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Euphorie ebbt ab

So sehr sich die New Yorker Anleger zunächst über die Fortsetzung der US-Geldschwemme gefreut hatten, so unsicher sind sie nun, was der Schritt wirklich bedeutet.

Von Beatrice Uerlings |
    An der Wall Street dreht sich weiter alles um die Entscheidung der US-Notenbank, weiter massiv Anleihen zu kaufen. Keine Frage: Kurzfristig kann der Aktienmarkt davon nur profitieren. Zum einen sind die Anleger risikofreudiger, wenn sie wissen, dass Hilfe da ist. Zum anderen steht dank der Liquiditätsschwemme mehr Geld für spekulative Investments zur Verfügung. Der Spagat birgt aber auch Große Gefahren. Je mehr Geld in den Märkte gepumpt wird, desto höher ist das Inflationsrisiko. Platzt die Blase, dann würde das jede konjunkturelle Erholung ganz schnell wieder zunichte machen.

    Art Cashin, der seit vielen Jahrzehnten als Händler über das New Yorker Parkett wuselt, fragt sich außerdem, was die ultra-lockere Geldpolitik den Vereinigten Staaten bislang wirklich gebracht hat. Er verweist darauf, dass die US-Notenbank eigentlich den Ausstieg angekündigt hatte und sagt: "Der Aufschub kann nur bedeuten, dass unsere Wirtschaft immer noch sehr schwach ist, vielleicht sagt man uns nicht alles”.

    Nasdaq leicht im Plus
    Bei vielen ist die ursprüngliche Begeisterung in Ernüchterung umgeschlagen. Am Aktienmarkt konnte sich nur das Auswahlbarometer Nasdaq leicht im Plus halten: Zu Handelsschluss stand ein Aufschlag von 0,2% auf der Tafel. Allgemein überwogen jedoch die Kursverlierer, so auch beim Dow Jones: Der New Yorker Leitindex ging mit einem Minus von 0,3% und 15.636 Punkten vom Parkett. Im Rentenhandel waren ebenfalls Gewinnmitnahmen zu beobachten. Die richtungsweisenden 10 jährigen US-Staatsanleihen rentieren drei Stellen höher bei 2,74%

    Bei den Einzelwerten sorgte J.P. Morgan für Schlagzeilen. Die traditionsreiche Großbank muss wegen eines Handelsskandals 920 Millionen Dollar Strafe an die britischen und amerikanischen Behörden zahlen. Die Aktie verlor an Boden.

    Anderen Firmen setzten negative Analystenkommentare zu. Herabstufungen und damit einhergehende Kursverluste gab es unter anderem für den Netzwerkausstatter Cisco und für den Medienkonzern Walt Disney.
    Auf der Gewinnerseite war Boeing zu finden. Lufthansa hat im Rahmen eines neuen Großauftrages mehr Langstreckenflugzeuge bei dem US-Flugzeugbauer bestellt als bei dem europaeischen Airbus-Konzern.

    Oracle konnte sich erst in den letzten Handelsminuten ins positive Terrain vorkämpfen. Der SAP-Konkurrent hat glänzende Quartalsresultate gemeldet, enttäuschte die Anleger aber mit einem eher verhaltenen Geschäftsausblick.

    Der Euro bleibt auf dem Vormarsch. Er zog auf eine New Yorker Abendnotierung von 1,3520 Dollar an.
    Der Goldpreis klettert ebenfalls weiter. Die aktuelle US-Schlussnotierung beträgt 1.369 Dollar je Feinunze.

    US-Geldpolitik beschert Nikkei Zuwächse
    Die Börse in Tokio hat mit einem kräftigen Kurssprung auf die Fortsetzung der ultralockeren Geldpolitik durch die US-Notenbank reagiert. Nachdem die Wall Street am Vortag Rekordwerte erreichte, zogen auch die japanischen Aktien auf breiter Front an. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte kletterte um 260,82 Punkte auf 14.766 Punkte. Der breit gefasste Topix gewann 1,88 % hinzu und schloss bei 1215 Punkten.

    Die US-Notenbank hatte zur Überraschung vieler Experten mitgeteilt, ihre Niedrigzinspolitik und ihre milliardenschweren Anleihekäufe fortzusetzen.