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Europa und die Entfernung der Sonne

Lange konnten die Astronomen nur spekulieren, wie weit die Sonne von der Erde entfernt ist. Die relativen Abstände im Planetensystem waren seit 1618 bekannt, aber die absolute Eichung erfolgte erst viel später.

Von Dirk Lorenzen |
    Der berühmte Edmund Halley hatte erkannt, dass sich die Entfernung Erde-Sonne mittels einfacher Trigonometrie bestimmen lässt, wenn man genau beobachtet, wie die Venus vor der Sonne entlang zieht.

    Die Venus kreist innerhalb der Erdbahn, sodass sie hin und wieder als dunkler Punkt über die Sonnenscheibe wandert. Die Sache hat nur einen Haken: Venusdurchgänge treten bestenfalls zweimal pro Jahrhundert auf.

    Erstmals nach Halleys Hinweis zog die Venus im Jahr 1761 vor der Sonne entlang. Im Siebenjährigen Krieg gelangen aber keine guten Messungen.

    Acht Jahre später bot sich die nächste und für lange Zeit letzte Chance. So rafften sich die Staaten des alten Kontinents zur ersten gemeinsamen friedlichen Aktion auf, wie der große Schriftsteller Arno Schmidt in seiner wunderbaren Skizze "Das schönere Europa" betont.

    Da das himmlische Spektakel hierzulande nicht zu sehen war, machten sich Expeditionen nach Kanada auf, ans Nordmeer, nach Sibirien, Indien, Kalifornien und in die Südsee. Manche Astronomen wagten eine so gefährliche Reise im Alter von siebzig Jahren.

    Das Unternehmen gelang. Genügend Forscher hatten den Lauf der Venus vor der Sonne verfolgen können - und endlich waren die Abstände im Planetensystem bekannt, auf zwei Prozent genau.

    Mittwoch früh zeigt sich die Venus wieder vor der Sonne - Sie können die Messungen also überprüfen!

    Umfassende Informationen zum Venustransit von 2004

    Edmund Halley und die Entfernung der Sonne