Burkhard Müller-Ullrich: Es gibt keine europäische Kultur, es gibt nur die Kulturen der europäischen Nationen. So zumindest stellt sich die Sache dar, wenn man das Goethe-Institut, das British Council, das Institut Francais, das italienische und die vielen anderen Kulturinstitute betrachtet, die in vielen Städten dieser Welt ihr segensreiches Wirken entfalten, dabei aber immer im nationalen Horizont vergangener Jahrhunderte bleiben. Um diesem Zustand abzuhelfen, haben die europäischen Kulturinstitute einen Dachverband namens Eunic gegründet, und heute wird in Brüssel deren gemeinsame Website vorgestellt.
Am Telefon in Brüssel ist jetzt der Generalsekretär des Goethe-Instituts, Hans-Georg Knopp. Herr Knopp, was soll denn da jetzt konkret geschehen? Zusammenarbeit, organisatorisch, programmatisch, einzelner Institute gibt es ja auch jetzt schon, wenigstens auf lokaler Ebene
Hans-Georg Knopp: Sie haben völlig Recht. Das Goethe-Institut arbeitet schon ganz hervorragend mit den Franzosen, mit den Briten, mit den Portugiesen, mit den Spaniern und vielen anderen zusammen. Wir haben manchmal sogar gemeinsame Häuser, aber wir wollen etwas darüber hinaus tun. Wir wollen sozusagen zu dem Nationalen noch das Europäische tun. Und dafür ist EUNIC, glaube ich, die beste, die allerbeste Plattform. Wir gehen davon aus, dass die EU uns als offizielle Vereinigung dieser nationalen Kulturinstitute anerkennt.
Müller-Ullrich: Diesen Gedanken, dass sich die nationalen Kulturinstitute innerhalb Europas um des zusammenwachsenden Europas Willen zusammenschließen sollten, habe ich, glaube ich, vor 20 Jahren zum ersten Mal gehört von Hans-Magnus Enzensberger. Damals war es allerdings ein anderes Europa, eines, was vor allem die Integration nach innen suchte. Hier handelt es sich ja vor allem auch um eine Art Selbstdarstellung nach außen.
Knopp: Ich glaube, es geht um beides. Das ist eine schwierige Sache, die ist nicht ganz einfach. Wir erleben das ja tagtäglich in der EU. Und deshalb glaube ich persönlich, dass es gut ist, dass wir so kleine konkrete Schritte gehen, ganz konkret vorwärts, beispielsweise jetzt diese gemeinsame Webseite. Oder das Goethe-Institut hat vorgeschlagen, dass wir eine jährliche Sommerakademie jeweils in einem anderen Land machen, jeweils getragen von einem anderen nationalen Kulturinstitut, wo man sich gegenseitig kennen lernt und von da aus Prozesse anstößt, Projekte entwickelt. Denn was wir tun müssen, wir müssen weiter gehen als, ich sage jetzt mal als Beispiel, das Europäische Filmfestival, bei dem jedes Land drei, vier, fünf Filme hinzugibt. Wir müssen zu gemeinsamen Themen kommen. Das ist uns das Wichtigste.
Müller-Ullrich: Eine Webseite ist ja noch zunächst mal kein großer Akt, verzeihen Sie, dass ich das einfach so sage. Was ist denn da nun zu sehen, was ist der große Schritt daran?
Knopp: Also der große Schritt daran ist erstens, dass wir die Inhalte, die dort stehen auf dieser Webseite, gemeinsam tragen, und dass wir natürlich diese Webseite auch gemeinsam fortentwickeln. Jedes Land ist dann gehalten, sozusagen diese Webseite in seine eigene Sprache zu übersetzen, so dass man die auch in den verschiedenen Sprachen der EUNIC-Mitglieder sehen kann. Wir wollen uns auf verschiedene Themen konzentrieren. Das eine ist der interkulturelle Dialog, also die Frage, wie verändern sich unsere nationalen Kulturen durch Migrationen. Die Franzosen haben das vorgeschlagen, und wir werden uns dann bemühen, darüber Projekte zu machen, ich sage jetzt mal, die Nordafrikaner in Frankreich, die Türken in Deutschland und so weiter. Das zweite Thema wird die Mehrsprachigkeit sein. Wir verstehen uns gegenseitig eigentlich nur, wenn wir mindestens zwei lebende Sprachen im Schulunterricht lernen und unterrichten. Also ich sage jetzt mal, in Frankreich wäre es das Englische plus unter Umständen das Deutsche eben oder das Spanische. Und wir wissen aber aus der Erfahrung, dass die meisten sich bei dieser zweiten Fremdsprache für das Deutsche entscheiden. Um mal ein Beispiel zu nennen, das ist ein Land, das jetzt nicht in der EU ist, aber es ist, glaube ich, ein gutes Beispiel, in der Türkei haben sich 80 Prozent für das Deutsche entschieden als zweite Fremdsprache.
Müller-Ullrich: Geht es denn organisatorisch noch irgendwie weiter? Die Webseite ist ja vermutlich nur ein erster Schritt. Man möchte immer mehr zusammenwachsen. Auf der anderen Seite sind natürlich allein schon zwischen Deutschland und Frankreich unter anderem wegen des dramatisch zurückgehenden Sprachinteresses zum Beispiel, zwischen diesen beiden Ländern doch die Missverständnisflächen immer noch sehr groß. Also von einer gemeinsamen Darstellung kann da gar keine Rede sein.
Knopp: Also ich sehe das als einen Prozess an. Wir stehen am Beginn, und wir brauchen jetzt die kleinen konkreten Schritte. Das müssen wir jetzt besprechen. Dazu dienen solche Treffen wie das jetzt in Brüssel, gemeinsam Projekte zu entwickeln.
Müller-Ullrich: Und wenn wir von Europa sprechen, dann ist immer EU-Europa gemeint, das Herzland, die Schweiz, gehört mal wieder nicht dazu?
Knopp: Da haben Sie Recht, aber ich darf sagen, dass das Goethe-Institut beispielsweise ganz hervorragend mit der Stiftung Pro Helvetia zusammenarbeitet.
Müller-Ullrich: Aber bei der Webseite jetzt sind sie noch nicht?
Knopp: Bei der Webseite sind sie noch nicht, da haben Sie völlig Recht, und vielleicht sollte man doch darüber sprechen, wie wir die Schweizer auch da sozusagen reinkriegen. Unter Umständen kann man ja in der Kultur etwas schneller voranschreiten, als dies in der Politik möglich ist.
Müller-Ullrich: Hans-Georg Knopp, Generalsekretär des Goethe-Instituts. Vielen Dank für die Auskünfte.
Am Telefon in Brüssel ist jetzt der Generalsekretär des Goethe-Instituts, Hans-Georg Knopp. Herr Knopp, was soll denn da jetzt konkret geschehen? Zusammenarbeit, organisatorisch, programmatisch, einzelner Institute gibt es ja auch jetzt schon, wenigstens auf lokaler Ebene
Hans-Georg Knopp: Sie haben völlig Recht. Das Goethe-Institut arbeitet schon ganz hervorragend mit den Franzosen, mit den Briten, mit den Portugiesen, mit den Spaniern und vielen anderen zusammen. Wir haben manchmal sogar gemeinsame Häuser, aber wir wollen etwas darüber hinaus tun. Wir wollen sozusagen zu dem Nationalen noch das Europäische tun. Und dafür ist EUNIC, glaube ich, die beste, die allerbeste Plattform. Wir gehen davon aus, dass die EU uns als offizielle Vereinigung dieser nationalen Kulturinstitute anerkennt.
Müller-Ullrich: Diesen Gedanken, dass sich die nationalen Kulturinstitute innerhalb Europas um des zusammenwachsenden Europas Willen zusammenschließen sollten, habe ich, glaube ich, vor 20 Jahren zum ersten Mal gehört von Hans-Magnus Enzensberger. Damals war es allerdings ein anderes Europa, eines, was vor allem die Integration nach innen suchte. Hier handelt es sich ja vor allem auch um eine Art Selbstdarstellung nach außen.
Knopp: Ich glaube, es geht um beides. Das ist eine schwierige Sache, die ist nicht ganz einfach. Wir erleben das ja tagtäglich in der EU. Und deshalb glaube ich persönlich, dass es gut ist, dass wir so kleine konkrete Schritte gehen, ganz konkret vorwärts, beispielsweise jetzt diese gemeinsame Webseite. Oder das Goethe-Institut hat vorgeschlagen, dass wir eine jährliche Sommerakademie jeweils in einem anderen Land machen, jeweils getragen von einem anderen nationalen Kulturinstitut, wo man sich gegenseitig kennen lernt und von da aus Prozesse anstößt, Projekte entwickelt. Denn was wir tun müssen, wir müssen weiter gehen als, ich sage jetzt mal als Beispiel, das Europäische Filmfestival, bei dem jedes Land drei, vier, fünf Filme hinzugibt. Wir müssen zu gemeinsamen Themen kommen. Das ist uns das Wichtigste.
Müller-Ullrich: Eine Webseite ist ja noch zunächst mal kein großer Akt, verzeihen Sie, dass ich das einfach so sage. Was ist denn da nun zu sehen, was ist der große Schritt daran?
Knopp: Also der große Schritt daran ist erstens, dass wir die Inhalte, die dort stehen auf dieser Webseite, gemeinsam tragen, und dass wir natürlich diese Webseite auch gemeinsam fortentwickeln. Jedes Land ist dann gehalten, sozusagen diese Webseite in seine eigene Sprache zu übersetzen, so dass man die auch in den verschiedenen Sprachen der EUNIC-Mitglieder sehen kann. Wir wollen uns auf verschiedene Themen konzentrieren. Das eine ist der interkulturelle Dialog, also die Frage, wie verändern sich unsere nationalen Kulturen durch Migrationen. Die Franzosen haben das vorgeschlagen, und wir werden uns dann bemühen, darüber Projekte zu machen, ich sage jetzt mal, die Nordafrikaner in Frankreich, die Türken in Deutschland und so weiter. Das zweite Thema wird die Mehrsprachigkeit sein. Wir verstehen uns gegenseitig eigentlich nur, wenn wir mindestens zwei lebende Sprachen im Schulunterricht lernen und unterrichten. Also ich sage jetzt mal, in Frankreich wäre es das Englische plus unter Umständen das Deutsche eben oder das Spanische. Und wir wissen aber aus der Erfahrung, dass die meisten sich bei dieser zweiten Fremdsprache für das Deutsche entscheiden. Um mal ein Beispiel zu nennen, das ist ein Land, das jetzt nicht in der EU ist, aber es ist, glaube ich, ein gutes Beispiel, in der Türkei haben sich 80 Prozent für das Deutsche entschieden als zweite Fremdsprache.
Müller-Ullrich: Geht es denn organisatorisch noch irgendwie weiter? Die Webseite ist ja vermutlich nur ein erster Schritt. Man möchte immer mehr zusammenwachsen. Auf der anderen Seite sind natürlich allein schon zwischen Deutschland und Frankreich unter anderem wegen des dramatisch zurückgehenden Sprachinteresses zum Beispiel, zwischen diesen beiden Ländern doch die Missverständnisflächen immer noch sehr groß. Also von einer gemeinsamen Darstellung kann da gar keine Rede sein.
Knopp: Also ich sehe das als einen Prozess an. Wir stehen am Beginn, und wir brauchen jetzt die kleinen konkreten Schritte. Das müssen wir jetzt besprechen. Dazu dienen solche Treffen wie das jetzt in Brüssel, gemeinsam Projekte zu entwickeln.
Müller-Ullrich: Und wenn wir von Europa sprechen, dann ist immer EU-Europa gemeint, das Herzland, die Schweiz, gehört mal wieder nicht dazu?
Knopp: Da haben Sie Recht, aber ich darf sagen, dass das Goethe-Institut beispielsweise ganz hervorragend mit der Stiftung Pro Helvetia zusammenarbeitet.
Müller-Ullrich: Aber bei der Webseite jetzt sind sie noch nicht?
Knopp: Bei der Webseite sind sie noch nicht, da haben Sie völlig Recht, und vielleicht sollte man doch darüber sprechen, wie wir die Schweizer auch da sozusagen reinkriegen. Unter Umständen kann man ja in der Kultur etwas schneller voranschreiten, als dies in der Politik möglich ist.
Müller-Ullrich: Hans-Georg Knopp, Generalsekretär des Goethe-Instituts. Vielen Dank für die Auskünfte.