Jeden Tag um die Mittagszeit versammeln sich Journalisten aus ganz Europa im Pressesaal der Europäischen Kommission in Brüssel. Die Pressesprecher der 25 Kommissare stehen den Journalisten täglich Rede und Antwort zu den aktuellen Themen.
Trotzdem kommt Europa nicht so recht an bei den Bürgern. Die Kommunikation zwischen Brüssel und den Menschen in den 25 EU-Mitgliedsstaaten ist gestört – wie die anti-europäischen Ergebnisse der beiden Volksbefragungen zur EU-Verfassung in Frankreich und in den Niederlanden gezeigt haben. Jean Quatremaire ist bereits seit 15 Jahren für die französische Tageszeitung Libération in Brüssel. Für ihn liegen die Gründe für diese Störung auf der Hand.
"Es herrscht absolutes Misstrauen in Brüssel. Und wenn man dem Bindeglied zwischen Bevölkerung und Institutionen, nämlich den Journalisten, mit Misstrauen und Zurückhaltung begegnet, dann vermittelt man damit auch der EU-Bevölkerung, dass sie eine Bedrohung für die Institutionen darstellt. Da liegt das Problem: Die EU-Kommission hat in den vergangenen Jahren viel an Glaubwürdigkeit eingebüßt, etwa bei der BSE-Krise. Und heute fühlt sie sich von der öffentlichen Meinung so bedroht, dass sie jeden Kontakt nach außen abweist."
Der Franzose ist wie viele andere Journalisten nicht zufrieden mit der Informationspolitik der EU-Kommission. Seit dem Umzug des Collège in die neuen Räume des Berlaymont-Gebäudes sind die Sicherheitsregeln für die Journalisten erheblich verschärft worden. Sie dürfen nur noch den Pressesaal betreten. Das übrige Gebäude ist tabu. Und damit – so meinen viele Journalisten – auch zahlreiche Informationsquellen. Selbst in den Pressekonferenzen, sagte Jean Quatremaire, bekommt man nicht mehr viele Informationen.
Das scheint in der Zwischenzeit auch bei der EU-Kommission angekommen zu sein. Mitte dieser Woche stellte die für Kommunikation zuständige Kommissarin Margot Wallström einen über 20 Seiten langen Aktionsplan vor, der dafür sorgen soll, Europa den Bürgern wieder näher zu bringen.
"Ich spreche nicht von Propaganda. Das würden die Menschen auch gar nicht zulassen. Aber jede andere Organisation – so groß wie die EU-Kommission – denkt über Kommunikation nach. Und die Menschen brauchen Information. Bisher haben wir ihnen nicht zugehört. Und das muss anders werden. Das hat nichts mit einer Propaganda-Maschine zu tun. Wir müssen einfach professioneller werden und unsere Ressourcen besser nutzen. Außerdem müssen wir in die Mitgliedsstaaten vor Ort gehen und den Menschen zuhören. Das nenne ich Plan D: Debatte, Demokratie und Dialog."
Zahlreiche konkrete Projekte und Maßnahmen schlägt die Kommission in ihrem Plan vor. Die Organisation soll verbessert, Personal effizienter genutzt werden. Die Kommissare werden aufgefordert, selbst öfter in der Öffentlichkeit aufzutreten, um die europäische Botschaft zu verbreiten. Ganz konkret soll die Qualität der Pressemitteilungen verbessert und eine längerfristige Terminplanung an die Journalisten gegeben werden.
Daniela Weingärtner, Korrespondentin der Tageszeitung, ist trotzdem nicht von dem Papier überzeugt:
"Ich glaube, dass die Kommission mit dem neuen Vorschlag auf Verpackung setzt und nicht auf Inhalt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Bürger davon überzeugen lassen, geschweige denn Journalisten, die über die EU berichten sollen."
Journalisten in Brüssel warten auf konkrete Verbesserungen und wollen den schönen Worten zunächst keinen Glauben schenken. Außerdem befürchten viele, dass sich Margot Wallström nicht bei ihren Kollegen durchsetzen kann.
Einige Journalisten nehmen die Sache deshalb lieber selbst in die Hand. Denn viele von ihnen sind selbst Europa-Fans und wünschen sich eine bessere Vermittlung. Das gilt zum Beispiel für die Betreiber der Internetseite "Europa einfach". Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die EU-Berichterstattung verständlicher zu gestalten. Vorsitzender Axel Heyer:
"Wir wollen es mit "Europa einfach" schaffen, dass die Bürger Europa nicht mit dem Kopf annehmen, sondern im Bauch akzeptieren. Im Moment ist Europa in einer ziemlichen Krise und es geht nicht darum, die Menschen besser zu informieren, sondern sie sollen sich mit Europa anfreunden. Und anfreunden kann man sich mit einem Thema nur, wenn man es im Bauch annimmt und nicht nur im Kopf. Da wollen wir mit "Europa einfach" hin."
Das erste Projekt ist ein Newsletter, der monatlich an Regionalzeitungen in Deutschland verschickt wird. Darin geben die Mitarbeiter von "Europa einfach" Themenideen, erklären den europäischen Hintergrund und nennen Ansprechpartner.
"Da möchten wir zeigen, dass Europa in der Region, bei den Leuten selber wirkt. Und das kann man an vielen Beispielen sehen, wo Entscheidungen, die in Brüssel getroffen wurden, sich in Deiner eigenen Region auswirken. Wenn man ihnen dann aber zeigt, dass das, was in ihrem Wasserwerk passiert, genau auf eine Richtlinie aus Brüssel beruht und dass, wenn die sich in Brüssel zu was neuem entscheiden, dass Wasser teurer wird oder dass das Wasser eine andere Qualität bekommt, dann müssen wir ihnen das von Brüssel erst einmal mitteilen."
Ob die Bemühungen von Journalisten und Kommission tatsächlich Früchte tragen, wird sich frühestens im Herbst zeigen. Denn nach der Vorstellung ihres Kommunikationsplanes sind die Kommissare erst einmal in die Sommerpause entschwunden.
Trotzdem kommt Europa nicht so recht an bei den Bürgern. Die Kommunikation zwischen Brüssel und den Menschen in den 25 EU-Mitgliedsstaaten ist gestört – wie die anti-europäischen Ergebnisse der beiden Volksbefragungen zur EU-Verfassung in Frankreich und in den Niederlanden gezeigt haben. Jean Quatremaire ist bereits seit 15 Jahren für die französische Tageszeitung Libération in Brüssel. Für ihn liegen die Gründe für diese Störung auf der Hand.
"Es herrscht absolutes Misstrauen in Brüssel. Und wenn man dem Bindeglied zwischen Bevölkerung und Institutionen, nämlich den Journalisten, mit Misstrauen und Zurückhaltung begegnet, dann vermittelt man damit auch der EU-Bevölkerung, dass sie eine Bedrohung für die Institutionen darstellt. Da liegt das Problem: Die EU-Kommission hat in den vergangenen Jahren viel an Glaubwürdigkeit eingebüßt, etwa bei der BSE-Krise. Und heute fühlt sie sich von der öffentlichen Meinung so bedroht, dass sie jeden Kontakt nach außen abweist."
Der Franzose ist wie viele andere Journalisten nicht zufrieden mit der Informationspolitik der EU-Kommission. Seit dem Umzug des Collège in die neuen Räume des Berlaymont-Gebäudes sind die Sicherheitsregeln für die Journalisten erheblich verschärft worden. Sie dürfen nur noch den Pressesaal betreten. Das übrige Gebäude ist tabu. Und damit – so meinen viele Journalisten – auch zahlreiche Informationsquellen. Selbst in den Pressekonferenzen, sagte Jean Quatremaire, bekommt man nicht mehr viele Informationen.
Das scheint in der Zwischenzeit auch bei der EU-Kommission angekommen zu sein. Mitte dieser Woche stellte die für Kommunikation zuständige Kommissarin Margot Wallström einen über 20 Seiten langen Aktionsplan vor, der dafür sorgen soll, Europa den Bürgern wieder näher zu bringen.
"Ich spreche nicht von Propaganda. Das würden die Menschen auch gar nicht zulassen. Aber jede andere Organisation – so groß wie die EU-Kommission – denkt über Kommunikation nach. Und die Menschen brauchen Information. Bisher haben wir ihnen nicht zugehört. Und das muss anders werden. Das hat nichts mit einer Propaganda-Maschine zu tun. Wir müssen einfach professioneller werden und unsere Ressourcen besser nutzen. Außerdem müssen wir in die Mitgliedsstaaten vor Ort gehen und den Menschen zuhören. Das nenne ich Plan D: Debatte, Demokratie und Dialog."
Zahlreiche konkrete Projekte und Maßnahmen schlägt die Kommission in ihrem Plan vor. Die Organisation soll verbessert, Personal effizienter genutzt werden. Die Kommissare werden aufgefordert, selbst öfter in der Öffentlichkeit aufzutreten, um die europäische Botschaft zu verbreiten. Ganz konkret soll die Qualität der Pressemitteilungen verbessert und eine längerfristige Terminplanung an die Journalisten gegeben werden.
Daniela Weingärtner, Korrespondentin der Tageszeitung, ist trotzdem nicht von dem Papier überzeugt:
"Ich glaube, dass die Kommission mit dem neuen Vorschlag auf Verpackung setzt und nicht auf Inhalt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Bürger davon überzeugen lassen, geschweige denn Journalisten, die über die EU berichten sollen."
Journalisten in Brüssel warten auf konkrete Verbesserungen und wollen den schönen Worten zunächst keinen Glauben schenken. Außerdem befürchten viele, dass sich Margot Wallström nicht bei ihren Kollegen durchsetzen kann.
Einige Journalisten nehmen die Sache deshalb lieber selbst in die Hand. Denn viele von ihnen sind selbst Europa-Fans und wünschen sich eine bessere Vermittlung. Das gilt zum Beispiel für die Betreiber der Internetseite "Europa einfach". Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die EU-Berichterstattung verständlicher zu gestalten. Vorsitzender Axel Heyer:
"Wir wollen es mit "Europa einfach" schaffen, dass die Bürger Europa nicht mit dem Kopf annehmen, sondern im Bauch akzeptieren. Im Moment ist Europa in einer ziemlichen Krise und es geht nicht darum, die Menschen besser zu informieren, sondern sie sollen sich mit Europa anfreunden. Und anfreunden kann man sich mit einem Thema nur, wenn man es im Bauch annimmt und nicht nur im Kopf. Da wollen wir mit "Europa einfach" hin."
Das erste Projekt ist ein Newsletter, der monatlich an Regionalzeitungen in Deutschland verschickt wird. Darin geben die Mitarbeiter von "Europa einfach" Themenideen, erklären den europäischen Hintergrund und nennen Ansprechpartner.
"Da möchten wir zeigen, dass Europa in der Region, bei den Leuten selber wirkt. Und das kann man an vielen Beispielen sehen, wo Entscheidungen, die in Brüssel getroffen wurden, sich in Deiner eigenen Region auswirken. Wenn man ihnen dann aber zeigt, dass das, was in ihrem Wasserwerk passiert, genau auf eine Richtlinie aus Brüssel beruht und dass, wenn die sich in Brüssel zu was neuem entscheiden, dass Wasser teurer wird oder dass das Wasser eine andere Qualität bekommt, dann müssen wir ihnen das von Brüssel erst einmal mitteilen."
Ob die Bemühungen von Journalisten und Kommission tatsächlich Früchte tragen, wird sich frühestens im Herbst zeigen. Denn nach der Vorstellung ihres Kommunikationsplanes sind die Kommissare erst einmal in die Sommerpause entschwunden.