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EU-Austritt
Britische Industrie stellt sich hinter Theresa May

Vertreter der britischen Industrie sehen im EU-Vertragsentwurf der britischen Premierministerin Theresa May die Vorlage zu einem zumindest geordneten Ausstieg. Scharfe Kritik übten sie an Abgeordneten im Unterhaus - sie riskierten durch ihr Verhalten einen "No Deal".

Von Friedbert Meurer | 19.11.2018
    Die britische Premierministerin Theresa May äußert sich am 15.11.2018 auf einer Pressekonferenz in London zum Brexit-Vertragsentwurf.
    Theresa May bekommt von der britischen Industrie Rückendeckung für ihren Vertragsentwurf mit der EU. (AFP / Matt Dunham)
    Die Premierministerin versprach sich Rückendeckung von ihrem Auftritt beim Verband der britischen Industrie. Und als sie am Ende ihrer Rede ihre Entschlossenheit beschwor, am Vertrag mit der EU festzuhalten, war ihr der einhellige Applaus der 1.500 Wirtschaftsvertreter sicher.
    "Es war immer klar, dass es nicht leicht würde und dass die Schlussphase die härteste wird. Aber wir haben einen Vertrag mit der EU, der für das Vereinigte Königreich gut ist. Und damit niemand daran zweifelt: Ich bin entschlossen, dass dieser Vertrag kommt."
    Theresa May betonte die Vorteile, dass zum Beispeil London aus der gemeinsamen Agrarpolitik aussteige oder die eigenen Finanzen wieder kontrolliere. Und sie lockte ihre Kritiker mit der Aussicht, dass die Freizügigkeit von EU-Arbeitnehmern beendet werden soll.
    EU-Bürger sollen nicht mehr bevorzugt werden
    "EU-Bürger werden sich nicht mehr einfach in der Warteschlange nach vorne drängeln können, vorbei an Ingenieuren aus Sydney oder Software-Entwicklern aus Neu Delhi. Es wird nicht mehr darauf ankommen, aus welchem Land jemand kommt, sondern auf seine Talente und Fähigkeiten."
    May hatte schon in den letzten Monaten viel Zeit damit verbracht, mit Vertretern der Wirtschaft über die Brexit-Verhandlungen zu reden. Die Verbandsvertreter revanchieren sich heute und preisen ihren Standfestigkeit. Der Präsident des britischen Industrieverbands, John Allan:
    "Die Unternehmen hier sind die ersten, die zugeben, der Vertrag ist nicht perfekt. Aber er weist einen Weg zu den künftigen Handelsbeziehungen. Dank des Vertrags gibt es eine Übergangsperiode, die das mindeste ist, damit sich Betriebe auf den Brexit vorbereiten können. Und uns bleibt der Albtraum einer Abrissbirne für unsere Wirtschaft erspart, wenn wir ohne Vertrag die EU verlassen sollten."
    Britische Industrie hofft auf Umdenken von Abgeordneten
    "Unsere Firmen geben Hunderte Millionen von Pfund aus, um sich auf den schlimmsten Fall vorzubereiten", monierte die Generaldirektorin Carolyn Fairbirn. "Nicht ein Penny davon schafft neue Arbeitsplätze. Westminster scheint in seiner eigenen engen Welt zu leben. Das ist Hochrisikospiel, bei dem versehentlich ein No Deal herauskommen kann."
    Fazit: Die britische Industrie stellt sich hinter Premierministerin Theresa May. Beide Seiten hoffen, dass das den einen oder anderen Abgeordneten im Unterhaus doch noch umdenken lassen wird.