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"Es war eine wilde Zeit!"

Nach der Maueröffnung wurde die ostdeutsche Hochschullandschaft radikal umgebaut. Tausende Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter verloren ihre Stellen, mussten sich nach politischer Überprüfung neu bewerben und gingen häufig leer aus. Ihren Platz nahmen häufig "Wessis" ein.

Moderation: Andrea Lueg |
    "Drittklassige Forscher ergatterten erstklassige Posten" - so lautete das Vorurteil auf ostdeutscher Seite. Auch West-Wissenschaftler hatten teils stereotype Vorstellungen vom Osten. Und einige schauen heute mit Bedauern auf die Fehler zurück, die in der Phase des großen Umbruchs gemacht wurden - gerade was die Einzelschicksale von Ost-Kollegen im Mittelbau und auf der Professoren-Ebene angeht. Was haben Westwissenschaftler in dieser "wilden Zeit" im Osten erlebt und gelernt, was hat sie motiviert, frustriert oder auch mal in die Verzweiflung getrieben? Und wie schauen die ostdeutschen Kollegen heute auf die "Invasion aus dem Westen"? Ist die Zeit der Unterschiede und Unterscheidungen zwanzig Jahre nach der Wende vorbei? PISAplus begibt sich auf die Spuren der Wessis im neuen Wissenschaftsbetrieb des Ostens.

    Gesprächspartner sind:

    Erich Thies, Generalsekretär der Kultusministerkonferenz, baute nach der Wende den Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Humboldt-Universität neu auf.

    Hildegard Nickel war in ihrem Fach Soziologie nach der Wende die einzige Professorin mit Ost-Vergangenheit.

    Hans-Joachim Meyer, Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, war von April bis Oktober 1990 Minister für Bildung und Wissenschaft der DDR und nach der Vereinigung sächsischer Wissenschaftsminister.

    Oliver Ullrich, Professor für Weltraum Biotechnologie an der Universität Magdeburg, war der vermutlich erste West-Student nach der Wende an der Humboldt-Universität.