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Etliche Wunder rund um einen brutalen Wikingerkönig

Der norwegische Wikingerkönig Olav II. Haraldson kannte kein Pardon bei der Christianisierung, die er brutal vorantrieb. Um seinen Todesort ranken sich allerlei Geschichten, weshalb er heute Nationalheiliger ist. Jedes Jahr am 29. Juli wird in Trondheim der St.-Olavs-Tag gefeiert.

Von Eva Firzlaff | 29.07.2012
    Olav Haraldson fuhr über die Meere - als plündernder und mordender Wikinger nach England, Frankreich, Spanien. Bis er sich dann – man sagt: mit 18 Jahren – in Frankreich taufen ließ.

    Die Stadt Trondheim in Mittel-Norwegen war vor 1.000 Jahren Königssitz und gilt als erste Hauptstadt Norwegens. Dann gehörte Norwegen für Jahrhunderte zu Dänemark oder Schweden, hatte also keine Hauptstadt und später wurde es Oslo.

    Doch Trondheim hat den Nidarosdom. Eine der wichtigsten Kirchen Norwegens, Nationalheiligtum, war Krönungsstätte der norwegischen Könige und beeindruckt durch Größe und prachtvolle Westfassade. Nora erzählt seine Geschichte:

    "Man hat hier ein Gebäude gebaut, das Platz für zwei Drittel der Trondheimer Bevölkerung hatte. Wenn man bedenkt, dass Trondheim damals am Rand der bekannten Welt lag. Der Grund dafür heißt Olav Haraldson. Der wurde später bekannt als Norwegens Nationalheiliger Olav der Heilige. Geboren wurde er 995 als Wikinger. Er ist im Alter von 18 Jahren zum Christentum konvertiert und hat Norwegen dann christianisiert. Allerdings auf so brutale Art und Weise, dass er sehr schnell bei der ganzen Bevölkerung so unbeliebt wurde, dass er im Jahr 1030 bei einer Schlacht gegen ein Bauernheer ums Leben kam, de Schlacht von Stiklestad am 29. Juli 1030. Nach dieser Schlacht lag er tot auf dem Schlachtfeld und kein Mensch wollte sich um seinen Leichnam kümmern, weil er eben so unbeliebt war. Erst nach ein paar Tagen hat man den unbeliebten König ganz heimlich am Ufer des Flusses Nid verscharrt, der Fluss an der Außenseite hier. Das ist nun das Ende des Wikingerkönigs Olav Haraldson, aber der Legende zufolge soll nun am Fluss eine heilige Quelle entsprungen sein, deren Wasser alle Krankheiten heilen konnte. Das hat immer mehr Leute angezogen – bis genau ein Jahr nach dem Tod des Königs sein Sarg von ganz alleine aus dem Boden hervorgekommen sein soll."

    Nach etlichen Wundern wurde aus dem brutalen Wikingerkönig der Heilige Olav und sein Grab zum Wallfahrtsort. Erst mit Holzkapelle, dann Steinkirche und diese immer wieder umgebaut und erweitert zum riesigen Dom.

    Unter dänischer Herrschaft sollte nicht an einen norwegischen König erinnert werden, also hat man Olavs Gebeine irgendwo außerhalb begraben und seinen Silberschrein in Kopenhagen zu Münzen verarbeitet. Trotzdem kommen auch jetzt Wallfahrer:

    "Ist jetzt wieder neu. In den letzten zehn bis 20 Jahren hat sich das entwickelt. Heute ist der Dom ja evangelisch, aber wir haben eine Pastorin, die nur für Pilger zuständig ist. Und es kommen immer mehr Leute zu Fuß die letzten paar Kilometer. Ich glaube, es war 2002, da hat ja Prinzessin Märtha Louise hier geheiratet. Und die sind auch hier die letzten zehn Kilometer als Pilger zu Fuß hergegangen."

    Neben der großen Orgel hat der Dom eine Barockorgel vom Brandenburger Orgelbauer Joachim Wagner. Man nennt ihn auch den märkischen Silbermann. Der hat in der Barockzeit in Berlin und Brandenburg etliche Orgeln gebaut und eine eben in Trondheim.

    Der 29. Juli ist St-Olavs-Tag. Und auch der kleine Ort Stiklestad, nicht weit vom Ende des Trondheimfjords, zieht Tausende Besucher an. Hier wurde der Wikingerkönig Olav, der so brutal christianisierte und später zum Nationalheiligen wurde, getötet.

    "Wir stehen jetzt auf dem Platz, wo die Schlacht stattfand. Die Geschichte erzählt, dass Olav mit seinem Königsheer von Russland durch Schweden hier rein kam. Und dann hat er sein Heer da oben an den Bäumen aufgestellt. Das Bauernheer stand hier unten auf der Ebene. Das Bauernheer waren doppelt so viele. Aber als der König dort oben stand, hatte er den großen Vorteil, dass er abwärts kämpfen konnte."

    Doch genutzt hat es ihm nichts. An der Sterbestelle steht eine kleine romanische Kirche. Und in jedem Sommer - Ende Juli - wird auf der größten Freilichtbühne Skandinaviens die Geschichte von Olavs Tod gespielt. Mit großem Orchester, Chor, Pferden und der ganzen Nachbarschaft.

    "Viele von denen, die jedes Jahr mitspielen, haben einen großen Bart. Und alle Männer, die mitmachen, die dürfen sich nicht rasieren. In den Hauptrollen sind professionelle Schauspieler, aber die meisten sind Amateure hier aus der Gegend. Die machen das einfach, weil es ihnen Spaß macht. Und wenn es nicht die vielen Freiwilligen gäbe, die Kostüme nähen, Essen machen und schminken. Dann hätten wir das überhaupt nicht."

    Mit Kind und Kegel genießen die Norweger alle Jahre wieder das Spektakel in Stiklestad.