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Es muss nicht immer Pollen sein ...

Juckende Augen, triefende Nase oder gar Asthma-Anfälle - im Sommer leiden viele Menschen unter allergischen Beschwerden. Bei der Suche nach den Ursachen für die Allergie denken Ärzte zuerst an Gräser- und Beifuß-Pollen. In Frage kommen aber auch die Sporen von Schimmelpilzen. Schimmelpilze haben im Sommer Hochsaison. Sie wachsen auf Getreidekörnern, fühlen sich in Gartenerde und auf Komposthaufen wohl.

Von Stephanie Kowalewski |
    Wenn ich an Getreidefeldern vorbeigehe oder im Wald bin, dann merke ich richtig, wie mir die Bronchien zu gehen. Ich kriege dann einfach schwer Luft, meine Augen jucken und die Nase läuft. Rasenmähen oder Gartenarbeit, das geht überhaupt nicht. Selbst Pflanzen in der Wohnung sind ein Problem.

    Beschwerden, die Sonja Groß eigentlich schon fast ihr ganzes Leben lang begleiten.

    Meine Mutter sagt, das fing an, als ich etwa drei Monate alt war. Damals hatte sie mich wohl zum ersten Mal auf den Rasen gesetzt.

    Wer wie diese junge Frau im Sommer unter Niesanfällen, Fließschnupfen und juckenden Augen leidet, sollte einen Allergologen aufsuchen, rät Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund.

    In der Regel wird bei der Diagnostik zuerst an eine Gräser- und Beifußpollenallergie gedacht. Es muss aber in jedem Fall auch an eine Allergie auf Schimmelpilze gedacht werden, da die höchsten Sporenkonzentrationen von zum Beispiel Alternariaarten gegen Ende Juni bis Ende September auftreten und von Cladosporiumarten von Mai bis Oktober auftreten können, so dass es hier zu Überlappungen kommt.

    Das Problem ist eben, dass die Pollen und Sporen zur gleichen Zeit durch die Luft schweben. Überlappungen gibt es auch beim Krankheitsbild, sagt Prof. Peter Altmeyer, Leiter der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr–Universität Bochum.

    Die Symptome zwischen Schimmelpilzallergie und Pollenallergie sind relativ ähnlich. Im Allgemeinen sind es Probleme der Atemwege, also es können Schnupfenprobleme auftreten, Fließschnupfen, es kann Asthma auftreten. Es können auch andere Probleme auftreten wie Unwohlsein und Stirnhöhlenprobleme.

    Auch heute noch, so Altmeyer, denken zu wenige Ärzte bei solchen Symptomen an die Möglichkeit der Schimmelpilzallergie.

    Das Schimmelpilzproblem ist ein leicht vergessenes Problem. Aber die Testmöglichkeiten sind vorhanden. Man kann es wunderbar austesten, man kann es sicher austesten. Und wenn auch der Patient eine Idee hat, wie der Schnupfen zu Stande kommt, dann kann man alleine aus der Krankengeschichte doch einen Hinweis auf eine Schimmelpilzallergie feststellen.

    Patienten rät Prof. Peter Altmeyer deshalb, sich eine Art Allergiekalender anzulegen, in dem sie festhalten, wann und wo die Beschwerden auftreten.

    Dann hilft er dem Arzt natürlich leicht auf die Sprünge, dann wird der Arzt eben auch die Schimmelpilzallergie nicht vergessen.

    Schimmelpilze mögen es feucht und warm und sie kommen eben nicht nur in schlecht gelüfteten Räumen und muffigen Kellern vor, sagt Anja Schwalfenberg.

    Die können überall in der Außenluft auftauchen vor allen Dingen im Bodenbereich, wenn Sie zum Beispiel im Garten arbeiten, in der Gartenerde. Oder auch im verrotteten Pflanzenmaterial, sprich Komposthaufen, beim Rasenmähen treten sehr häufig Beschwerden auf oder auch ganz normal beim Spaziergang im Wald oder in Sumpfgebieten. Eine sehr große Quelle sind Felder, wo reifes Getreide drauf steht und wenn man da vorbei geht, kann es auch zu starken allergischen Beschwerden kommen.

    Sogar in Kühlschränken tauchen die Sporen der Schimmelpilze auf. Deshalb sollte er regelmäßig gründlich gereinigt werden. Da auch Zimmerpflanzen ein guter Nährboden für Schimmelpilze sind, kann es hilfreich sein, die Pflanzen zu entfernen oder zumindest keine Topfpflanzen ins Schlafzimmer zu stellen. Allergiker sollten den Müll täglich entsorgen und besonders bei Obst und Gemüse vorsichtig sein, rät Anja Schwalfenberg.

    Das sollte natürlich so frisch wie möglich verzehrt werden, am besten sollte man Obst und Gemüse schälen bevor man es verzehrt. Zum Teil ist es auch so, dass erhitzte Lebensmittel besser vertragen werden.

    Experten schätzen, dass etwa fünf Prozent der Patienten mit allergischen Beschwerden der Atemwege an einer Schimmelpilzallergie leiden. Sie sollten - so weit möglich - die Schimmelpilze meiden. Also keine ausgedehnten Waldspaziergänge unternehmen und keine Gartenarbeit verrichten. Bei akuten Beschwerden helfen Antihistaminika und langfristig kann eine so genannte Hyposensibilisierung Linderung bringen. Dabei wird der Körper über einen langen Zeitraum - meist sind es zwei Jahre - an die allergieauslösenden Schimmelpilzsporen gewöhnt.