Dirk Müller: Die Fußballnation England ist geschlagen, niedergeschlagen, 1:4 ausgerechnet gegen die Deutschen. Dabei hatten die englischen Medien die Fans wieder martialisch vorbereitet auf das Match gegen die Elf von Jogi Löw. Vom deutschen Panzer war die Rede, auch von der großen Schlacht, die England wieder einmal gewinnen wird. – Am Telefon ist nun der britische Europaabgeordnete Graham Watson. Guten Morgen!
Graham Watson: Guten Morgen!
Müller: Herr Watson, haben Sie noch Kraft, uns ein Interview zu geben?
Watson: Ja, etwas. Ich habe ein kleines Problem: Ich bin eigentlich Schotte. Ich stamme aus Schottland und wir haben etwas Schadenfreude über das Ergebnis.
Müller: Warum Schadenfreude?
Watson: Ja, ich meine, wenn England nicht gewinnt, ist das für Schottland schon etwas, und man muss sagen, es war klar, dass die deutsche Mannschaft viel besser gespielt hat. Wenn man Spieler wie zum Beispiel Özek und Bauer hat, dann kann man auch sehr gut spielen.
Müller: Und weil Sie so gut Deutsch sprechen, haben Sie ohnehin für die Deutschen gehalten?
Watson: Nicht deshalb, aber ich finde, die beste Mannschaft hat gewonnen.
Müller: Es gibt ein Wembley-Tor, das hat uns jahrzehntelang beschäftigt; seit gestern gibt es ein Bloemfontein-Tor. Wie wird das in England bewertet?
Watson: Ich glaube, natürlich sagt man, es wird viele Fragen geben, warum ist das so schlimm gelaufen bei uns, und ich kann mir vorstellen, dass es einige Änderungen bei der Mannschaft gibt.
Müller: Welche denn?
Watson: Ich weiß nicht, ob der Manager da bleiben kann.
Müller: Sie sprechen von Trainer Fabio Capello?
Watson: Ja. Aber was jetzt sicher ist, dass es immer noch drei europäische Mannschaften dort gibt, Niederlande, Deutschland und Portugal, die sehr gut für Europa spielen müssen, gegen Brasilien und Argentinien zum Beispiel.
Müller: Herr Watson, Sie haben Fabio Capello erwähnt. Der hat aber im Vorfeld sehr gute Arbeit geleistet. Jedenfalls waren die Briten ja nun sehr zufrieden mit den Ergebnissen, die es gerade in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft gegeben hat. Warum hat das diesmal dann ausgerechnet im Turnier nicht funktioniert?
Watson: Das ist schwierig zu sagen. Aber wenn man das fair sieht, dann muss man sehen: Deutschland hat viel besser gespielt und deshalb haben sie gewonnen. Das ist im Fußball alles, was wichtig ist.
Müller: Wäre das eventuell anders verlaufen, wenn es dieses 2:2 offiziell gegeben hätte?
Watson: Ja! Ja, kann ich mir vorstellen.
Müller: Haben die Engländer genügend gekämpft?
Watson: Ich hoffe, sie haben so viel wie möglich gekämpft. Aber es gibt viele Leute hier, die sagen, es hätte besser laufen können.
Müller: Wir wollen, Herr Watson, ja auch über die Medien reden. Warum war wieder so viel Polemik zumindest aus deutscher Sicht in den englischen Medien im Vorfeld des Spiels zu lesen?
Watson: Es gibt hier im Moment eine Fußball-Mania. Ich meine, alle sprechen vom Fußball und von nichts anderem. Deshalb gibt es auch einen sehr großen Druck auf den Managern, auf den Spielern und so etwas. Wir sind vielleicht ein bisschen – wie kann man sagen? Eifersüchtig? – Nein, eifersüchtig ist nicht das richtige Wort, aber wir haben zu viel in Fußball investiert.
Müller: Sind die Deutschen wirklich so unbeliebt, wie es in den britischen Zeitungen steht?
Watson: Ich glaube nicht. Ich glaube, dass die meisten sagen, ja, die Deutschen haben sehr gut gespielt, und es wird auch viele geben, die sagen, wir hoffen, dass es für Deutschland noch mehr Erfolg bei diesem Tournament gibt.
Müller: Losgelöst von diesem Spiel, Herr Watson, immer wieder gibt es diese Tiraden gegen Deutschland, das sehen jedenfalls die Deutschen so. Warum ist das so?
Watson: Ist klar! Ich meine, ich glaube nicht, dass es etwas Besonderes ist. Das heißt, alle wissen, dass die Deutschen besser gespielt haben, aber bei unserer Presse, bei unserem Äquivalent von der Bildzeitung sind es immer Journalisten, die es irgendwie gerne haben, gegen Deutschland Tiraden zu machen. Aber ich glaube nicht, dass das vom Volk geteilt wird.
Müller: Sie haben von dieser Mania gesprochen, also auch einer Art Euphorie und Wahnsinn in England mit Blick auf die Fußball-Weltmeisterschaft. Das ist ja in vielen Ländern so. Haben die Engländer zu große Erwartungen, die sie in den letzten Jahrzehnten nicht mehr erfüllen konnten?
Watson: Ja, genau. Die Erwartungen waren vielleicht zu hoch und wir haben es zuerst bei dem Spiel gegen Amerika gesehen, dass unsere Mannschaft in der Tat nicht gut gespielt hat.
Müller: Fehlen denn möglicherweise, um noch mal auf Ihre Herkunft anzuspielen, Schotten oder Waliser im Team?
Watson: Ich würde gerne sagen, Schottland könnte in einer Weltfußballmannschaft spielen, aber das sind viele Jahre, dass wir das nicht mehr schaffen. Aber wenn wir Länder wie Slowenien ansehen zum Beispiel, dann sagen wir uns, ja, wenn solche kleinen Länder – und Slowenien hat so viele Leute wie Schottland – das schaffen können, dann gibt es vielleicht auch eine Hoffnung für uns.
Müller: Jetzt haben ja viele gesagt, wenn es schon die Polemik gegen Deutschland gibt und England wäre weitergekommen, dann gibt es noch mehr Polemik England gegen Argentinien. Jetzt spielt Deutschland gegen Argentinien. Wie wird das England bewerten?
Watson: Ich hoffe und ich glaube, dass die meisten meiner Landsleute sagen werden, wir hoffen, dass Deutschland gewinnt. Deutschland ist eine europäische Mannschaft wie wir und wir hoffen, dass die Europäer das irgendwie gewinnen können.
Müller: Bei uns im Deutschlandfunk der britische Europaabgeordnete Graham Watson. Vielen Dank für das Gespräch und auf Wiederhören.
Watson: Schönen Dank.
Graham Watson: Guten Morgen!
Müller: Herr Watson, haben Sie noch Kraft, uns ein Interview zu geben?
Watson: Ja, etwas. Ich habe ein kleines Problem: Ich bin eigentlich Schotte. Ich stamme aus Schottland und wir haben etwas Schadenfreude über das Ergebnis.
Müller: Warum Schadenfreude?
Watson: Ja, ich meine, wenn England nicht gewinnt, ist das für Schottland schon etwas, und man muss sagen, es war klar, dass die deutsche Mannschaft viel besser gespielt hat. Wenn man Spieler wie zum Beispiel Özek und Bauer hat, dann kann man auch sehr gut spielen.
Müller: Und weil Sie so gut Deutsch sprechen, haben Sie ohnehin für die Deutschen gehalten?
Watson: Nicht deshalb, aber ich finde, die beste Mannschaft hat gewonnen.
Müller: Es gibt ein Wembley-Tor, das hat uns jahrzehntelang beschäftigt; seit gestern gibt es ein Bloemfontein-Tor. Wie wird das in England bewertet?
Watson: Ich glaube, natürlich sagt man, es wird viele Fragen geben, warum ist das so schlimm gelaufen bei uns, und ich kann mir vorstellen, dass es einige Änderungen bei der Mannschaft gibt.
Müller: Welche denn?
Watson: Ich weiß nicht, ob der Manager da bleiben kann.
Müller: Sie sprechen von Trainer Fabio Capello?
Watson: Ja. Aber was jetzt sicher ist, dass es immer noch drei europäische Mannschaften dort gibt, Niederlande, Deutschland und Portugal, die sehr gut für Europa spielen müssen, gegen Brasilien und Argentinien zum Beispiel.
Müller: Herr Watson, Sie haben Fabio Capello erwähnt. Der hat aber im Vorfeld sehr gute Arbeit geleistet. Jedenfalls waren die Briten ja nun sehr zufrieden mit den Ergebnissen, die es gerade in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft gegeben hat. Warum hat das diesmal dann ausgerechnet im Turnier nicht funktioniert?
Watson: Das ist schwierig zu sagen. Aber wenn man das fair sieht, dann muss man sehen: Deutschland hat viel besser gespielt und deshalb haben sie gewonnen. Das ist im Fußball alles, was wichtig ist.
Müller: Wäre das eventuell anders verlaufen, wenn es dieses 2:2 offiziell gegeben hätte?
Watson: Ja! Ja, kann ich mir vorstellen.
Müller: Haben die Engländer genügend gekämpft?
Watson: Ich hoffe, sie haben so viel wie möglich gekämpft. Aber es gibt viele Leute hier, die sagen, es hätte besser laufen können.
Müller: Wir wollen, Herr Watson, ja auch über die Medien reden. Warum war wieder so viel Polemik zumindest aus deutscher Sicht in den englischen Medien im Vorfeld des Spiels zu lesen?
Watson: Es gibt hier im Moment eine Fußball-Mania. Ich meine, alle sprechen vom Fußball und von nichts anderem. Deshalb gibt es auch einen sehr großen Druck auf den Managern, auf den Spielern und so etwas. Wir sind vielleicht ein bisschen – wie kann man sagen? Eifersüchtig? – Nein, eifersüchtig ist nicht das richtige Wort, aber wir haben zu viel in Fußball investiert.
Müller: Sind die Deutschen wirklich so unbeliebt, wie es in den britischen Zeitungen steht?
Watson: Ich glaube nicht. Ich glaube, dass die meisten sagen, ja, die Deutschen haben sehr gut gespielt, und es wird auch viele geben, die sagen, wir hoffen, dass es für Deutschland noch mehr Erfolg bei diesem Tournament gibt.
Müller: Losgelöst von diesem Spiel, Herr Watson, immer wieder gibt es diese Tiraden gegen Deutschland, das sehen jedenfalls die Deutschen so. Warum ist das so?
Watson: Ist klar! Ich meine, ich glaube nicht, dass es etwas Besonderes ist. Das heißt, alle wissen, dass die Deutschen besser gespielt haben, aber bei unserer Presse, bei unserem Äquivalent von der Bildzeitung sind es immer Journalisten, die es irgendwie gerne haben, gegen Deutschland Tiraden zu machen. Aber ich glaube nicht, dass das vom Volk geteilt wird.
Müller: Sie haben von dieser Mania gesprochen, also auch einer Art Euphorie und Wahnsinn in England mit Blick auf die Fußball-Weltmeisterschaft. Das ist ja in vielen Ländern so. Haben die Engländer zu große Erwartungen, die sie in den letzten Jahrzehnten nicht mehr erfüllen konnten?
Watson: Ja, genau. Die Erwartungen waren vielleicht zu hoch und wir haben es zuerst bei dem Spiel gegen Amerika gesehen, dass unsere Mannschaft in der Tat nicht gut gespielt hat.
Müller: Fehlen denn möglicherweise, um noch mal auf Ihre Herkunft anzuspielen, Schotten oder Waliser im Team?
Watson: Ich würde gerne sagen, Schottland könnte in einer Weltfußballmannschaft spielen, aber das sind viele Jahre, dass wir das nicht mehr schaffen. Aber wenn wir Länder wie Slowenien ansehen zum Beispiel, dann sagen wir uns, ja, wenn solche kleinen Länder – und Slowenien hat so viele Leute wie Schottland – das schaffen können, dann gibt es vielleicht auch eine Hoffnung für uns.
Müller: Jetzt haben ja viele gesagt, wenn es schon die Polemik gegen Deutschland gibt und England wäre weitergekommen, dann gibt es noch mehr Polemik England gegen Argentinien. Jetzt spielt Deutschland gegen Argentinien. Wie wird das England bewerten?
Watson: Ich hoffe und ich glaube, dass die meisten meiner Landsleute sagen werden, wir hoffen, dass Deutschland gewinnt. Deutschland ist eine europäische Mannschaft wie wir und wir hoffen, dass die Europäer das irgendwie gewinnen können.
Müller: Bei uns im Deutschlandfunk der britische Europaabgeordnete Graham Watson. Vielen Dank für das Gespräch und auf Wiederhören.
Watson: Schönen Dank.