Christian Meyer hat seit ein paar Wochen neue Mitbewohner in seinem kleinen Büro im Brüsseler EU-Viertel: Über 20 Kisten stapeln sich neben seinem Schreibtisch, in ihnen Bewerbungen für ein Praktikum bei der EU-Kommission. Meyer betreut die Bewerber aus Deutschland, Österreich, Irland, Ungarn und Portugal – und gerade die Portugiesen sind es, die den Kistenstapel in Meyers Büro ordentlich haben wachsen lassen.
"Obwohl Deutschland ein sehr viel bevölkerungsreicheres Land ist, hab’ ich aus Deutschland hier nur vier Kisten, und ja ja, die Proportionen, das wirkt sich wirklich aus, man sieht, dass das die Krisenländer sind, und dass die wirklich verzweifelt dort versuchen, irgendwie wegzukommen oder irgendwas mit ihrer Karriere zu machen."
Irgendetwas mit ihrer Karriere machen, das will auch Mariana Dias. Die Portugiesin hatte in ihrem Heimatland einen festen Job als Anwältin, wollte sich aber beruflich umorientieren. Jetzt ist sie eine von knapp 700 Kommissionspraktikanten aus allen EU-Ländern, also auch aus denen mit hoher Jugendarbeitslosigkeit und schwierigster Wirtschaftslage.
"Es gibt da schon eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl, nach dem Motto: Wir aus dem kriselnden Süden machen gerade alle dasselbe durch und wissen, wie das ist – aber auf der anderen Seite gibt es keinen Trainee aus einem anderen Land, der sich lustig macht über uns, der sich besser fühlt als wir – das Gefühl hatte ich noch nie, dass jemand sagt, das ist eure Krise, mein Land hat damit nichts zu tun."
Für alle Kommissionspraktika zusammen, also neben dem Verwaltungspraktikum auch das für Übersetzer, gab es zuletzt fast 20.000 Interessenten, doppelt so viele wie vor einem Jahr. Aus Portugal haben sogar zehnmal so viele Menschen wie 2012 auf der Internetseite der Kommission ihre Bewerbung angekündigt. Das hat mehrere Gründe, sagt Mariana Dias.
"Das Traineeprogramm taucht inzwischen in den portugiesischen Medien viel öfter auf als früher, und überhaupt gibt es seit der Krise in den Zeitungen und im Internet viel mehr Stellenanzeigen für Jobs im Ausland. Es ist also nicht nur die Krise, die nach Jobs suchen lässt, es gibt auch einfach mehr Informationen – in Portugal haben diese beiden Faktoren meiner Meinung nach beide für den riesigen Ansturm auf die Trainee-Stellen gesorgt."
Das Kommissionspraktikum bringt um die 1100 Euro pro Monat, nicht viel für eine Stadt wie Brüssel. Doch der Reiz des Praktikums liegt darin, dass es sich sehr gut macht auf dem Lebenslauf. Eine plötzliche Begeisterung für die Europäische Union ist in jedem Fall nicht der Grund für den starken Anstieg, findet Albert, ein Katalane, der nach seinem EU-Praktikum erst mal eine befristete Stelle in Brüssel ergattert hat.
"Für das Kommissionspraktikum bewerben sich nicht mehr nur Spanier, die sich schon immer für die EU interessiert haben. Unter den Bewerbern sind jetzt viele Leute, die vorher nie über eine EU-Karriere nachgedacht haben – die sich jetzt aber für das Praktikum interessieren, weil es bezahlt ist, und eine Perspektive bieten kann. Da sind viele dabei, die in Spanien in den letzten Jahren ihren Job verloren haben, und das Praktikum für einen beruflichen Neustart nutzen wollen."
Auch wenn sich noch so viele Portugiesen, Italiener oder Spanier bewerben – mehr Plätze gibt es für sie nicht. Jedes Land bekommt je nach Größe und weiteren Faktoren eine bestimmte Zahl an Praktikumsstellen, egal, wie viele Bewerbungen in Brüssel eintrudeln. Wer sich also zum Beispiel von Spanien aus bewirbt, der muss sich erst mal gegen besonders viele Konkurrenten durchsetzen – und auch nach dem Praktikum sind die Bewerber aus den südlichen Ländern in einer nicht weniger kniffligen Situation, sagt der studierte Politologe Albert.
"Ich weiß, dass es auch in Ländern wie Deutschland viele schlecht bezahlte Jobs gibt. Aber in Deutschland kann man sich wenigstens für irgendetwas bewerben. Ich würde im Moment nicht einmal wissen, wo ich mich bewerben soll – die Stellen, die zu meinem Profil passen, gibt es in Spanien gar nicht. Deswegen bleibe ich hier in Brüssel – ich könnte mich sonst einfach nirgendwo bewerben."
"Obwohl Deutschland ein sehr viel bevölkerungsreicheres Land ist, hab’ ich aus Deutschland hier nur vier Kisten, und ja ja, die Proportionen, das wirkt sich wirklich aus, man sieht, dass das die Krisenländer sind, und dass die wirklich verzweifelt dort versuchen, irgendwie wegzukommen oder irgendwas mit ihrer Karriere zu machen."
Irgendetwas mit ihrer Karriere machen, das will auch Mariana Dias. Die Portugiesin hatte in ihrem Heimatland einen festen Job als Anwältin, wollte sich aber beruflich umorientieren. Jetzt ist sie eine von knapp 700 Kommissionspraktikanten aus allen EU-Ländern, also auch aus denen mit hoher Jugendarbeitslosigkeit und schwierigster Wirtschaftslage.
"Es gibt da schon eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl, nach dem Motto: Wir aus dem kriselnden Süden machen gerade alle dasselbe durch und wissen, wie das ist – aber auf der anderen Seite gibt es keinen Trainee aus einem anderen Land, der sich lustig macht über uns, der sich besser fühlt als wir – das Gefühl hatte ich noch nie, dass jemand sagt, das ist eure Krise, mein Land hat damit nichts zu tun."
Für alle Kommissionspraktika zusammen, also neben dem Verwaltungspraktikum auch das für Übersetzer, gab es zuletzt fast 20.000 Interessenten, doppelt so viele wie vor einem Jahr. Aus Portugal haben sogar zehnmal so viele Menschen wie 2012 auf der Internetseite der Kommission ihre Bewerbung angekündigt. Das hat mehrere Gründe, sagt Mariana Dias.
"Das Traineeprogramm taucht inzwischen in den portugiesischen Medien viel öfter auf als früher, und überhaupt gibt es seit der Krise in den Zeitungen und im Internet viel mehr Stellenanzeigen für Jobs im Ausland. Es ist also nicht nur die Krise, die nach Jobs suchen lässt, es gibt auch einfach mehr Informationen – in Portugal haben diese beiden Faktoren meiner Meinung nach beide für den riesigen Ansturm auf die Trainee-Stellen gesorgt."
Das Kommissionspraktikum bringt um die 1100 Euro pro Monat, nicht viel für eine Stadt wie Brüssel. Doch der Reiz des Praktikums liegt darin, dass es sich sehr gut macht auf dem Lebenslauf. Eine plötzliche Begeisterung für die Europäische Union ist in jedem Fall nicht der Grund für den starken Anstieg, findet Albert, ein Katalane, der nach seinem EU-Praktikum erst mal eine befristete Stelle in Brüssel ergattert hat.
"Für das Kommissionspraktikum bewerben sich nicht mehr nur Spanier, die sich schon immer für die EU interessiert haben. Unter den Bewerbern sind jetzt viele Leute, die vorher nie über eine EU-Karriere nachgedacht haben – die sich jetzt aber für das Praktikum interessieren, weil es bezahlt ist, und eine Perspektive bieten kann. Da sind viele dabei, die in Spanien in den letzten Jahren ihren Job verloren haben, und das Praktikum für einen beruflichen Neustart nutzen wollen."
Auch wenn sich noch so viele Portugiesen, Italiener oder Spanier bewerben – mehr Plätze gibt es für sie nicht. Jedes Land bekommt je nach Größe und weiteren Faktoren eine bestimmte Zahl an Praktikumsstellen, egal, wie viele Bewerbungen in Brüssel eintrudeln. Wer sich also zum Beispiel von Spanien aus bewirbt, der muss sich erst mal gegen besonders viele Konkurrenten durchsetzen – und auch nach dem Praktikum sind die Bewerber aus den südlichen Ländern in einer nicht weniger kniffligen Situation, sagt der studierte Politologe Albert.
"Ich weiß, dass es auch in Ländern wie Deutschland viele schlecht bezahlte Jobs gibt. Aber in Deutschland kann man sich wenigstens für irgendetwas bewerben. Ich würde im Moment nicht einmal wissen, wo ich mich bewerben soll – die Stellen, die zu meinem Profil passen, gibt es in Spanien gar nicht. Deswegen bleibe ich hier in Brüssel – ich könnte mich sonst einfach nirgendwo bewerben."