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Euro trotz Krise beliebt

Auf den Finanzmärkten ist immer noch der US-Dollar weltweit die Nummer eins als Leit- und Reservewährung. Aber auch der Euro gewann in den vergangenen Jahren auf dem Geldmarkt an Bedeutung. Und die hat trotz Krise kaum gelitten.

Von Michael Braun |
    Das Image des Euro hat gelitten, die Europäische Zentralbank gibt es zu. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2011 sank die Nachfrage nach Euro-Anleihen etwas. Doch insgesamt, freut sich die EZB in ihrem nunmehr elften Bericht über die internationale Rolle des Euro, sei die Gemeinschaftswährung weiterhin eine beliebte Währung. Der Euro-Anteil an den globalen Fremdwährungsreserven habe nur marginal von 25,4 Prozent Ende 2010 auf 25,0 Prozent Ende vergangenen Jahres abgenommen. Experten verwundert das nicht. Denn viel Auswahl haben Anleger und Notenbanken nicht, wenn sie ihre Reserven anlegen wollen. Antje Praefcke aus dem Devisenhandel der Commerzbank:

    "Es gibt gar nicht so viele sichere Häfen. Der ultimative sichere Hafen ist nach wie vor der US-Dollar: großer Markt, sehr liquide, ich kann schnell rein, ich kann auch schnell wieder raus aus der Position. Wir haben den japanischen Yen und den Schweizer Franken. Und dann bleiben teilweise noch kleine Währungen wie Australien, Neuseeland oder zum Beispiel auch das Pfund. Aber deren Anteil ist gegenüber den großen Währungen doch sehr, sehr gering."

    Hinzu kommt, dass manche Währungen gar nicht gefragt sein wollen. Die Schweizer Notenbank etwa druckt Franken und kauft damit oft verzweifelt Euro, um die Nachfrage nach dem Schweizer Franken auszugleichen, um dessen Kurs nicht zu stark steigen zu lassen - ein Schutz für die Schweizer Exportwirtschaft und die Tourismusindustrie. Und die Flucht in sichere Häfen führt nicht automatisch aus dem Euro raus: Denn wer in deutsche Bundesanleihen flieht, bleibt ja im Euro. Außerdem geht die EZB davon aus, dass sich die Wirtschaftslage bald wieder bessere, was EZB-Präsident Mario Draghi vorige Woche auch damit erklärte, dass die negative Wirkung der Staatsschuldenkrise nachlasse:

    "Die Hoffnung auf eine Besserung – noch gedämpft, in kleinen Schritten, nicht überall und so weiter - diese Hoffnung beruht auf der allgemeinen Wahrnehmung, dass die negative Wirkung der Krise auf den Finanzmärkten nachlässt."

    Da mag auch der Wunsch Vater des Gedankens sein. Denn nach jüngeren Daten des Internationalen Währungsfonds aus dem ersten Quartal 2012 ist der Anteil des Euro an den Währungsreserven um einen halben Prozentpunkt weiter gesunken. Dies nach zwei Zinssenkungen der EZB und zwei massiven Liquiditätsspritzen der EZB. Für den Devisenhandel ist die Nachricht über den recht stabilen Marktanteil des Euro eine relativ gute Nachricht. Ante Praefcke:

    "Für mich als Information ziehe ich beispielsweise daraus: Ich brauche keine Angst zu haben, dass der Euro einbricht im Moment. Die Zentralbanken haben keine Angst, wenn ich es so interpretieren möchte. Andererseits weiß ich aber auch: Der Dollar ist nach wie vor die große Reservewährung im internationalen Finanzgeschäft."

    Hinter amerikanischem Dollar und Euro wird dem EZB-Bericht zufolge der chinesische Renminbi immer stärker. Er dürfte auf absehbare Zeit den japanischen Yen als drittwichtigste Reservewährung ablösen. Insgesamt betrugen die globalen Währungsreserven nach Daten des Internationalen Währungsfonds im vergangenen Jahr 10,2 Billionen US-Dollar. Allerdings sind die Daten unvollständig, weil einige wichtige Notenbanken in Asien keine Zahlen veröffentlichen.