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Etabliert: die Juniorprofessur

Die Einrichtung der Juniorprofessur hat mir sehr geholfen, den Karriereweg so zu gehen wie er jetzt ist...

Von Ellen Häring |
    Prof Dr Claudia Kemfert darf stolz sein. Sie ist die erste Juniorprofessorin Deutschlands, die den Sprung auf eine ordentliche Professur geschafft hat. Ihre Karriere begann an der Uni Oldenburg:

    Ich war im Jahr 2000 berufen auf eine Leiterposition einer Forschergruppe und diese Leiterpositionen sind dann umgewandelt worden in Juniorprofessuren, und das hat mir erhebliche Vorteile verschafft in der Betreuung meiner Doktoranden und auf dem Weg dahin, wo ich heute bin.

    Seit Anfang Mai lehrt und forscht die Volkswirtin an der Humboldtuniversität Berlin im Bereich Umweltökonomie. Claudia Kemfert ist mit 35 Jahren eine relativ junge Professorin mit guten Chancen auf dem hart umkämpften internationalen "Markt der klugen Köpfe". Sie konnte ein schnelles Tempo vorlegen, weil sie als Juniorprofessorin den kurzen Karriereweg ohne Habilitation wählte. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn freut sich über die junge Vorzeigeprofessorin und sieht das Modell "Juniorprofessur" bestätigt.

    Das genau war ja die Zielsetzung, also Steine aus dem Weg zu räumen, Barrieren, und die Erfahrung zeigt, dass, wenn junge Frauen - und das gilt besonders für junge Wissenschaftlerinnen - die Chance erhalten, selbständig zu arbeiten, selbständig Forschungsförderungsmittel einwerben zu können, Studierende zu betreuen, in der Lehre tätig zu sein, dass sie dann zeigen was in ihnen steckt und Frau Kemfert hat das getan.

    Besonders junge Frauen sollen mit der Juniorprofessur zu einer wissenschaftlichen Karriere ermutigt werden, weil der Anteil der Professorinnen an Deutschlands Universitäten nach wie vor verschwindend gering ist.

    Unter den Juniorprofessoren gibt es immerhin 30 Prozent Frauen, viele haben im Ausland gearbeitet und sind nach Deutschland zurückgekehrt. Allerdings relativiert sich die Erfolgsquote bei näherem Hinsehen schnell, weil es insgesamt nicht annähernd so viele Juniorprofessoren gibt wie ursprünglich gedacht: Tausende sollten es werden, aber nur 800 sind bisher beim Bundesbildungsministerium registriert.

    Der Grund: längst nicht alle Bundesländer lassen die Juniorprofessur zu – drei von ihnen ziehen sogar gegen das Gesetz der Bundesbildungsministerin vor Gericht, weil sie es als Einmischung in ihre Angelegenheiten begreifen. Und längst nicht alle Hochschulen freuen sich über den jungen Nachwuchs. Konkurrenz, Besitzstandswahrung, aber auch die Sorge um die Qualität von Lehre und Forschung führen dazu, dass Juniorprofessoren mit Ressentiments von älteren Kollegen rechnen müssen. Claudia Kemfert:

    Das ist sicherlich von Kollege zu Kollege in der Fakultät unterschiedlich, manche sind sicherlich froh, dass es junge Kollegen gibt, Juniorprofessoren, die dann eben halt gute Gesprächspartner sind, auch gute Wissenschaftler sind, aber es gibt natürlich auch Traditionalisten, die eher gucken nach dem Alter, nach dem traditionellen Werdegang, und der schließt die Habilitation natürlich mit ein, und die auch sehr starke Vorbehalte haben.

    Solange das Gesetz nicht in ganz Deutschland umgesetzt ist, haben Juniorprofessoren in vielen Bundesländern keine klare Zukunftsperspektive. Gleichzeitig wird von ihnen ein hoher Einsatz in Lehre und Forschung erwartet, der nach drei Jahren überprüft wird. Konkurrenz soll auch hier das Geschäft beleben. Edelgard Bulmahn:

    Wissenschaft kann nicht erfolgreich sein, indem man vor allem auf Hierarchien achtet, sondern Wissenschaft lebt von dem lebendigen Austausch von Ideen, auch von dem Streit um Ideen, und dazu gehört auch die Anerkennung der wissenschaftlichen Leistung von Kolleginnen und Kollegen, egal wie jung oder alt sie sind.

    Ob der nahtlose Übergang vom Juniorprofessor zum ordentlichen Professor zukünftig ohne Weiteres funktionieren wird, hängt auch davon ab, wie selbstbewusst sich der wissenschaftliche Nachwuchs in den Hochschulen zu behaupten weiß. Claudia Kemfert hat ihre Karriereplanung nicht dem Zufall überlassen.

    Ich habe gezielt darauf hingearbeitet auf eine volle Professur zu kommen auch in kürzester Zeit, weil ich auch sehr viel publiziert habe und gezielt versucht habe, von der Juniorprofessur in eine Professur zu kommen, und das ist natürlich jetzt schön, dass es auch geklappt hat.