische Premierminister van Rompuy der Mann, den sie suchten:
"Meine persönliche Meinung steht total zurück hinter der Meinung des Europäischen Rates als Gremium. Es ist ohne Bedeutung, was ich denke."
Zudem hatte Herman van Rompuy da gerade seine Fähigkeiten zum Ausgleich bewiesen, er hatte in kurzer Zeit eine fast zweijährige Regierungskrise in Belgien beendet. Seine Fähigkeit zu Kompromiss und Vermittlung hat Herman van Rompuy seither oft gebraucht, denn die Europäische Union hat mit der Euro-Krise die wohl schwerste Probe ihres Bestehens durchlebt.
Herman von Rompuy blieb weitgehend im Hintergrund, organisierte und bereitete die Gipfel vor- und geriet als Vorsitzender der sogenannten Task Force in den Fokus der Öffentlichkeit: Dieses Gremium beriet auf besonderen Wunsch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in direkter Konkurrenz zur Europäischen Kommission Konsequenzen aus der Euro-Krise. Vor zehn Tagen beschlossen die Staats-und Regierungschefs van Rompuys Bericht:
"Heute haben wir wichtige Entscheidungen getroffen, um die Eurozone zu stärken. Wir haben uns hinter den Abschlussbericht der Task Force gestellt. Wir haben uns auch geeinigt, wie wir vorgehen, um über einen Krisenmechanismus für die Eurozone zu entscheiden."
Wenn die Regierungschefs in der Europäischen Union heute wieder mehr und sichtbareren Einfluss auf die Politik der EU haben, liegt das auch an der Arbeit von Herman van Rompuy, dessen strukturierter Ansatz das oft sehr bunte Hin und Her wechselnder Präsidentschaften ersetzt. Doch eingebunden wird der Europäische Ratspräsident deshalb noch lange nicht in alle Entscheidungen: Als Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Sarkozy sich in Deauville auf einen vertraglich verankerten Krisenmechanismus einigten und den Verzicht auf automatische Strafen für Defizitsünder, wurde Herman van Rompuy mitten auf dem Finanzministertreffen ebenso überrascht wie alle anderen. Typisch van Rompuy, dass er dies nicht öffentlich kommentiert hat. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass er es vergessen oder vergeben wird: in Belgien nennt man Herman van Rompuy seit jeher "die Sphinx" – weil er so undurchschaubar ist und weil er sich an alles erinnert.