
Die Energiekrise in Europa sei noch lange nicht vorbei, prognostizierte der BCG-Energieexperte Patrick Herhold. Es wäre ein Fehler anzunehmen, dass die Preise auf das Vorkrisenniveau zurückkehren würden. Importiertes Flüssigerdgas sei zwei bis dreimal teurer als russisches Pipelinegas bisher. Bei Stahl würde die Nutzung von Wasserstoff und einer sogenannten Direktreduktion-Produktion in Deutschland zu 35 Prozent höheren Kosten führen als in den USA, in denen mit dem Inflation Reduction Act grüne Technologien massiv gefördert würden. Chemikalien, Baustoffe und die Wertschöpfungskette in der Automobilindustrie seien auch betroffen. Deutsche "grüne" Produktion würde gegenüber Importen nicht mehr wettbewerbsfähig.
Abgesehen von fossilen Energieträgern sei Europa bei vielen nachhaltigen Technologien wie erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff im Vergleich zu Ländern wie den USA und China weitgehend kostenmäßig wettbewerbsfähig. "Unsere Zukunft liegt in grünen Märkten", betonte der Experte. Die Politik müsse die Nachfrage durch ein umweltfreundliches öffentliches Beschaffungswesen, Produktstandards und Quoten steigern und den Übergang finanziell unterstützen. Zudem sollte die europäischen Unternehmen aktiv die Erschließung grüner Märkte angehen.
Diese Nachricht wurde am 06.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.