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Europa und die Medien

Berlin ist derzeit die Hauptstadt der Medienmacher. Mit der Internationalen Funkausstellung, der Medienwoche Berlin-Brandenburg, außerdem mit einem Kongress in Potsdam. An historischen Orten wie den Schlössern Sanssouci und Cecilienhof versammelten sich Journalisten, Herausgeber und Verleger aus ganz Europa und diskutierten über die Zukunft des Kontinents.

Von Claudia van Laak |
    M 100 - die 100 wichtigsten Medienmacher Europas sollte dieser Kongress in Potsdam versammeln. Die 100 wichtigsten sind es mit Sicherheit nicht geworden, nichtsdestotrotz war das Kolloquium eine wichtige Plattform für den Austausch von Medienmachern aus Deutschland, Holland, Großbritannien, Spanien und Polen, um nur einige Länder zu nennen.

    "Weil es ja doch oftmals so ist, gerade die Journalisten, die sich als weltoffen und polyglott sind, doch borniert sind ... bei solchen Veranstaltungen aufbrechen, "

    sagt Roger Köppel, Chefredakteur der Tageszeitung "Die Welt". Quo Vadis Europa? Unter dieser Überschrift debattierten die Medienmacher - unter ihnen auch der Vorstandsvorsitzende der Springer AG Mathias Döpfner und der Verleger Hubert Burda - über die Krise der Europäischen Union und wie ihr zu begegnen ist. Der Vizepräsident der EU-Kommission Günther Verheugen rief die anwesenden Journalisten in seiner auf Englisch gehaltenen Rede zu mehr Verantwortung auf.

    "Ich denke, es macht keinen Sinn in einer Kirche zu predigen, dass man zur Kirche gehen sollte, deshalb werde ich mich zurückhalten, Ihnen, den Medienleuten zu sagen, was Sie zu tun haben, aber ich muss Ihnen sagen, in unserer modernen Gesellschaft haben die Medien eine ganz besondere Verantwortung, besonders für die Europäische Idee. "

    Für die Europäische Idee ja, aber nicht für die Europäische Union, erwidert Welt-Chefredakteur Köppel. Er ist der Meinung, dass die meisten Journalisten zu unkritisch über Brüssel berichten und zuwenig hinterfragen.

    "Dabei haben sich viele Zeitungen und viele Journalisten sehr weit von der Wahrnehmung der normalen Menschen entfernt und sind Teil des Euro-Establishments geworden ... das ist doch absurd. "

    Die Journalisten aus den alten EU-Ländern haben naturgemäß andere Positionen als die der neuen. Aleander Zukerman, Fernsehjournalist aus der estnischen Hauptstadt Tallin, kann die Argumente seiner Kollegen aus den EU-kritischen Ländern wie Großbritannien nicht nachvollziehen.

    "Das ist ein Traum unserer Bevölkerung, seit Generationen, zusammen zu sein, Kriege zu vermeiden, und wir sprechen nur über Bürokratie und über diese Verfassung, die man auf estnisch überhaupt nicht lesen kann, weil sie viel zu lang ist, wir sprechen nur über Sachen, die das Herz nicht anrühren. "

    Höhepunkt des Kongresses M 100 war die Verleihung des Europäischen Medienpreises an einen verdienten Europäer. Erster Preisträger ist der britische Stararchitekt Norman Foster. Genau wie der Politiker Günther Verheugen rief der Architekt die anwesenden Medienmacher dazu auf, ihrer Verantwortung stärker gerecht zu werden.

    "Sind die Medien ein wirklicher Spiegel, sollte sie unsere fragmentarische Gesellschaft spiegeln oder sollten sie nicht vielmehr eine Perspektive vermitteln. "

    Der Potsdamer Kongress M 100 und die Verleihung des Europäischen Medienpreises sollen künftig jährlich parallel zur Internationalen Funkausstellung stattfinden.