Montag, 06. Mai 2024

Archiv

Europäische Musikstudenten an deutschen Hochschulen
Die Sopranistin Stelina Apostolopoulou

Was reizt junge Musiker, in Deutschland zu studieren? Die Rahmenbedingungen, ein besseres Studium, geringere Kosten oder noch andere Gründe? Im dritten Teil unserer Reihe stellen wir Ihnen heute die junge Sopranistin Stelina Apostolopoulou vor, die in Berlin studiert.

Von Peter Krause | 30.01.2017
    Die junge griechische Sopranistin Stelina Apostolopoulou
    Studiert Gesang in Berlin: Stelina Apostolopoulou (Elena Kalintzeou)
    Sie kommt aus einer Kleinstadt in Zentralgriechenland und lebt seit beinahe vier Jahren in Berlin. Stelina Apostolopoulou studiert Musik an der Berliner Universität der Künste und sie hat eine Schwäche für Opern, eine Leidenschaft, die ihr wortwörtlich in die Wiege gelegt wurde.
    "Meine Mutter hatte eine große Liebe für Gesang und irgendwie sie erfüllt ihre Träume für Musik durch mich. Das wurde mir übertragen. Sie hat ganz viel klassische Musik gehört. Sie sagt mir immer, also als ich in ihrem Bauch war, sie hat viel Callas gehört."
    Von Athen nach Berlin
    Stelina Apostolopoulou studierte, bevor sie nach Deutschland kam, bereits in Athen Musik; allerdings haben die griechischen Konservatorien in Europa nicht den besten Ruf und eine Ausbildung dort wird, obwohl es - wie sie sagt - sehr gute Lehrer gibt, hierzulande nicht anerkannt. Das Problem für die junge Studierende war vor allem die fehlende szenische Ausbildung in Griechenland.
    "Ich hatte das Gefühl, dass ich - nicht nur technisch sondern generell - weiter gehen will. Dass mir etwas fehlt, dass mir die Bühne fehlt, andere Bereiche, wo ich mich sängerisch auch entwickeln könnte."
    Deshalb lernte sie fünf Monate Deutsch und beschloss ihr Musikstudium da fortzusetzen, wo es nicht nur anerkannte Hochschulen gibt, sondern auch die Umgebung einigermaßen attraktiv ist für einen jungen Menschen.
    "Deutsch habe ich gelernt, weil ich wollte nach Berlin eigentlich fahren, also diese Modewelle kam auch zu mir, dass viele junge Leute nach Berlin einfach ziehen, weil es einfach viel los geht, das ist das Zentrum Europas. Aber wenn ich hier hergekommen bin, ich war so wie Baby, was für ein Sprache ist das in Berlin?"
    Hohe Anforderungen an die Stimme
    Ein Monat auf dem Konservatorium in Griechenland kostet ungefähr so viel wie ein Semester in Berlin und man bekommt keinen Studentenausweis für die kostenlose Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel dazu wie in Deutschland. Stelina Apostolopoulou liebt es zu singen, ist aber von den Anforderungen, die das Gesangsstudium mit sich bringt, manchmal auch erschöpft.
    "Ich wusste, dass ich in meinem Leben mit Gesang weitermachen will, ich hab das nicht Beruf genannt. Damals muss ich sagen, war ich weniger gestresst, als Gesang nicht als Beruf vorgekommen ist. Das habe ich mehr genossen. Das klingt ein bisschen hart, aber so ist das. Es macht nicht immer Spaß. Das ist auch die Wahrheit, die man versteckt und nicht sagt.
    "Ein Sänger ist so zwischen Tänzer und Instrumentalist. Weil wir haben ein Instrument, aber wir tragen das auch. Es leidet mit uns, also zum Beispiel, wenn wir nicht schlafen, es erholt sich auch nicht. Eine Geige geht in eine Tasche und bleibt da. Aber wir haben diese Instrument in unserem Körper und was unsere Körper und unsere Seele passiert, es wird sofort übertragen."
    Mit der Stimme und damit einem Teil des eigenen Körpers zu arbeiten erfordert viel Selbstdisziplin, sprich - eine zu heiß oder zu kalt gegessene Mahlzeit kann schon die Gesangsqualität beeinflussen. Stelina Apostolopoulou weiß, dass das "Griechin sein", die Nähe zum Orient, inklusive sich in ihrem Gesang bemerkbar macht. Sie liebt zum Beispiel sephardische Musik.
    "Das bringt natürlich andere Farben, andere Mentalität zum Singen. Genau diese orientalische Klänge, die haben nicht mit Lautstärke oder Viertelton zu tun, das ist was mentalisch, das ist was Emotionelles. Ein Viertelton kann auch ein Seufzen sein."
    Zwischen Hoffen und Bangen
    Noch dauert es mindestens zwei Semester, bis sie mit ihrem Studium fertig ist. Aber Stelina Apostolopoulou stellt sich schon jetzt existenzielle Fragen: Wie sieht mein Leben später aus? Werde ich Erfolg haben oder mich von einem Engagement zum nächsten hangeln? Manchmal überkommen die junge Griechin kleine Zweifel, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hat.
    "Ich will singen und ich will auch auf die Bühne. Das wissen alle, dass ein Sänger mit einem Koffer immer unterwegs ist. Und kann man das einen fertig machen. Man kommt zur Frage: Will ich ein stabiles Leben haben, ein stabilen Beruf oder ich bin bereit für eine Weile in der Schwebe zu sein. Weil ich habe ein Projekt für einen Monat oder eine Vorstellung .. was dann?"