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Europa-Universität Viadrina wird Stiftungsuniversität

Die Europa-Universität in Frankfurt an der Oder soll Stiftungsuniversität werden. Das Brandenburger Kabinett gab bereits grünes Licht für die Viadrina-Stiftung. Der Gesetzentwurf muss jetzt im Universitätssenat diskutiert werden, anschließend entscheidet der Landtag.

Von Antje Grabley |
    "Nur als vorzügliche Universität haben wir eine Chance" - sagt Viadrina-Präsidentin Prof. Gesine Schwan. Vorzüglich ist das Profil der Europa-Universität: Ein internationales Wissenschaftlerteam unterrichtet Studierende aus rund 80 Nationen, knapp die Hälfte stammt aus dem benachbarten Polen, aus Ländern Ost-, West- und Mitteleuropas. Noch sind die Vorlesungen keine Massenveranstaltungen: Mit höchstens 5 000 Studenten in den nächsten fünf Jahren bleibt studieren in Frankfurt/Oder überschaubar. Vorzüglich soll auch der Status von Brandenburgs erster Stiftungsuniversität werden, sagt Präsidentin Gesine Schwan:

    " Schneller, effektiver agieren, flexibler sein. Wir sind zum Teil von der Haushaltsordnung befreit, wir haben 'ne größere Auswahl, unser Geld anzulegen. Wir sind dann Besitzer der Liegenschaften, Eigentümer bleibt das Land, aber Besitzer der Liegenschaften. Und das heisst: Wir können dann darüber verfügen, wir können auch Geld damit einnehmen. Ob ein Tutor eingestellt wird, ob ein Assistent eingestellt wird- wir können das allein entscheiden."

    Das Brandenburger Kabinett hat grünes Licht für die Viadrina-Stiftung gegeben, der Gesetzentwurf muss jetzt im Universitätssenat diskutiert werden, anschließend entscheidet der Landtag. Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka:

    " Es ist so, dass wir vom Land eine Stiftung gründen, eine selbstständige Stiftung öffentlichen Rechts, eine so genannte Trägerstiftung und die trägt die Viadrina. Das hat den großen Vorteil, dass die Freiheit von Wissenschaft und Forschung erhalten bleibt, das also die ganz normale Universitätsstruktur mit den Gremien, mit der Organisation, das das Alles erhalten bleibt, dass das nicht angetastet wird. Keinerlei Reduktion der Zuschüsse des Landes. Sie wird ganz normal finanziert. Und: Es werden grobe Zielvereinbarungen abgeschlossen - einvernehmlich mit der Viadrina- dass die Viadrina mit ihrem Profil in die Hochschullandschaft des Landes passt."

    Für Studierende ändert sich nichts, weil die Stiftung nicht privat, sondern öffentlich-rechtlich sein wird. Studieren in Frankfurt/Oder wird also weiter kein Geld kosten, versichert Gesine Schwan:

    " Ich persönlich habe immer gesagt, solange nicht de facto der freie Zugang aller Begabten zur Universität gesichert ist, bin ich nicht für Studiengebühren im Grundstudium. Und wir sehen ja auch, dass die Einführung der Studiengebühren allerlei Probleme hervorgerufen hat. Für uns ist noch der besondere Fall, dass wir alle osteuropäischen Studierenden mit so einer zusätzlichen Studiengebühr nicht noch bedenken können, denn dann haben wir es wirklich schwer, sie zu gewinnen."

    Ändern wird sich dagegen der Status der Lehrkräfte: Professoren, Assistenten, Angestellte der Viadrina sind dann nicht mehr Landesbedienstete, sondern Angestellte oder Beamte der Stiftung. Ihre Versorgungsansprüche bleiben allerdings erhalten. Ministerin Johanna Wanka sieht noch andere Vorteile:

    " Zum einen, dass diese Stiftung Steuervorteile bietet für diejenigen, die spenden, die also Geld oder Immobilien oder anderes an die Universität geben. Dieser Steuervorteil wird hoffentlich Spender dazu bringen eher vielleicht Geld zu geben. Und das Zweite, was gerade im internationalen Geschäft auch sehr wichtig ist: Generell hat eine Stiftung sozusagen einen psychologischen Vertrauensvorschuss. Das ist eben keine staatliche Einrichtung, sondern da ist ein Stück Staatsferne. Und eine Hochschule, die als Stiftung organisiert ist, hat diesen Vertrauensvorschuss. Und dann- im besten Fall- auch eine höhere Identifikation, meinetwegen der Menschen aus Frankfurt/Oder eben oder derer die an der Viadrina arbeiten. "

    Vertrauen ist gut- Kontrolle besser: Im Stiftungsrat sitzt künftig- neben honorigen Brandenburger Persönlichkeiten- auch ein Vertreter des Wissen-schaftsministeriums. Ausgerüstet mit einem Vetorecht, ohne seine Stimme geht bei wichtigen Entscheidungen also nichts. 19 Millionen Euro bekommt die Viadrina vom jährlich vom Land, für eine bessere Ausstattung sind private Spenden an die Stiftung also hoch willkommen. Illusionen hat Viadrina-Präsidentin Gesine Schwan aber nicht:

    " Natürlich ist die Umgebung nicht wie in Frankfurt/Main und nicht wie in Stuttgart, sondern wie in Frankfurt/Oder. Aber das was schwierig ist, ist ja die noch schönere Herausforderung."