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Essbares Einweg-Geschirr

Einweggeschirr und -besteck ist praktisch, doch es verursacht jede Menge Müll, der heute kostspielig und nicht unbedingt umweltverträglich verwertet oder verbrannt werden muss. Doch die Nachfrage nach Geschirr, das man nicht spülen muss, ist nicht totzukriegen und deshalb suchen Wissenschaftler nach Alternativen zu Papptellern und Plastikgabeln. Kompostierbares oder sogar essbares Geschirr aus nachwachsenden Rohstoffen ist eine der Möglichkeiten, die inzwischen auch ganz praktisch umsetzbar ist. Um diese und andere Anwendungen nachwachsender Rohstoffe ging es bei einer Tagung des Oberhausener Fraunhofer-Instituts.

Von Mark Bernet | 15.07.2004
    Die Besteckteile sind biologisch abbaubar, haben Lebensmittelzulassung und sie weisen sehr gute mechanische Festigkeitswerte auf. Sie haben eine hohe Temperaturbeständigkeit, das Material ist jetzt auf dem Markt, es wird von einem mittelständischen Unternehmen vertrieben.

    Was Stefan Kabaski vom Oberhausener Fraunhofer Institut Umsicht hier beschreibt, ist ein Industrieprodukt aus nachwachsenden Rohstoffen. Im konkreten Fall handelt es sich um Wegwerfgeschirr, das das Fraunhofer Institut nach längerer Forschungsarbeit selbst entwickelt hat. Das besondere daran: Die Teller, Gabeln und Messer bestehen aus Zelluloseazetat. Dabei handelt es sich um den Rohstoff Zellulose, der unter anderem aus Mais gewonnen wird. Versetzt man Zellulose mit bestimmten Füllstoffen wie etwa Kalk, entsteht eine spezielle Mixtur, das Zelluloseazetat, aus dem mit Hilfe des Spritzgießverfahrens problemlos Einweggeschirr produziert werden kann.

    Der Vorteil: das Geschirr enthält nur wenig Kohlendioxid, ist kompostierbar und kann somit helfen, den Treibhauseffekt abzumildern. Einen ähnlichen Effekt können auch biologisch hergestellte Waschmittel haben. Ihr Grundbestandteil sind waschaktive Substanzen, die so genannten Tenside. Früher wurden diese Stoffe meist auf chemischer Basis hergestellt, heute kann man sie bereits zu 100 Prozent aus Zucker gewinnen. Dazu Christian Pelzer von der Hochschule Niederrhein in Krefeld:


    Diese Tenside werden in Waschmitteln u. Flüssigreiniger angeboten, sie werden vor allem auch im kosmetischen Bereich angeboten, weil hier diese Tenside sehr bevorzugt sind, zum Beispiel in Shampoos, in Cremes, in Körperreinigungsmitteln und viele Dinge mehr in diesem Bereich.

    Als Ausgangsmaterial für diese speziellen Tenside dient das Zuckerrohr. Aber auch die Kokospalme, Raps oder Soja werden verwendet, um daraus pflanzliche Waschsubstanzen herzustellen. Für die Verbraucher bieten all diese Bioprodukte einen entscheidenden Vorteil: sie sind besonders hautfreundlich und können aufgrund ihrer Zusammensetzung im Wasser vollständig abgebaut werden. Auf dem Kongress in Oberhausen wurden aber nicht nur neuartige Produktionsverfahren vorgestellt. Auf der Tagesordnung stand auch das aktuelle Thema Biotreibstoffe. Hier kann der Verbraucher mittlerweile zwischen einer großen Produktpalette wählen.

    So können etwa Autos wahlweise mit Pflanzenöl, Biogas oder Bio-Diesel betrieben werden. Doch es gibt noch weitaus mehr Möglichkeiten, um biologische Kraftstoffe zu verwenden. Das Fraunhofer Institut in Oberhausen will zum Beispiel im Rahmen eines Pilotprojektes aus einer großen Kläranlage im nordrhein-westfälischen Bottrop neue Energie gewinnen. Wilhelm Althaus, bei Fraunhofer zuständig für den Bereich Energietechnik, erklärt die Einzelheiten:

    Dort ist beabsichtigt, das vorhandene Klärgas, eigentlich auch ein Biogas, aufzubereiten für die Bereitstellung von Tankstellenerdgas, für die PKW-Flotte des Kläranlagenbetreibers, und im Prinzip in einem 2. Schritt sogar noch die Weiterverarbeitung dieses erzeugten biogenen Erdgases zu Wasserstoff zu betreiben und das einer stationären Nutzung in einer Schule zuzuführen.

    Um das in der Kläranlage vorhandene Gas wirklich als Kraftstoff nutzen zu können, sind aber noch wichtige Vorarbeiten nötig. So müssen die Wissenschaftler unter anderem klären, wie sie die störenden Schwefelverbindungen in dem Klärgas entfernen können. Erst wenn dieses technische Problem gelöst ist, steigt der Brennwert des Gases deutlich an. Dann könnte das neu entstandene Biogas tatsächlich als Treibstoff für Autos verwendet werden.