Noch immer ist nicht geklärt, wo und wie sich die Gruppe der Menschartigen entwickelt hat, zu denen alle großen Menschenaffen und die menschliche Linie gehören. Das Problem der Paläontologie ist wie so oft, dass es zu wenige aussagekräftige Fossilien aus der Zeit vor 15 bis acht Millionen Jahren gibt. Ein neuer Fund aus der Nähe von Barcelona könnte dies ändern, sagt sein Entdecker Salvador Moyà-Solà.
"Wir haben die Gesichtsknochen und den Unterkiefer samt Zähnen eines männlichen, erwachsenen, ausgestorbenen Menschenaffen gefunden, der zwischen 38 und 50 Kilogramm schwer gewesen sein dürfte. Das Erstaunlichste an diesem Fund ist jedoch das flache Gesicht, das wir nur aus der menschlichen Linie kennen und schon gar nicht aus dieser frühen Zeit, der Fund ist rund zwölf Millionen Jahre alt."
Der Paläoanthropologe von der Freien Universität in Barcelona gab der bislang unbekannten Form den Namen Anoiapithecus brevirostris. Die wenigen Charakteristika, die sich im Gesicht des neuen Fossils bestimmen ließen, verglich er sowohl mit denen heutiger und ausgestorbener Menschenaffen, als auch mit einigen Frühmenschenformen. Moyà-Solà:
"Bestimmte Merkmale im Gesicht deuten an, dass unser Fund mit den frühen afrikanischen Menschenaffen verwandt sein könnte. Unser Fund zeigt, dass grundlegenden Merkmale, die die Gruppe der Menschartigen definieren, vor rund zwölf Millionen Jahren im mediterranen Raum entstanden sein könnten."
Demnach könnten die Vorfahren von Menschenaffen und Menschen auch aus Europa stammen und nicht wie bislang angenommen aus Afrika. Salvador Moyà-Solà ist sich der Brisanz seiner Theorie bewusst.
"Das Problem ist, dass es keine eindeutigen Beweise für die Hypothese gibt, dass die Menschenaffen und die menschliche Linie in Europa entstanden sein könnten. Aus der Zeit vor zehn bis acht Millionen Jahren gibt es weder in Europa noch in Afrika aussagekräftige Fossilien, die bei diesem Problem helfen könnten. Gleichzeitig gibt es aber auch keinen Beweis für die alte Theorie, dass die afrikanischen Menschenaffen wirklich in Afrika entstanden sind."
Christophe Soligo vom Institut für Anthropologie des University College London war an der Studie nicht beteiligt. Auf Anfrage per Email schreibt er, dass mit dem neuen Fund die These endgültig vom Tisch sei, dass die Vorfahren der Menschenartigen zwangsläufig ausschließlich aus Afrika stammen.
Damals war das Klima in Eurasien und Afrika ähnlich, so dass Wanderungen zwischen diesen Kontinenten plausibel erscheinen. Da sich Menschenaffen in Asien und in Afrika spezialisiert haben, können wir einfach nicht sagen, wo der letzte gemeinsame Vorfahre gelebt hat. Europa ist sicher ein Kandidat und wir können nicht ausschließen, dass dort einige der Vorfahren von Affen und Menschen gelebt haben, die später erst nach Afrika kamen, wo sie sich schließlich in die einzelnen Menschenaffen aufgespaltet haben.
Dies bedeute jedoch nicht, dass die Wiege der Menschheit in Europa und nicht in Afrika gestanden habe. Die Spezialisierung zur menschlichen Linie erfolgte erst wesentlich später, vermutlich vor gut sieben Millionen Jahren – und definitiv in Afrika. Wo der Grundstein für diese Entwicklung gelegt wurde, können nur weitere Fossilien klären. Salvador Moyà-Solà betonte im Interview, dass es noch mehr aussagekräftige Funde gebe. Diese seien zwar noch nicht wissenschaftlich beschrieben, würden aber noch in diesem Jahr veröffentlicht werden. Das spanische Erbe der Menschheit ist vielleicht größer als bislang vermutet.
"Wir haben die Gesichtsknochen und den Unterkiefer samt Zähnen eines männlichen, erwachsenen, ausgestorbenen Menschenaffen gefunden, der zwischen 38 und 50 Kilogramm schwer gewesen sein dürfte. Das Erstaunlichste an diesem Fund ist jedoch das flache Gesicht, das wir nur aus der menschlichen Linie kennen und schon gar nicht aus dieser frühen Zeit, der Fund ist rund zwölf Millionen Jahre alt."
Der Paläoanthropologe von der Freien Universität in Barcelona gab der bislang unbekannten Form den Namen Anoiapithecus brevirostris. Die wenigen Charakteristika, die sich im Gesicht des neuen Fossils bestimmen ließen, verglich er sowohl mit denen heutiger und ausgestorbener Menschenaffen, als auch mit einigen Frühmenschenformen. Moyà-Solà:
"Bestimmte Merkmale im Gesicht deuten an, dass unser Fund mit den frühen afrikanischen Menschenaffen verwandt sein könnte. Unser Fund zeigt, dass grundlegenden Merkmale, die die Gruppe der Menschartigen definieren, vor rund zwölf Millionen Jahren im mediterranen Raum entstanden sein könnten."
Demnach könnten die Vorfahren von Menschenaffen und Menschen auch aus Europa stammen und nicht wie bislang angenommen aus Afrika. Salvador Moyà-Solà ist sich der Brisanz seiner Theorie bewusst.
"Das Problem ist, dass es keine eindeutigen Beweise für die Hypothese gibt, dass die Menschenaffen und die menschliche Linie in Europa entstanden sein könnten. Aus der Zeit vor zehn bis acht Millionen Jahren gibt es weder in Europa noch in Afrika aussagekräftige Fossilien, die bei diesem Problem helfen könnten. Gleichzeitig gibt es aber auch keinen Beweis für die alte Theorie, dass die afrikanischen Menschenaffen wirklich in Afrika entstanden sind."
Christophe Soligo vom Institut für Anthropologie des University College London war an der Studie nicht beteiligt. Auf Anfrage per Email schreibt er, dass mit dem neuen Fund die These endgültig vom Tisch sei, dass die Vorfahren der Menschenartigen zwangsläufig ausschließlich aus Afrika stammen.
Damals war das Klima in Eurasien und Afrika ähnlich, so dass Wanderungen zwischen diesen Kontinenten plausibel erscheinen. Da sich Menschenaffen in Asien und in Afrika spezialisiert haben, können wir einfach nicht sagen, wo der letzte gemeinsame Vorfahre gelebt hat. Europa ist sicher ein Kandidat und wir können nicht ausschließen, dass dort einige der Vorfahren von Affen und Menschen gelebt haben, die später erst nach Afrika kamen, wo sie sich schließlich in die einzelnen Menschenaffen aufgespaltet haben.
Dies bedeute jedoch nicht, dass die Wiege der Menschheit in Europa und nicht in Afrika gestanden habe. Die Spezialisierung zur menschlichen Linie erfolgte erst wesentlich später, vermutlich vor gut sieben Millionen Jahren – und definitiv in Afrika. Wo der Grundstein für diese Entwicklung gelegt wurde, können nur weitere Fossilien klären. Salvador Moyà-Solà betonte im Interview, dass es noch mehr aussagekräftige Funde gebe. Diese seien zwar noch nicht wissenschaftlich beschrieben, würden aber noch in diesem Jahr veröffentlicht werden. Das spanische Erbe der Menschheit ist vielleicht größer als bislang vermutet.