Fiesta in der Altstadt von Barcelona. Restaurants und Bars reihen sich aneinander, doch an einem warmen Sommerabend bleiben die Gäste lieber auf der Straße. Was dann kommt, kennt auch Alfonso Lar schon lange: Die Fremden werden fröhlicher und lauter, am nächsten Morgen riecht es vor seinem Farbengeschäft dann nach Urin:
"Wetten, dass sich diese Leute zu Hause anders benehmen? Auch die Spanier, aber ich war in Berlin, und ich bin mir sicher, was die Leute hier machen, würden sie bei sich zu Hause ganz bestimmt lassen."
Neben dem Farbengeschäft hat ein Schreiner seine Werkstatt, ein paar Häuser weiter gibt es einen Schmuckhändler. Doch diese Vielfalt ist selten geworden. Die meisten der kleinen Geschäfte sind Souvenirläden gewichen, Restaurants oder Bars. Denn die Einheimischen ziehen weg, wegen des Lärms, aber auch, weil inzwischen die Lebensmittelläden für den täglichen Einkauf schließen. Zurück bleiben Menschen wie Maria Mar, die etwas oberhalb der üblichen Ausgehmeile wohnt:
"In der Rivera und im Gótico kann man nicht mehr leben. Wer es sich leisten kann, zieht weg. Da sind ja nur noch Restaurants oder Modeboutiquen. Vor ein paar Jahren galt es noch als Boheme, hier zu leben, aber diese Zeiten sind auch vorbei. Und dieser Trend dehnt sich auf die umliegenden Gebiete aus."
Maria Mar ist die Vorsitzende einer Stadtteilinitiative, die die Stimme der Altstadtbewohner bei den Behörden sein möchte. Sie klagt nicht nur über Urlauber auf der Suche nach dem Nachtleben. Auch die Sightseeingbusse machen ihr das Leben schwer. Denn die normalen Nahverkehrsbusse kommen kaum noch voran:
"Einmal habe ich auf die Linie 17, ein Bus, der sonst alle fünf Minuten kommt, eine drei viertel Stunde gewartet. Das hatte keinen anderen Grund als die vielen Touristen. In dieser Zeit sind 25 Busse mit Pauschaltouristen vorbeikommen. Um sieben Uhr abends. Man hat den Eindruck, die Stadt sei nur noch für Urlauber da."
Die berühmten Ramblas, breite Paseos, die bis zum Meer führen, meiden Einheimische wie Maria Mar schon lange. Vor einigen Wochen bemalten Unbekannte nachts das Pflaster mit einer langen Trennlinie und zwei Wörtern: "Einheimische" stand auf der einen Seite, "Touristen" auf der anderen. Sicher keine ernsthafte Forderung nach einer neuen Apartheid, aber doch ein entrüsteter Protest:
"Es gibt hier eine regelrechte Urlauberphobie. Ich hasse diese Leute nicht. Aber wenn Dir 200 Touristen entgegen kommen, musst Du ausweichen und sie alle vorbei lassen. Die rennen Dich sonst über den Haufen. Es ist wie eine Invasion."
In der Via Layetana, unweit der Kathedrale, lädt unterdessen ein Bus nach dem anderen Urlauber zum Trip durch die Altstadt ab. Dazwischen stehen auch Busfahrer oder Reiseleiter, für die der Tourismus ihr tägliches Brot ist. Mariona Conte ist eine der Fremdenführerinnen. Sie sieht beide Seiten:
"Man könnte schon sagen, es gibt ein bisschen Stress. Weil so viel Touristen auf einmal kommen. Zum Beispiel um die Kathedrale herum. Aber es gibt viele Vorteile. Der Tourismus hat geholfen, degradierte Stadtteile in der Altstadt zu verändern. Zum Beispiel El Raval. Das war ein Ort für Prostitution und Drogen. Wenn man dort ein Hotel baut, ein Museum baut, heißt das, es gibt ein bisschen Kultur, Touristen, Künstler, so man kann das Viertel ändern."
Die studierte Juristin möchte bei ihren Routen nicht nur Sehenswürdigkeiten zeigen, sondern auch die Stadt und die Lebensart ihrer Bewohner den Urlaubern näher bringen. Dafür müsse sich der Tourismus jedoch verändern, weg von der Masse, fordert die Katalanin:
"Das ganze Problem hier ist das Geld. Alle wollen ganz viel Geld machen. Zum Beispiel: Wir organisieren eine Führung in einem Bus. Wenn ich 50 Leute im Bus habe, muss ich nur eine Reiseleiterin bezahlen und einen Fahrer. Wenn ich stattdessen drei Gruppen mit je 15 Leuten habe, ist es viel besser für die Touristen, für die Einheimischen, aber nicht viel besser für die Firma."
"Wetten, dass sich diese Leute zu Hause anders benehmen? Auch die Spanier, aber ich war in Berlin, und ich bin mir sicher, was die Leute hier machen, würden sie bei sich zu Hause ganz bestimmt lassen."
Neben dem Farbengeschäft hat ein Schreiner seine Werkstatt, ein paar Häuser weiter gibt es einen Schmuckhändler. Doch diese Vielfalt ist selten geworden. Die meisten der kleinen Geschäfte sind Souvenirläden gewichen, Restaurants oder Bars. Denn die Einheimischen ziehen weg, wegen des Lärms, aber auch, weil inzwischen die Lebensmittelläden für den täglichen Einkauf schließen. Zurück bleiben Menschen wie Maria Mar, die etwas oberhalb der üblichen Ausgehmeile wohnt:
"In der Rivera und im Gótico kann man nicht mehr leben. Wer es sich leisten kann, zieht weg. Da sind ja nur noch Restaurants oder Modeboutiquen. Vor ein paar Jahren galt es noch als Boheme, hier zu leben, aber diese Zeiten sind auch vorbei. Und dieser Trend dehnt sich auf die umliegenden Gebiete aus."
Maria Mar ist die Vorsitzende einer Stadtteilinitiative, die die Stimme der Altstadtbewohner bei den Behörden sein möchte. Sie klagt nicht nur über Urlauber auf der Suche nach dem Nachtleben. Auch die Sightseeingbusse machen ihr das Leben schwer. Denn die normalen Nahverkehrsbusse kommen kaum noch voran:
"Einmal habe ich auf die Linie 17, ein Bus, der sonst alle fünf Minuten kommt, eine drei viertel Stunde gewartet. Das hatte keinen anderen Grund als die vielen Touristen. In dieser Zeit sind 25 Busse mit Pauschaltouristen vorbeikommen. Um sieben Uhr abends. Man hat den Eindruck, die Stadt sei nur noch für Urlauber da."
Die berühmten Ramblas, breite Paseos, die bis zum Meer führen, meiden Einheimische wie Maria Mar schon lange. Vor einigen Wochen bemalten Unbekannte nachts das Pflaster mit einer langen Trennlinie und zwei Wörtern: "Einheimische" stand auf der einen Seite, "Touristen" auf der anderen. Sicher keine ernsthafte Forderung nach einer neuen Apartheid, aber doch ein entrüsteter Protest:
"Es gibt hier eine regelrechte Urlauberphobie. Ich hasse diese Leute nicht. Aber wenn Dir 200 Touristen entgegen kommen, musst Du ausweichen und sie alle vorbei lassen. Die rennen Dich sonst über den Haufen. Es ist wie eine Invasion."
In der Via Layetana, unweit der Kathedrale, lädt unterdessen ein Bus nach dem anderen Urlauber zum Trip durch die Altstadt ab. Dazwischen stehen auch Busfahrer oder Reiseleiter, für die der Tourismus ihr tägliches Brot ist. Mariona Conte ist eine der Fremdenführerinnen. Sie sieht beide Seiten:
"Man könnte schon sagen, es gibt ein bisschen Stress. Weil so viel Touristen auf einmal kommen. Zum Beispiel um die Kathedrale herum. Aber es gibt viele Vorteile. Der Tourismus hat geholfen, degradierte Stadtteile in der Altstadt zu verändern. Zum Beispiel El Raval. Das war ein Ort für Prostitution und Drogen. Wenn man dort ein Hotel baut, ein Museum baut, heißt das, es gibt ein bisschen Kultur, Touristen, Künstler, so man kann das Viertel ändern."
Die studierte Juristin möchte bei ihren Routen nicht nur Sehenswürdigkeiten zeigen, sondern auch die Stadt und die Lebensart ihrer Bewohner den Urlaubern näher bringen. Dafür müsse sich der Tourismus jedoch verändern, weg von der Masse, fordert die Katalanin:
"Das ganze Problem hier ist das Geld. Alle wollen ganz viel Geld machen. Zum Beispiel: Wir organisieren eine Führung in einem Bus. Wenn ich 50 Leute im Bus habe, muss ich nur eine Reiseleiterin bezahlen und einen Fahrer. Wenn ich stattdessen drei Gruppen mit je 15 Leuten habe, ist es viel besser für die Touristen, für die Einheimischen, aber nicht viel besser für die Firma."