Er selbst sieht sich allerdings grundsätzlich als Komponist, der nebenbei hin und wieder dirigiert. Für die Finanzämter ist die Sache klar: Salonen ist Dirigent, denn da dürfte er deutlich mehr verdienen denn als Komponist. Wie dem auch sei: Heute Morgen können Sie den 50-Jährigen in beiden Rollen kennen lernen, als Dirigent eines eigenen Werkes, eines von ihm komponierten Klavierkonzertes.
1. Satz (Ausschnitt) aus: Konzert für Klavier und Orchester
Yefim Bronfman, Klavier
Los Angeles Philharmonic, Leitung: Esa-Pekka Salonen
Deutsche Grammophon (LC 00173) 477 8103
Gleich vier potente Auftraggeber hatten sich zusammen getan, um Esa-Pekka Salonen den Kompositionsauftrag für dieses Klavierkonzert zu geben: Die New Yorker Philharmoniker, die englische BBC, Radio France und der Norddeutsche Rundfunk. Die Uraufführung fand vor fast zwei Jahren in New York statt, es folgte die BBC, und im letzten Monat konnte man die deutsche Erstaufführung des Stückes in Hamburg mit dem Sinfonieorchester des NDR erleben: eine wohldurchdachte Dramaturgie, die gleich zu Anfang verhinderte, was vielen Stücken Neuer Musik leicht passieren kann: dass sie außer ihrer Uraufführung kaum weitere Aufführungen erleben. Und zwischendurch, im Mai und Juni 2008 ging Salonen noch mit "seinem" Los Angeles Philharmonic ins Studio, um die jetzt vorliegende und heute zu hörende Aufnahme zu produzieren. Solist dieser Einspielung wie auch der genannten Konzerte ist der aus Taschkent stammende Pianist Yefim Bronfman, dem das Werk auch gewidmet ist.
1. Satz (Ausschnitt) aus: Konzert für Klavier und Orchester
Yefim Bronfman, Klavier
Los Angeles Philharmonic, Leitung: Esa-Pekka Salonen
Deutsche Grammophon (LC 00173) 477 8103
Das Klavierkonzert von Esa-Pekka Salonen kommt insgesamt äußerst kraftstrotzend daher. Zwei wilde, in ihrer Motorik mitreißende Sätze umschließen einen ruhigeren Mittelsatz. Kritiker bemühten nach erstem Hören die Eruptionen eines Vulkans zum Vergleich; andere sprachen von einem Gewalttanz, einem Massentanz von Großstadtmenschen. So gesehen lässt sich dann leicht die Parallele zu Strawinskys "Le Sacre du Printemps" ziehen, einem Stück, von dem Salonen nach eigenen Angaben so angetan ist, dass er in einem Interview zugab: "Ich hätte nichts dagegen, eines Tages aufzuwachen und den "Sacre du Printemps" anstelle von Strawinsky geschrieben zu haben." Aber auch andere "Maschinenmusik" vom Anfang des 20. Jahrhunderts fällt einem ein, und in der fortdauernden Bewegung gleicher Partikel schimmert auch eine gehörige Portion Minimal-Music durch. Bei aller Kraft und Lautstärke ist das Ganze aber dennoch äußerst fein gewebt und höchst raffiniert instrumentiert – hier merkt man den langjährigen Orchesterdirigenten, der die Klangmöglichkeiten seiner musikalischen Hundertschaft bis in feinste Verästelungen kennt.
1. Satz (Satzende) aus: Konzert für Klavier und Orchester
Yefim Bronfman, Klavier
Los Angeles Philharmonic, Leitung: Esa-Pekka Salonen
Deutsche Grammophon (LC 00173) 477 8103
In keinem großen romantischen Konzert durfte sie fehlen, die Solokadenz, die dem Solisten ausgiebig Gelegenheit zur Zurschaustellung vor allem technischer Fähigkeiten gab. Auch Salonen hat eine eingebaut in sein Klavierkonzert, dabei aber alles so anders gemacht, dass man an Ironie und Parodie denken könnte. Das beginnt schon bei der Platzierung: Während die Kadenz normalerweise gegen Ende eines schnellen Ecksatzes zu ihrem Recht kommt, setzt Salonen sie an den Anfang des ruhigeren Mittelsatzes. Und klassischerweise endet sie oft mit einem Triller – untrügliches Zeichen für alle Orchestermitglieder, dass sie bald wieder spielen müssen. Salonen jedoch lässt diesen Triller am Ende der Kadenz nicht mehr verstummen, sondern schickt ihn auf eine bis zum Ende des Satzes andauernde Reise durch alle Instrumente. Was früher Abschluss und Zeichen war, wird jetzt zu einem wichtigen Baustein, zu einem tragenden Element der Komposition.
Salonen selbst gibt diesem zweiten Satz fast schon eine Art außermusikalisches Programm mit auf den Weg, wenn er ihn als Hommage an den polnischen Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem bezeichnet und erklärt: "Mein Arbeitstitel lautete 'Synthetische Volksmusik mit künstlichen Vögeln'. Ich stellte mir eine post-biologische Kultur vor, in der die kybernetischen Systeme plötzlich ein existenzielles Bedürfnis nach Folklore entwickeln. Komponierende Intelligenz schafft eine Musik, die irgendwie zu der vor langer Zeit als Balkan bekannten Region in Beziehung steht. Das alles wird von Vogel-Robotern begleitet."
2. Satz (Ausschnitt) aus: Konzert für Klavier und Orchester
Yefim Bronfman, Klavier
Los Angeles Philharmonic, Leitung: Esa-Pekka Salonen
Deutsche Grammophon (LC 00173) 477 8103
Nach vielerlei Streitigkeiten, Problemen und heftiger Kostenexplosion wurde 2003 in Los Angeles mit der Walt Disney Concert Hall einer der modernsten Konzertsäle der Welt eröffnet. Die dort möglichen Aufführungen in bester Akustik haben den guten Ruf von Esa-Pekka Salonen und seinem dort beheimateten Los Angeles Philharmonic noch weiter verbessert. Global verbreitet wurden die Arbeitsergebnisse durch eine damals neue Idee aus der vernetzten Welt, durch die Reihe DG Concerts, die im Zeitalter des virtuellen Datentransfers auf einen physischen Tonträger verzichtet und statt dessen taufrische Konzertmitschnitte in feinster Qualität zum Download anbieten kann. Dadurch wurden Salonens Aktivitäten in Windeseile weltweit bekannt und verfügbar. Diesmal allerdings hat die Deutsche Grammophon das Klavierkonzert doch noch einmal herkömmlich auf CD gebrannt, nicht als Konzertmitschnitt, sondern als sorgfältig durchgeführte Produktion und in bester Aufnahmetechnik. Die erste und sicher für längere Zeit einzige Aufnahme eines Stücks Weltmusik im besten Wortsinne, das wie selbstverständlich alle möglichen Strömungen und Richtungen in sich aufgenommen hat und in neuen Zusammenhängen daraus Neues entstehen lässt. Und die Frage, ob Salonen eher ein komponierender Dirigent oder ein dirigierender Komponist ist, hat sich längst erledigt: In beiden Jobs leistet er Großes - mit stupendem handwerklichen Können und bewundernswerter musikalischer Sensibilität.
3. Satz (Schluss) aus: Konzert für Klavier und Orchester
Yefim Bronfman, Klavier
Los Angeles Philharmonic, Leitung: Esa-Pekka Salonen
Deutsche Grammophon (LC 00173) 477 8103
Die Neue Platte – heute mit dem Klavierkonzert von Esa-Pekka Salonen, gespielt von Yefim Bronfman und dem Los Angeles Philharmonic unter Leitung des Komponisten, erschienen bei der Deutschen Grammophon. Im Studio verabschiedet sich Ludwig Rink.
1. Satz (Ausschnitt) aus: Konzert für Klavier und Orchester
Yefim Bronfman, Klavier
Los Angeles Philharmonic, Leitung: Esa-Pekka Salonen
Deutsche Grammophon (LC 00173) 477 8103
Gleich vier potente Auftraggeber hatten sich zusammen getan, um Esa-Pekka Salonen den Kompositionsauftrag für dieses Klavierkonzert zu geben: Die New Yorker Philharmoniker, die englische BBC, Radio France und der Norddeutsche Rundfunk. Die Uraufführung fand vor fast zwei Jahren in New York statt, es folgte die BBC, und im letzten Monat konnte man die deutsche Erstaufführung des Stückes in Hamburg mit dem Sinfonieorchester des NDR erleben: eine wohldurchdachte Dramaturgie, die gleich zu Anfang verhinderte, was vielen Stücken Neuer Musik leicht passieren kann: dass sie außer ihrer Uraufführung kaum weitere Aufführungen erleben. Und zwischendurch, im Mai und Juni 2008 ging Salonen noch mit "seinem" Los Angeles Philharmonic ins Studio, um die jetzt vorliegende und heute zu hörende Aufnahme zu produzieren. Solist dieser Einspielung wie auch der genannten Konzerte ist der aus Taschkent stammende Pianist Yefim Bronfman, dem das Werk auch gewidmet ist.
1. Satz (Ausschnitt) aus: Konzert für Klavier und Orchester
Yefim Bronfman, Klavier
Los Angeles Philharmonic, Leitung: Esa-Pekka Salonen
Deutsche Grammophon (LC 00173) 477 8103
Das Klavierkonzert von Esa-Pekka Salonen kommt insgesamt äußerst kraftstrotzend daher. Zwei wilde, in ihrer Motorik mitreißende Sätze umschließen einen ruhigeren Mittelsatz. Kritiker bemühten nach erstem Hören die Eruptionen eines Vulkans zum Vergleich; andere sprachen von einem Gewalttanz, einem Massentanz von Großstadtmenschen. So gesehen lässt sich dann leicht die Parallele zu Strawinskys "Le Sacre du Printemps" ziehen, einem Stück, von dem Salonen nach eigenen Angaben so angetan ist, dass er in einem Interview zugab: "Ich hätte nichts dagegen, eines Tages aufzuwachen und den "Sacre du Printemps" anstelle von Strawinsky geschrieben zu haben." Aber auch andere "Maschinenmusik" vom Anfang des 20. Jahrhunderts fällt einem ein, und in der fortdauernden Bewegung gleicher Partikel schimmert auch eine gehörige Portion Minimal-Music durch. Bei aller Kraft und Lautstärke ist das Ganze aber dennoch äußerst fein gewebt und höchst raffiniert instrumentiert – hier merkt man den langjährigen Orchesterdirigenten, der die Klangmöglichkeiten seiner musikalischen Hundertschaft bis in feinste Verästelungen kennt.
1. Satz (Satzende) aus: Konzert für Klavier und Orchester
Yefim Bronfman, Klavier
Los Angeles Philharmonic, Leitung: Esa-Pekka Salonen
Deutsche Grammophon (LC 00173) 477 8103
In keinem großen romantischen Konzert durfte sie fehlen, die Solokadenz, die dem Solisten ausgiebig Gelegenheit zur Zurschaustellung vor allem technischer Fähigkeiten gab. Auch Salonen hat eine eingebaut in sein Klavierkonzert, dabei aber alles so anders gemacht, dass man an Ironie und Parodie denken könnte. Das beginnt schon bei der Platzierung: Während die Kadenz normalerweise gegen Ende eines schnellen Ecksatzes zu ihrem Recht kommt, setzt Salonen sie an den Anfang des ruhigeren Mittelsatzes. Und klassischerweise endet sie oft mit einem Triller – untrügliches Zeichen für alle Orchestermitglieder, dass sie bald wieder spielen müssen. Salonen jedoch lässt diesen Triller am Ende der Kadenz nicht mehr verstummen, sondern schickt ihn auf eine bis zum Ende des Satzes andauernde Reise durch alle Instrumente. Was früher Abschluss und Zeichen war, wird jetzt zu einem wichtigen Baustein, zu einem tragenden Element der Komposition.
Salonen selbst gibt diesem zweiten Satz fast schon eine Art außermusikalisches Programm mit auf den Weg, wenn er ihn als Hommage an den polnischen Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem bezeichnet und erklärt: "Mein Arbeitstitel lautete 'Synthetische Volksmusik mit künstlichen Vögeln'. Ich stellte mir eine post-biologische Kultur vor, in der die kybernetischen Systeme plötzlich ein existenzielles Bedürfnis nach Folklore entwickeln. Komponierende Intelligenz schafft eine Musik, die irgendwie zu der vor langer Zeit als Balkan bekannten Region in Beziehung steht. Das alles wird von Vogel-Robotern begleitet."
2. Satz (Ausschnitt) aus: Konzert für Klavier und Orchester
Yefim Bronfman, Klavier
Los Angeles Philharmonic, Leitung: Esa-Pekka Salonen
Deutsche Grammophon (LC 00173) 477 8103
Nach vielerlei Streitigkeiten, Problemen und heftiger Kostenexplosion wurde 2003 in Los Angeles mit der Walt Disney Concert Hall einer der modernsten Konzertsäle der Welt eröffnet. Die dort möglichen Aufführungen in bester Akustik haben den guten Ruf von Esa-Pekka Salonen und seinem dort beheimateten Los Angeles Philharmonic noch weiter verbessert. Global verbreitet wurden die Arbeitsergebnisse durch eine damals neue Idee aus der vernetzten Welt, durch die Reihe DG Concerts, die im Zeitalter des virtuellen Datentransfers auf einen physischen Tonträger verzichtet und statt dessen taufrische Konzertmitschnitte in feinster Qualität zum Download anbieten kann. Dadurch wurden Salonens Aktivitäten in Windeseile weltweit bekannt und verfügbar. Diesmal allerdings hat die Deutsche Grammophon das Klavierkonzert doch noch einmal herkömmlich auf CD gebrannt, nicht als Konzertmitschnitt, sondern als sorgfältig durchgeführte Produktion und in bester Aufnahmetechnik. Die erste und sicher für längere Zeit einzige Aufnahme eines Stücks Weltmusik im besten Wortsinne, das wie selbstverständlich alle möglichen Strömungen und Richtungen in sich aufgenommen hat und in neuen Zusammenhängen daraus Neues entstehen lässt. Und die Frage, ob Salonen eher ein komponierender Dirigent oder ein dirigierender Komponist ist, hat sich längst erledigt: In beiden Jobs leistet er Großes - mit stupendem handwerklichen Können und bewundernswerter musikalischer Sensibilität.
3. Satz (Schluss) aus: Konzert für Klavier und Orchester
Yefim Bronfman, Klavier
Los Angeles Philharmonic, Leitung: Esa-Pekka Salonen
Deutsche Grammophon (LC 00173) 477 8103
Die Neue Platte – heute mit dem Klavierkonzert von Esa-Pekka Salonen, gespielt von Yefim Bronfman und dem Los Angeles Philharmonic unter Leitung des Komponisten, erschienen bei der Deutschen Grammophon. Im Studio verabschiedet sich Ludwig Rink.