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"Es wäre gut, ein bisschen mehr nach Amerika zu gucken"

Der jetzige Headhunter und frühere Direktor der Hochschulrektorenkonferenz, Professor Klaus Landfried, moniert die Pensionsregelungen der Professorenbesoldungen. Sie seien im Vergleich zu anderen Ländern sehr hoch und machten die Übernahme kluger Köpfe schwierig. Heute soll im nordrhein-westfälischen Landtag der Vergaberahmen für die Professorenbesoldung diskutiert werden.

Klaus Landfried im Gespräch mit Ulrike Burgwinkel | 12.08.2008
    Ulrike Burgwinkel: Das Thema ist ein Dauerbrenner: Wie halten wir die klügsten Köpfe in Deutschland, wie binden wir sie an die Universitäten, damit sie uns nicht abwandern in die Wirtschaft oder an auswärtige Eliteinstitute? Der nordrhein-westfälische Landtag wird heute Nachmittag den Vergaberahmen für die Professorenbesoldung diskutieren und abschaffen. Schon jetzt in "Campus & Karriere" ist der frühere Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Professor Klaus Landfried. Guten Tag.

    Klaus Landfried: Auch guten Tag.

    Burgwinkel: Herr Landfried, ist das jetzt eine gute Idee, auch wenn sie schon nicht mehr neu ist?

    Landfried: Sie kommt ein bisschen spät, aber es ist eine fabelhafte Idee, denn sie stellt wieder her, was Edelgard Bulmahn bei der Reform der Professorenbesoldung 2002 wollte, nämlich Flexibilität.

    Burgwinkel: Das ist die sogenannte W-Besoldung, die ja schon leistungsbezogen sein sollte.

    Landfried: Richtig. So war sie gedacht. Aber eine unheilige Allianz aus Bürokraten aus dem Bundesinnenministerium, Bundesfinanzministerium und den zuständigen Länderministerien haben damals diesen blöden Vergaberahmen und den ebenso blöden Besoldungsdurchschnitt erfunden aus durchsichtigen Gründen.

    Burgwinkel: Durchsichtig heißt Geld sparen.

    Landfried: Ach was, ja natürlich auch, aber vor allem wollen diese Leute ihre Beamtenpfründen sichern. Das heißt, sie wollen Leute haben, die das kontrollieren können, und ähnlich, obwohl sie es nicht kontrolliert haben.

    Burgwinkel: Seit Ihrer Emeritierung und dem Ruhestand arbeiten Sie als Headhunter für Universitäten. Sie suchen eben jene klugen Köpfe und müssen sozusagen auch die Rufabwehr überwinden. Wie gehen Sie denn da vor?

    Landfried: Also, um es kurz zu halten, die Gehälterfrage spielt immer eine Rolle. Aber in den Fällen, in denen ich beteiligt war, vor allem bei Hochschulleitungen, hat es am Ende immer eine Lösung gegeben. Und kluge Hochschulleitungen haben auch bis jetzt schon in Fällen, in denen es nötig war, den blöden Vergaberahmen vergessen.

    Burgwinkel: Allein schon der Terminus Vergaberahmen oder Besoldung weist ja auch darauf hin, dass der Beamtenstatus in Deutschland halt wirklich was Besonderes ist.

    Landfried: Er verhindert vor allem Mobilität. Wenn Sie jemanden gewinnen wollen aus einer staatlichen Hochschule für ein privates Unternehmen oder auch eine private Hochschule oder gewinnen wollen für eine ausländische Einrichtung, dann geht das nicht, weil er seine Professorenpension nicht mitnehmen kann. Das wird ja gegenwärtig auch von der Rektorenkonferenz lautstark endlich mal wieder verlangt, dass das europaweit einheitlich werden muss.

    Burgwinkel: Aber, Herr Landfried, ehrlich gesagt, gab oder gibt es nicht schon immer Möglichkeiten, guten Leuten wirklich mehr zu bezahlen und sie dann da zu halten?

    Landfried: Also, ich kenne wenig Fälle, in denen das nicht gelungen ist. Es gibt natürlich ganz wenige Fälle, insbesondere bei den sogenannten Nobelpreiskandidaten, die aus Amerika geholt werden, da wird es schwierig. Aber man muss auch wissen, dass die deutschen Gehälter mit ihren Pensionen zu Lebenseinkommen führen, die erheblich höher sind, als das in der Welt sonst der Fall ist. Wenn Sie nach England oder nach Israel gehen, die Professoren verdienen dort nicht so viel, wie in Deutschland. Und Sie müssen auch dran denken, dass jemand, der mit 65 in den Ruhestand geht und noch 20 Jahre lebt, rund eine Million Pension mitnimmt, plusminus.

    Burgwinkel: Ja, das ist, denke ich, auch ein ganz reizvoller Gedanke, der dann viele vielleicht doch an der Hochschule verweilen lässt.

    Landfried: So ist es. Und deswegen ist bei den Verhandlungen das Pokern angesagt. Und kluge Hochschulleitungen bereiten sich darauf vor und recherchieren, wenn da einer so einen Ruf hat, ob der sich nur verbessern will zu Hause und gar nicht wirklich weggehen will, oder ob er ernsthaft verhandelt.

    Burgwinkel: Ist es denn wirklich, jetzt noch eine andere Frage, die mich eigentlich auch umtreibt, ist es denn wirklich nur das Geld?

    Landfried: Natürlich nicht, weil wenn also Professoren, die ernsthafte Forscher sind, egal, ob an Uni oder Fachhochschule, wirklich motiviert sind an der Sache, dann sind sie motiviert und dann sind die Arbeitsbedingungen entscheidend.

    Burgwinkel: Wie sind diesbezüglich denn Ihre Erfahrungen?

    Landfried: Die Arbeitsbedingungen spielen immer die wichtigste Rolle, also das Arbeitsklima, die Stimmung an der Hochschule, das Hereinpassen in die Arbeitsgebiete, und so weiter. Die Ausstattung auch in Deutschland, obwohl ich da mit dem Kollegen Greckl zusammen erhebliche Bedenken habe, ob wir uns dieser Hierarchisierung, dass ein Professor hält sich Assistenten, seine Assistenten, wie er oft sagt, ich glaube, das wäre gut, wir würden auch hier ein bisschen mal nach Amerika gucken, wie das dort läuft.

    Burgwinkel: Professor Klaus Landfried, Headhunter für die klügsten Köpfe, lange Jahre der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz in Deutschland. Herzlichen Dank für das Gespräch.